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Sonnenaufgang & Sonnenuntergang Die Sonne triumphiert im Juni

Eine laue Sommernacht, was will man mehr? Na, ein richtiges Sternenmeer! Doch dafür ist die Juninacht fast zu kurz. Denn jetzt dominiert ein einziger Stern: die Sonne. Mehr über lange Tage und Weiße Nächte rund um die Sommersonnwende.

Von: Heike Westram

Stand: 28.05.2024 09:00 Uhr

Für Sternengucker ist der Juni eigentlich ein Albtraum: Nur ein, zwei Stunden lang ist nachts der Himmel wirklich so finster, dass auch die schwächsten Objekte sichtbar werden. Denn unser nächster Stern beherrscht jetzt das Firmament: Der Juni gehört der Sonne.

Sommersonnwende - astronomischer Sommeranfang

Die Sonne ist in diesem Monat die Königin am Himmel. Am 20. Juni ist Sommersonnenwende, der astronomische Sommeranfang: Die Erde erreicht auf ihrer Runde um die Sonne den Punkt, an dem sich die Nordhalbkugel durch die schrägstehende Erdachse maximal zur Sonne neigt. Aus unserem Blickwinkel auf die Sonne bedeutet das: Sie rutscht maximal "nach oben", an ihre nördlichste Stelle. Am Firmament ist das ein relativ fixer Punkt im Sternbild Stier: der sogenannte Sommerpunkt, den die Sonne am 20. Juni 2024 genau um 22.51 Uhr durchschreitet.

Es ist der längste Tag des ganzen Jahres: Mehr als 16 Stunden vergehen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Die Sonne wandert dabei einen weiten Bogen: vom Aufgang im Nordosten zum Untergang im Nordwesten. Mittags am 20. Juni erreicht die Sonne den höchsten Punkt über dem Horizont, den sie bei uns je hat: In einem Winkel von über 65 Grad scheint sie jetzt herab - steiler wird es bei uns nicht.

Auf- und Untergangszeiten im Juni

Tageslänge im Juni

Insgesamt ändert sich die Tageslänge im Juni allerdings wenig: Anfang Juni ist der Sonnenaufgang um 5.17 Uhr, Sonnenuntergang um 21.06 Uhr. Am längsten Tag, dem 20. Juni, erscheint die Sonne morgens vier Minuten eher und bleibt abends elf Minuten länger - insgesamt wachsen die Tage um eine Viertelstunde. Bis zum Monatsende nimmt die Tageslänge bereits wieder um vier Minuten ab: Der Sonnenaufgang erfolgt Ende Juni vier Minuten später als zur Sonnwende, der Sonnenuntergang bleibt gleich.

Tageslänge & Dämmerung (Zeiten für München)
Juni1.6.20.6.30.6.
Beginn astron. Dämmerung2.22 Uhr1.50 Uhr2.02 Uhr
Sonnenaufgang5.17 Uhr5.13 Uhr5.17 Uhr
Tageslänge15 h 49 min16 h 4 min16 h 0 min
Sonnenuntergang21.06 Uhr21.17 Uhr21.17 Uhr
Ende astron. Dämmerung0.00 Uhr0.40 Uhr0.32 Uhr

Frühester Sonnenaufgang, spätester Sonnenuntergang

Die Sommersonnwende ist zwar der längste Tag im Jahr, aber weder der Tag mit dem frühesten Sonnenaufgang noch immer der mit dem spätesten Sonnenuntergang.

Der früheste Sonnenaufgang im ganzen Jahr ist schon am 16. Juni, vier Tage vor der Sonnenwende: Die Sonne erscheint etwa eine halbe Minute früher als am 20. Juni. Der späteste Sonnenuntergang ist dagegen erst sechs Tage nach der Sommersonnenwende, am 26. Juni: Dann geht die Sonne eine halbe Minute später unter als am 20. Juni.

Die Sonnenzeit, die eine Sonnenuhr misst, und die mittlere Zeit, die wir mit unseren heute gängigen Uhren messen, stimmen kaum mal überein. Das würden sie nur, wenn die Erde mit gerader Achse auf einer kreisrunden Bahn um die Sonne kreisen würde. Dann gäbe es aber auch keine Jahreszeiten und alle Tage wären gleich lang.

Doch unsere "schiefe" Achse und leicht elliptische Umlaufbahn sorgen im Zusammenspiel dafür, dass die Sonnenuhr fast immer ein bisschen vor- oder nachgeht - um bis zu einer Viertelstunde. Wie das genau funktioniert, ist einen eigenen Artikel wert - wie den hier empfohlenen.

Den Unterschied zwischen Sonnen- und mittlerer Zeit nennt man Zeitgleichung.

Lange Dämmerung, kurze Nächte

Nicht nur die Tage werden länger, auch die Dämmerung streckt sich: Drei bis dreieinhalb Stunden vergehen nach Sonnenuntergang, bis es wirklich finster ist. Die magische blaue Stunde verzaubert die Sommerabende: Erst nach einer Dreiviertelstunde endet die bürgerliche Dämmerung bei uns.

Je länger die Dämmerung dauert, umso deutlicher macht sich die Blaue Stunde bemerkbar. So heißt der Moment gegen Ende der bürgerlichen Dämmerung, wenn die Sonne etwa sechs Grad (drei Fingerbreit) unter dem Horizont steht. Der Himmel ist dann genauso hell wie die künstliche Beleuchtung. So entsteht eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung, die die blaue Stunde so magisch und bei Fotografen beliebt macht.

Danach folgen kurze Nächte: Nur gut zwei Stunden lang ist es im Süden Deutschlands Anfang Juni wirklich stockduster, von Mitternacht bis nach zwei Uhr. Und die Nacht schrumpft noch etwas: Zur Sommersonnwende ist es nur noch etwas über eine Stunde lang finster, Ende Juni dann wieder anderthalb Stunden. Im Süden wird es immerhin noch kurz ganz dunkel - weiter im Norden gar nicht mehr.

Weiße Nächte

Die Sonne ist im Juni so weit im Norden, dass sie mittags hoch und nachts nicht tief steht: Sie sinkt nicht mehr weit unter den Horizont - von Süddeutschland aus gesehen nur noch knapp zwei Handbreit tief. Je weiter Sie nach Norden reisen, umso weniger tief sinkt die Sonne. Und umso kürzer und heller wird die Nacht. Schon in Frankfurt am Main wird es im Juni nicht mehr ganz finster: Die astronomische Dämmerung endet nicht mehr. Auf Höhe von Flensburg sind die Sternbilder nur gerade noch zu erkennen: Dort bleibt es bei der nautischen Dämmerung, die astronomische setzt gar nicht ein. Und in weiten Teilen Skandinaviens dämmert es nur noch ein wenig - dort herrschen die Weißen Nächte mit bürgerlicher Dämmerung die ganze Nacht.

Polartag über dem Polarkreis und am Nordpol

Mancherorts geht im Juni die Sonne gar nicht mehr unter: Es ist Polartag über dem Polarkreis - rund um die Uhr! Im Norden Schwedens, Norwegens, Finnlands und Teilen Russlands scheint die Mitternachtssonne. Am Nordpol vergeht ein halbes Jahr von Sonnenaufgang bis -untergang. Dort steht die Sonne zurzeit fast zwei Handbreit hoch über dem Horizont - ununterbrochen.

Für Sternengucker ein Albtraum, doch in Deutschland können Sie zum Glück zumindest für ein paar Stunden Sterne und Planeten sehen. Und ein kleiner Trost: Die Weißen Nächte können ein ganz besonderes Phänomen am Nachthimmel hervorrufen, die leuchtenden Nachtwolken.

Durch welche Sternbilder zieht die Sonne?

Der Sommerpunkt, in dem die Sonne genau am 21. Juni steht, markiert die Grenze zwischen zwei Sternbildern: Sie wechselt an diesem Tag vom Stier in die Zwillinge. Die beiden Sternbilder werden dadurch vom Sonnenlicht überstrahlt und Sie können sie im Juni nicht erblicken - aber viele andere, die sich lohnen.
Astrologisch gesehen ist die Sonne angeblich schon ein Sternzeichen weiter und befindet sich am Beginn des Krebses. Denn Horoskope halten sich nicht an den wirklichen Sonnenstand.

Zeitangaben im "Sternenhimmel"

Auf- und Untergangszeiten für München

Alle Zeitangaben sind für den Standort München berechnet. Insbesondere bei Auf- und Untergangszeiten müssen Sie für andere Orte in Deutschland einige Minuten hinzuzählen oder abziehen.
Faustregel: Pro Längengrad ostwärts ziehen Sie vier Minuten ab, westwärts zählen Sie pro Grad vier Minuten dazu.
Die Abweichung pro Breitengrad ist dagegen abhängig von Jahreszeiten und Himmelsrichtung des beobachteten Objekts. Im extremsten Fall - etwa dem Sonnenaufgang im Winter - weichen die Zeiten im äußersten Norden Deutschlands um etwa eine halbe Stunde ab.


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