Eine behutsames Pflege ist wichtig im Dauerwald
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Eine behutsames Pflege ist wichtig im Dauerwald

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Dauerwald - Ist das der Wald der Zukunft?

Wie sieht der perfekte Wald aus? Darüber diskutierten Förster auf der Bundestagung der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft im fränkischen Bad Windsheim. Ihr Ziel: "Dauerwälder" erschaffen. Aber was ist ein Dauerwald?

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Stabile Mischwälder - das ist das Ziel vieler Waldbesitzer und Förster. Aber die Förster der "Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft" hatten sich vor gut 70 Jahren ein höheres Ziel gesetzt: den "Dauerwald". Dauerwald ist mehr als "nur" eine gute Mischung aus drei bis vier Baumarten. Im Dauerwald stehen dünne, dicke, große, kleine, erntereife und Bäume von einem Dutzend Baumarten bunt nebeneinander. Maximale Vielfalt auf der gesamten Waldfläche.

Dauerwald erneuert sich selbst

Christoph Arndt betreut bei der Fürstlich Castell'schen Forstverwaltung einen Dauerwald. Er zeigt auf einige umgestürzte Bäume: Eine Windhose sauste in den Bestand und haute einige Buchen um, ihre Wurzelteller stehen senkrecht nach oben. Aber ein solches Loch mache gar nichts, so Arndt, denn drumherum stehen 50 Bäume in allen möglichen Altersstufen bereit, um die Lücke zu füllen. Dieser Wald ist dauerhaft, er erneuert sich ständig selbst. Aber der Weg zum Dauerwald ist lang und arbeitsintensiv, sagt Christoph Arndt.

Pflegen, pflegen, pflegen

"Man muss ständig pflegen, den Wald beobachten und das Wichtigste: sich Zeit lassen." Jede Baumart hat andere Bedürfnisse und reagiert anders auf menschliche Eingriffe. Der Förster muss behutsam vorgehen. Beispiel: das sogenannte Ringeln. Die Waldarbeiter sollen einer jungen Eiche mehr Licht geben, damit sie zu einem dicken Baum heranwachsen kann. Normalerweise würde man die umstehenden Buchen fällen, hier werden sie "geringelt". Das heißt, an einer Stelle wird die Rinde um den Stamm herum abgefeilt. So stirbt die Buche langsam ab und die Eiche kann sich Stück für Stück daran gewöhnen, mehr Licht zu bekommen.

Im Video: Naturgemäße Waldwirtschaft: Ist der Dauerwald der Wald der Zukunft?

Totholz und Biberburg

Der Dauerwald hat viele Facetten. An manchen Stellen glaubt man, in einem Naturschutzgebiet zu sein, so viele alte Bäume und tote Bäume stehen hier. Aber auch Totholz, Spechtlöcher und Fledermaushöhlen gehören zum Dauerwald. In einem Erlenbruch hat der Biber den Bachlauf angestaut. Kein Problem für Christoph Arndt: Der Staudamm hält das Wasser im Wald. In trockenen Zeiten eine gute Sache.

Eines ist Christoph Arndt ganz wichtig: Dauerwald sei kein Natur-, sondern ein Wirtschaftswald. Er zeigt auf einige blau markierte Erlen: "Wir wirtschaften hier. Diese Erlen werde ich als gutes Möbelholz verkaufen, wenn sie dick sind." Der Förster werde dafür jedoch Pferde einsetzen statt eines Harvesters.

Dauerwald: Idee 100 Jahre alt

Der Dauerwald ist ein Ideal, das der Forstwissenschaftler Alfred Möller bereits vor 100 Jahren entwickelt hat: der Wald als Organismus, der sich selbst regeneriert. Förster wie Christoph Arndt verpflichten sich heute, nach den Maßstäben der "naturgemäßen Waldwirtschaft" so achtsam und sorgfältig zu arbeiten, dass Dauerwälder wie der im unterfränkischen Castell entstehen können.

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