Landwirtschaftlicher Brunnen mit Pumpe (Symbolbild)
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Offenbar Wasserzähler manipuliert: Anklage gegen Landwirt

An zwei seiner landwirtschaftlichen Brunnen sollen Wasserzähler rückwärtsgelaufen sein. Nun hat die Staatsanwaltschaft Würzburg gegen einen Landwirt aus dem Raum Würzburg wegen "Fälschung technischer Aufzeichnungen" Anklage erhoben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Der Fall erregte im Hitzesommer 2022 große Aufmerksamkeit: In der Bergtheimer Mulde im Landkreis Würzburg soll ein landwirtschaftlicher Wasserzähler rückwärtsgelaufen sein. Eine Bürgerinitiative hatte darauf aufmerksam gemacht. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Würzburg Anklage erhoben – wegen "Fälschung technischer Aufzeichnungen in zwei tatmehrheitlichen Fällen", wie es auf Anfrage heißt. Demnach darf der Beschuldigte aus mehreren Brunnen im Landkreis Würzburg Wasser entnehmen. Er verfügt über eine entsprechende Genehmigung des Landratsamtes.

Rückwärts laufende Wasseruhren

Zwei der Brunnen allerdings sollen im vergangenen Sommer möglicherweise manipuliert gewesen sein, "sodass die Wasseruhren rückwärts liefen", teilen die Ermittler mit. Nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft lasse sich derzeit nicht absehen, ob und wann es möglicherweise zu einer Verhandlung am Amtsgericht Würzburg kommen könnte.

Landtagsabgeordnete verlangten nach Medienberichten Aufklärung

Im September 2022 hatten das ARD-Politikmagazin "report München" sowie die "Main Post" von einer Wasseruhr an einem Brunnen in der Nähe von Bergtheim berichtet, die möglicherweise rückwärtslief. Bürgerinnen und Bürger der Initiative "Wasser am Limit" hatten dokumentiert, wie ein Wasserzähler am 21. August 2022 nach ihren Angaben 1.800 Kubikmeter weniger Entnahme anzeigte als zwei Tage zuvor. Unterfränkische Grünen-Abgeordnete im Bayerischen Landtag forderten daraufhin eine Aufklärung zu einem möglichen Wasserdiebstahl.

Der Landwirt, der den Brunnen betreibt, konnte den Vorfall aus Sicht der unterfränkischen Grünen-Abgeordneten nicht zufriedenstellend erklären. Die Gegend um Bergtheim ist für Gemüseanbau bekannt. Vielerorts in Unterfranken dürfen Landwirte Wasser aus dem Boden entnehmen. Ohne Bewässerung ist Gemüseanbau in der trockenen Region kaum möglich.

Bald digitale Wasserzähler im trockenen Unterfranken

Die Regierung von Unterfranken denkt derzeit darüber nach, in der "Bergtheimer Mulde" digitale Wasserzähler installieren zu lassen. Vorgesehen ist, dass ab 2024 testweise erste Geräte im Landkreis Würzburg kommen könnten. Das Pilotprojekt geht auf eine Initiative der unterfränkischen Wasserwirtschaftsbehörden zurück. Geplant sind nach einer Testphase im Jahr 2024 im darauffolgenden Jahr rund 100 Entnahmestellen in der "Bergtheimer Mulde" mit der Technik auszustatten.

Über eine mobile Datenverbindung hätten die Behörden dann in Echtzeit Daten über die tatsächlichen Entnahmemengen der Brunnen. Auch die Grundwasserstände an den Brunnen sollen über die Verbindung übermittelt werden. Bislang haben die Behörden in Unterfranken nur einen lückenhaften Überblick darüber, wie viel Wasser wo abgepumpt wird, wie eine gemeinsame Recherchen des BR und der Main-Post.

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