"Gehen oder bleiben?" Unter diesem Motto startet das Würzburger Kolpingwerk eine Hotline zum Thema Kirchenaustritt.
Bildrechte: Kolpingwerk Mainfranken

Aus der Kirche austreten oder bleiben - eine Hotline des Würzburger Kolpingwerks soll Unterstützung in der Entscheidungsfindung bieten.

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Kolping-Mainfranken GmbH startet Hotline für zweifelnde Gläubige

Der Kirche laufen die Mitglieder davon, die Zahl der Austritte ist auf ein Rekordniveau gestiegen. Kolping-Mainfranken will nicht mehr tatenlos zusehen und bietet Menschen, die überlegen aus der Kirche auszutreten eine telefonische Beratung an.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

"Gehen oder Bleiben" – darüber machen sich in den letzten Jahren immer mehr Menschen Gedanken, wenn es um den Verbleib in der Kirche geht. Aus diesem Grund startet der katholische Sozialverband Kolping Mainfranken mit Sitz in Würzburg ab 6. Juni unter diesem Motto eine Hotline, um zweifelnden Gläubigen bei ihrer Entscheidungsfindung zu helfen. Die Anrufer können hier anonym und in einem geschützten Rahmen über ihre Gedanken und Gefühle zum Thema Kirchenaustritt sprechen.

Ziel ist es, sich in einem offenen und vertraulichen Gespräch austauschen zu können und neue Anregungen zu erhalten. Niemand soll in eine bestimmte Richtung gedrängt werden, teilt Kolping mit.

Geschultes Personal: Zuhören ist wichtig

Ehrenamtliche wurden für die Gespräche in den letzten Monaten eigens geschult. In mehreren Schulungseinheiten haben sie sich über inhaltliche Fragen zum eigenen Glauben, der Institution Kirche sowie insbesondere auch das Führen von Gesprächen am Telefon weiterbilden lassen. Dabei wurden sie fachlich angeleitet und werden auch nach dem Start der Hotline durch Supervision weiter begleitet.

"Die Gespräche werden Dinge aufwerfen, wo man selber erstmal zurechtkommen muss, die man verarbeiten muss. Viel Ärger, viel Frust, der am Telefon aufkommt. Damit müssen die Ehrenamtlichen umgehen können. Wichtig ist jedoch das Zuhören, und dass sie vielleicht den ein oder anderen Impuls geben können, über eine Entscheidung nachzudenken", so Peter Langer, Bildungsreferent bei Kolping Mainfranken gegenüber BR24. Er hat das Projekt in den letzten Monaten federführend vorbereitet und unterstützt die Ehrenamtlichen mit Rat und Tat.

Hotline bietet Austausch und Unterstützung

Mit der Hotline startet Kolping nach eigenen Angaben ein komplett neuartiges Angebot, dem bisher im Bistum Würzburg nichts Vergleichbares gegenübersteht. In anderen Städten gibt es bereits derartige Gesprächsangebote, etwa in Regensburg oder in Nürnberg. Auch in Würzburg wolle man nicht tatenlos zusehen, wie die Austrittszahlen der Kirche zunehmen, sondern die Menschen mit ihren Zweifeln, Gedanken und Unsicherheiten nicht alleine lassen, sagt Langer.

Dabei gehe es nicht um ein Für und Wider die Kirche, sondern darum, Menschen zu begleiten und auf ihrem Weg der Entscheidung zu unterstützen. "Es gibt auch viele Zweifel bei sehr glaubensfesten Menschen, da reicht ein Blick in den eigenen Freundeskreis", ergänzt Peter Langer. Diese Gläubigen überlegen und hadern, leiden an Strukturen und Regeln der Institution – nicht zuletzt auch an den Krisen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der Kirche. Das Angebot richtet sich jedoch an alle Menschen. "Wir sind gespannt, wie das Angebot der Hotline angenommen wird", so der Bildungsreferent.

Austrittszahlen in Würzburg verdoppelt

Die Zahlen der Katholiken sinken in einer Talfahrt wie nie zuvor. Doch auch die evangelische Kirche verliert immer mehr Mitglieder. Im Bistum Würzburg sind im Jahr 2021 mehr als 10.500 Menschen aus der Kirche ausgetreten, allein in der Stadt Würzburg waren es 1.323 Gläubige. Im vergangenen Jahr waren es in Würzburg mit 2.661 doppelt so viele Kirchenaustritte. Für das gesamte Bistum liegen für 2022 noch keine Zahlen vor. Die Hotline wird wöchentlich immer dienstags in der Zeit von 12:00 bis 14:00 Uhr unter der Telefonnummer 0931-4537-1777 erreichbar sein.

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