Windräder bei Trogen
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Windräder bei Trogen. Mit 109 Windrädern liegt der Landkreis Hof bayernweit an der Spitze.

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Energiewende-Wunderland Oberfranken? Je nachdem…

In Oberfranken geht es bei erneuerbaren Energien voran – etwa beim größten kommunalen Solarpark in Poxdorf im Landkreis Forchheim. Oder dem Windparkprojekt am Rennsteig. Ist Oberfranken also vorn bei der Energiewende? Kommt auf den Blickwinkel an.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Die politische Aufmerksamkeit für die Energiewende in Oberfranken ist da. Etwa in Wunsiedel, mit seinem Energiepark und seiner Wasserstoffproduktion. Hier verkündete Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei einem seiner Besuche, es sei in Oberfranken in Sachen Energie "eine echt sexy Region entstanden mit sehr innovativen Ideen". Wunsiedel gilt als eine Art Labor, um die Energiewende zu erproben.

Bei der Windkraft ist Oberfranken führend

Voraussetzung auch für die Wasserstoffproduktion vor Ort ist ein großes Angebot an erneuerbar produziertem Strom. Hier kann Oberfranken vor allem bei der Windkraft einiges bieten. Obwohl Oberfranken der kleinste unter den bayerischen Regierungsbezirken ist, produziert es so viel Windstrom wie kein anderer. Besonders der Landkreis Hof sticht hervor: Hier stehen 109 Windkraftanlagen und damit allein rund zehn Prozent aller Windräder in Bayern.

Auch in Oberfranken sind jedoch zuletzt kaum noch Windräder dazu gekommen. Auch hier hatte die 2014 erlassene 10H-Mindestabstandsregel, die nur in Bayern gilt, den Ausbau der Windkraft praktisch zum Stillstand gebracht.

Wieder viele neue Windräder in Planung

Doch das ändert sich wieder. Als Folge vor allem des Wind-an-Land-Gesetzes des grünen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne) ist die 10H-Regel inzwischen faktisch bedeutungslos. Und nicht zuletzt infolge der Energiekrise ist das Interesse an neuen Windrädern sprunghaft angestiegen, berichtet Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern. Die ist in Ober- und Mittelfranken von der Staatsregierung als so genannter "Windkümmerer" eingesetzt. Und betreut inzwischen über 40 Kommunen allein in Oberfranken.

Ein Windpark hat in der Regel mehrere Windräder, längst nicht an allen Projekten sind die Windkümmerer überhaupt beteiligt. Deshalb geht Ruckdeschel davon aus, dass in Ober- und Mittelfranken derzeit Planungen für etwa 200 Windkraftanlagen laufen. Bis sie tatsächlich gebaut sind, wird es jedoch noch einige Jahre dauern.

Was Windkraft angeht, ist und bleibt Oberfranken also führend in Bayern. Was auch kein Wunder ist, denn hier weht viel Wind, es stehen also im Vergleich zu anderen Regionen des Freistaats mehr ertragreiche Standorte zur Verfügung.

Wenig Photovoltaik – aber auch wenig Sonne

Bei anderen Energieträgern sieht das Bild jedoch anders aus. Nach den letzten verfügbaren Daten des bayerischen Energieatlas von Ende 2020 belegt Oberfranken bei der Stromproduktion aus Photovoltaik unter den Regierungsbezirken sogar den letzten Platz. Das gilt auch, wenn man sie pro Quadratmeter Fläche rechnet und damit die Bezirke untereinander vergleichbar macht. Niederbayern produziert – auf die Fläche gerechnet – mehr als doppelt so viel Sonnenstrom wie Oberfranken. Das hat jedoch ebenfalls mit natürlichen Gegebenheiten zu tun – in Oberfranken gibt es bayernweit die wenigsten Sonnenstunden. Trotzdem sind auch in Oberfranken viele Solarpark-Projekte in der Pipeline, sagt Markus Ruckdeschel von der Energieagentur. Zum Beispiel mehrere hundert Megawatt im nördlichen Landkreis Kronach.

Viel eigener Strom in Hof – wenig in Kronach

Was den Grad der Eigenversorgung mit erneuerbarem Strom angeht, stehen die oberfränkischen Landkreise bisher sehr unterschiedlich da. Während der Landkreis Hof 140 Prozent des dort verbrauchten Stroms selbst erneuerbar produziert – obwohl dort viele Industrieunternehmen stehen – liegt die Selbstversorgungsquote des Landkreises Kronach nur bei 18 Prozent. Das wird sich jedoch ändern, wenn dort in einigen Jahren der am Rennsteig geplante große Windpark ans Netz geht.

Ohne Flüsse keine Wasserkraft

Bisher deckt Oberfranken insgesamt ungefähr 60 Prozent seines Stromverbrauchs aus eigener erneuerbarer Produktion – unter den Regierungsbezirken ein Platz im Mittelfeld. Niederbayern liegt hier mit 91 Prozent Eigenversorgung an der Spitze. Allerdings kommen vom erneuerbaren Strom in Niederbayern auch 40 Prozent aus Wasserkraft, vor allem von Donau und Inn. So große Flüsse gibt es in Oberfranken eben nicht.

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