Stühle stehen nach Schulschluss auf den Tischen in einem Unterrichtsraum
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Dem Teenstar-Verein wird Homophobie vorgeworfen. Nach BR-Recherchen ist ein Kurs des Vereins an einer Grundschule abgebrochen worden.

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Umstrittener Verein: Sexualpädagogik-Kurs an Schule abgebrochen

Ein Sexualpädagogik-Kurs an einer Grundschule im Landkreis Regensburg ist nach BR-Recherchen abgesagt worden. Dem Verein, der den Kurs abgehalten hat, werden Homophobie und christlicher Fundamentalismus vorgeworfen.

Das bayerische Kultusministerium und das Staatliche Schulamt Regensburg haben einen umstrittenen Sexualpädagogik-Kurs in der vierten Klasse einer Grundschule im Landkreis Regensburg abgesagt. Der Verein "Teenstar Deutschland e.V." sollte ihn als externer Partner abhalten – der steht aber wegen seiner Nähe zu christlichen Fundamentalisten in der Kritik.

Absage nach BR-Recherche

Im Zuge einer BR-Recherche war den Schulbehörden bekannt geworden, dass der Verein in dieser Woche einen mehrteiligen Workshop mit dem Namen "Ich und mein Körper. Meine Entwicklung verstehen – stark werden für die Jugendzeit" durchführt. Dieser wurde nach der ersten Einheit beendet. Das Kultusministerium bestätigte auf BR-Anfrage: Der Teen Star-Kurs sei nicht in Einklang mit den Bayerischen Richtlinien zur Familien- und Sexualerziehung. Noch am Montag wusste das zuständige Schulamt und das Kultusministerium nichts von dem Workshop.

Ein Sprecher des Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus erklärte auf BR-Anfrage, dass das zuständige Schulamt nach Bekanntwerden der Schule von sich aus Kontakt mit der betroffenen Schulleitung aufgenommen habe. Der Teenstar-Kurs sei in Einklang mit den Bayerischen Richtlinien zur Familien- und Sexualerziehung sofort abgebrochen worden. Die Eltern seien bereits informiert.

Homophobie-Vorwürfe gegen Teenstar-Verein

Kritiker wie die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft Bayern werfen dem Verein Homophobie und christlichen Fundamentalismus vor. In einer Broschüre von Teenstar, die für Teenager bestimmt ist, stehe beispielsweise, dass Selbstbefriedigung nicht "gesund" sei und für eine Beziehung zum Problem werden könne. Außerdem, dass zwei Männer oder zwei Frauen keine "wirkliche" Familie gründen könnten. In Österreich empfahl das Bildungsministerium schon vor etwa vier Jahren, nicht mit dem österreichischen Teenstar-Verein zusammenzuarbeiten, so der Sprecher des österreichischen Bildungsministers.

Die Vorsitzende des im unterfränkischen Leidersbach ansässigen Vereins "Teenstar Deutschland", Elisabeth Luge, bedauerte die Absage des Workshops in Regensburg und weist die Vorwürfe von Homophobie von sich. In den Grundschulkursen gehe es darum, Kinder stark zu machen für die Teenager-Zeit, die vor ihnen liegt. Es würden Inhalte zu Veränderungen des eigenen Körpers, des Körpers vom anderen Geschlecht und zur Entstehung und Entwicklung des Babys vermittelt.

Nach Schätzungen der Vorsitzenden des Vereins Teenstar Deutschland e.V. gibt der Verein pro Jahr etwa 15 Kurse an Schulen in Bayern. An welchen Schulen er aktiv ist, legt er allerdings aus Datenschutzgründen nicht offen. Nach Aussagen der Vorsitzenden Elisabeth Luge hat er deutschlandweit etwa 350 Mitglieder und wird von Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert.

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