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GRIPS Deutsch 15 Kannst du spannend erzählen?

Unglaublich, was dir passiert ist! Du musst das sofort deinen besten Freunden erzählen. Aber wie anfangen? Wie verstehen sie, wie toll dein Erlebnis war? Hier findest du Tricks und Tipps zum mündlichen Erzählen und Berichten!

Stand: 10.08.2011 | Archiv

Illustration GRIPS Deutschlehrerin- Lektion 15 | BR | Bild: BR

Eine gute Erzählung ist packend, spannend und bleibt im Gedächtnis. Manche Menschen haben ein natürliches Talent und können einfach fesselnd erzählen - und die Zuhörer hängen an ihren Lippen. Andere tun sich schwer. Doch es gibt vieles, was man erlernen kann, um ein guter Erzähler zu werden. Deshalb findest du hier, wie Erzählungen aufgebaut, aus welcher Sicht sie erzählt und wie sie spannender gestaltet werden können.

Warum das Erzählen früher so wichtig war

In früheren Zeiten konnten nur sehr wenige Menschen lesen und schreiben. Das Erzählen von Geschichten und mündlichen Berichten über Ereignisse war für viele daher die einzige Möglichkeit sich zu informieren oder sich an langen Abenden zu unterhalten. So manche der alten Geschichten kennen wir noch heute als Märchen, Sagen oder Fabeln. Auch viele Sprichwörter sind damals entstanden. Einige Erzähler konnten ihre Zuhörer besonders begeistern.

Aus welcher Sicht erzählst du?

Du hast die Wahl zwischen zwei Perspektiven, das heißt aus wessen Sicht du die Geschichte erzählen möchtest: die Ich-Perspektive und der Allwissende Beobachter. Beide haben ihre Vorteile. Du musst je nach Geschichte entscheiden, welche deiner Ansicht nach besser passt.

Perspektiven

Ich-Perspektive

Ich-Perspektive
Du erzählst aus Sicht einer beteiligten Person. Dadurch weißt du, was diese Person fühlt, erlebt, sieht, ... Du bist dann die Person und sagst auch "ich", "mir", "meine", ... Diese Perspektive bietet sich immer an, wenn du von Ereignissen erzählst, die dir passiert sind.

Allwissender Beobachter

Allwissender Beobachter
Als Beobachter stehst du außerhalb der Geschichte. Du spielst nicht direkt mit. Dafür bist du aber allwissend. Du kennst die Hintergründe und alle Personen, ihre Charakterzüge, wie sie fühlen, welche Absichtenn sie haben und so weiter. Du sagst: "er", "ihr", "ihm", ...

Der Aufbau von Erzählungen

Wie jede schriftlich erzählte Geschichte, hat auch eine mündlich erzählte einen bestimmten Aufbau. Der Unterschied ist, dass sich eine mündlich erzählte Geschichte bei jedem Mal erzählen ein wenig verändert. So lange die grundlegende Handlung gleich bleibt und damit auch die Aussage, macht das nichts. Es soll sogar so sein.

Aufbau einer Erzählung

Erzählung

Im Prinzip besteht auch eine mündliche Erzählung aus drei Bestandteilen:

  • Einleitung, die den Hintergrund erklärt.
  • Hauptteil, in dem etwas Besonderes passiert, mit Höhepunkten und Verstrickungen.
  • Schluss, mit Auflösung wie einer moralischen Aussage oder einem spaßigen Schluss.

Einleitung

Am Anfang - Neugier wecken
In der Einleitung gibst du deinen Zuhörern eine Orientierung darüber, wovon die Geschichte handelt. Du solltest also sagen, um wen es geht, wo und wann die Geschichte spielt usw.. Dadurch können deine Zuhörer sich in die Geschichte hineindenken und sich die Dinge besser vorstellen. Indem du so den Hintergrund erklärst, lenkst du die Erwartungen des Publikums in die von dir beabsichtigte Richtung.

Hauptteil

Erzählung ausschmücken und entwickeln
Im Hauptteil muss etwas Bemerkenswertes und Ungewöhnliches passieren, damit deine Geschichte spannend bleibt. Vielleicht gibt es eine unvorhersehbare Wendung und alles entwickelt sich anders, als deine Zuhörer zunächst annahmen. Solche dramatischen oder lustigen Ereignisse sind gute Höhepunkte für deine Geschichte.

Schluss

Und die Moral von der Geschichte ...
Im Schluss deiner Geschichte lösen sich alle Verstrickungen auf und oft wird an dieser Stelle eine moralische Aussage deutlich. Das heißt, deine Zuhörer sollen etwas aus der Geschichte lernen. Mal ist dieser tiefere Sinn der Geschichte mehr, mal weniger offensichtlich. Du kannst am Schluss der Geschichte auch eine persönliche Wertung abgeben.

Vortrag der Geschichte

Das Besondere an der mündlichen Erzählung bist du, der Erzähler, der die Geschichte mit ihren Figuren lebendig werden lässt.

Beachte folgende Tipps:

  • Überlege dir einen "roten Faden" für die Geschichte. Was willst du wann erzählen?
  • Stichworte auf Karteikarten sind o.k. Versuche dennoch die Geschichte möglichst frei zu erzählen.
  • Leichte Übertreibungen machen etwas anschaulich.
  • Beziehe das Publikum mit ein. Stelle zum Beispiel eine Frage oder lasse dein Publikum auf ein Stichwort von dir ein Geräusch machen.
  • Benutze unterschiedliche Stimmlagen für unterschiedliche Figuren. Zum Beispiel hat der Räuber eine tiefe Stimme, die Hexe eine schrille.
  • Deine Mimik und Gestik sind wichtig. Schneide Grimassen, hole weit mit den Armen aus, wenn du etwas Großes beschreibst usw.
  • Beschreibe die Figuren, die Landschaft, oder Gegenstände sehr genau, damit dein Publikum sie sich gut vorstellen kann. Verwende dazu unterschiedliche beschreibende Adjektive.
  • Benutze eine bildhafte Sprache, um anschaulich zu beschreiben. Beispiel: "Er wurde rot wie eine Tomate".
  • Stelle Gefühlsregungen dar und benenne sie nicht einfach nur. Beispiel: "Sie zitterte vor Angst".
  • Drücke dich umgangssprachlich aus, so wie du dich unterhältst.

Der Bericht

Beim Erzählen einer Geschichte kannst du deiner Fantasie freien Lauf lassen. Beim Berichten eines Ereignisses kommt es jedoch auf Genauigkeit an.

Achte auf folgende Punkte

  • Auch beim Bericht stellst du in der Einleitung die beteiligten Personen vor.
  • Folgende Fragen müssen in deinem Bericht beantwortet werden: wer, was, wann, wo?
  • Erzähl der Reihe nach. Was zuerst passiert ist, wird zuerst berichtet.
  • Der Bericht dient der sachlichen Information deines Publikums. Persönliche Wertungen solltest du weglassen.
  • Beschreibe wichtige Einzelheiten genau, aber werde nicht zu ausführlich.

Fachbegriffe und was sie bedeuten

Text kamen einige Begriffe vor, die fett geschrieben wurden. Im Folgenden werden sie näher erklärt. Klick dich einfach durch oder such den Begriff, der dich interessiert und klick ihn an.

Erzählen und Berichten

Märchen ...

Märchen, Sagen und Fabeln
Märchen sind alte Erzählungen, in denen Wunder möglich sind. Sagen haben manchmal einen geschichtlichen Hintergrund. Zum Beispiel haben die Personen in der Geschichte zwar wirklich gelebt, es ist aber nicht sicher, dass die über sie erzählte Geschichte so stimmt. Fabeln handeln oft von Tieren, die wie Menschen sprechen und handeln. Sie haben alle gemein, dass in ihnen eine moralische Aussage versteckt ist. Das heißt, man soll aus ihnen etwas lernen.

Sprichwörter

"Der frühe Vogel fängt den Wurm."
Sprichwörter beinhalten einen Ratschlag oder eine Lebensweisheit.
Beispiele sind:
"Hunde, die bellen beißen nicht."
"Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein."

Hintergrund

Das Drumherum einer Geschichte
Mit dem Hintergrund einer Geschichte ist ihr Rahmen gemeint. Das heißt, wo und wann sie spielt und welche Personen vorkommen. Sind die Hauptpersonen ein Ritter und eine Prinzessin, denken deine Zuhörer vermutlich sofort an Rüstungen, Burgen, Pferde und stellen sich die Personen im Mittelalter vor. Geht es um Piraten, denken sie wohl eher an Schiffe, Kanonen und Schätze.

Moral

Und die Moral von der Geschicht ...
Die Moral ist eine Übereinkunft darüber, welches Handeln als richtig und gut und welches Handeln als falsch und schlecht angesehen wird. Viele Märchen, Sagen und Fabeln wollen den Zuhörer belehren. In den Geschichten wird daher richtiges, gutes Handeln reich belohnt. Falsches, schlechtes Handeln streng bestraft. Zum Beispiel erhält der gute Bauernsohn ein halbes Königreich und die Prinzessin. Die böse Stiefmutter wird dagegen verbrannt.

Stimme

"Sie rief mich mit schriller, zittriger Stimme ..."
Jeder Mensch hat eine eigene Stimmlage. Das bedeutet, dass die Stimme hoch oder tief ist. Sie klingt weich oder eher kratzig, brummelig oder piepsig. Mit der Stimmlage verbindet der Hörer auch bestimmte Gefühle oder Charaktereigenschaften.

Mimik

"Sein lang ausgestreckter Arm deutete in die Ferne."
Mit der Mimik ist der wechselnde Gesichtsausdruck gemeint. Der Erzähler schaut zum Beispiel traurig oder erstaunt. Mit der Gestik sind Gebärden, die der Erzähler mit seinen Händen, Armen und dem ganzen Körper macht, gemeint. Das heißt, er stellt etwas mit seinen Händen oder dem Körper dar, macht zum Beispiel das O.K.-Zeichen oder schüttelt den Kopf.


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