Kinderarzt impft Buben
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Tizian bekommt von Kinderarzt Guido Judex seine Corona-Impfung.

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Corona-Impfung für 5- bis 11-Jährige: Viele Eltern warten nicht

Nach Empfehlung der Ständigen Impfkommission will Biontech heute den Corona-Impfstoff für Kinder zwischen fünf und elf Jahren ausliefern. Einige Eltern wollten nicht warten und haben ihre Kinder bereits impfen lassen. Zum Beispiel in Regensburg.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Bevor Kinderarzt Guido Judex den drei Kindern von Familie Güßbacher den Corona-Impfstoff spritzt, klärt er die Eltern umfassend über die Nebenwirkungen auf. "Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Rötung der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, all solche Dinge. Wichtig ist mir immer: Das Ganze heute oder morgen! Nicht länger und nicht später!" Die Eltern Heike und Konrad Güßbacher unterschreiben die notwendigen Formulare: Tizian, elf Jahre, Valentina, neun Jahre, und Fabienne, sechs Jahre, sollen heute geimpft werden - zum bereits zweiten Mal.

Kinderimpfstoff: Ein Drittel der Dosis

Die Kinder von Güßbachers sind drei von bereits einigen Kindern zwischen fünf und elf Jahren, die Kinderarzt Judex in den letzten Wochen gegen Corona geimpft hat. Dabei soll der "Kinderimpfstoff" von Biontech erst ab dem heutigen Montag lieferbar sein. Judex verwendet einfach eine geringere Dosis des Impfstoffs, der bisher an Jugendliche und Erwachsene gegeben wurde; nur eben zehn statt 30 Mikrogramm.

Für den Arzt spricht nichts dagegen. "Wenn ich einem größerem Kind eine halbe Ibu-Tablette gebe, würde niemand auf die Idee kommen, das sei nicht zugelassen. Der Wirkstoff ist da, der Wirkstoff ist der Gleiche und ändert sich auch gar nicht."

Kinderarzt: Risiko ist bei einer Corona-Infektion größer

Was sich aber nahezu täglich ändert, ist die Zahl der positiven Corona-Fälle. Das muss auch Mutter Heike Güßbacher erfahren, als kurz vor der Impfung Tizians Schule anruft: Ein Mitschüler von Sohn Tizian ist positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Der Elfjährige muss in Quarantäne, sagt die Schule. Für die Eltern ein Grund mehr, warum sie ihre Kinder impfen lassen. "Allein in der Klasse von Tizian haben wir vier oder fünf Fälle von Corona. Also es kommt immer näher. Die Kinder oder auch wir werden Corona über kurz oder lang kriegen. Die Frage, impfen oder nicht, stellt sich nicht."

Für die Ständige Impfkommission (Stiko) sind noch Fragen offen. Die Stiko empfiehlt eine Corona-Impfung für fünf- bis elfjährige Kinder nur bei Vorerkrankungen. Für Kinderarzt Guido Judex gibt es dagegen für alle nur wenig Alternativen. Zwar kann er auch die Bedenken mancher Eltern verstehen. Aber letztlich gebe es nur zwei Optionen, sagt Judex: Das Kind steckt sich an, oder man lässt es impfen "Und da ist einfach vollkommen klar, dass die möglichen Risiken einer Infektion um Längen das Risiko einer Impfung übertreffen."

Kinder vertragen Corona-Impfung meist besser als Erwachsene

Auch viele Virologen befürworten eine Impfung auch ohne Vorerkrankung. In einem Interview mit den ARD Tagesthemen begrüßt Christian Drosten, Virologe an der Charité in Berlin, die Entscheidung der Stiko. Aber: "Ich kann nur raten, die Kinder impfen zu lassen; wegen des Schulbetriebs, wegen der Gefahr der eigenen Erkrankung, auch mit Blick Richtung Südafrika, wenn es sich bewahrheiten sollte, dass die Verläufe schwerer sind bei Kindern." Die neue Bundesregierung steht vorläufig hinter der Entscheidung der Stiko, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bekräftigt. "Die Stiko ist wissenschaftlich frei und da sollte sich die Politik nicht einmischen."

Kinderarzt Guido Judex ist von der Impfung überzeugt. Die Erfahrungen bestätigen ihn. "Interessanterweise ist es so, dass wir als Kinderärzte bei allen Impfungen sehen, dass die Kinder besser vertragen als Erwachsene. Ich habe eine geringere Impfdosis mit weniger Nebenwirkungen, aber eine bessere Immunantwort."

Auch Tizian Güßbacher und seine Schwestern Valentina und Fabienne können die Impfung nur empfehlen: "Ist ja auch zum Schutz für die anderen. Und wenn alle geimpft sind, dann hört Corona auch irgendwann auf", sagt Tizian und zieht bereitwillig einen Ärmel seines T-Shirts über die Schulter. Kinderarzt Judex setzt die Spritze am Oberarm an, drückt durch, zieht die Nadel wieder raus, klebt ein buntes Pflaster drauf, fertig.

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Familie Güßbacher bei der Corona-Impfung

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