Telekolleg - Deutsch


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Telekolleg Deutsch - Folge 2 Das Referat

Frei über ein Thema zu reden, das liegt nicht jedem. Mit viel Übung und der richtigen Herangehensweise können Vorträge und Präsentationen gelingen, bei denen das Publikum gerne zuhört.

Stand: 31.10.2016 | Archiv

Weltrekordversuch im Debattieren  | Bild: picture-alliance/dpa

Kaum jemand kommt darum herum, es irgendwann einmal zu tun, sei es in der Schule, in der Universität oder im Beruf. Im letzteren Fall heißt das dann zwar nicht Referat, sondern eher Präsentation, aber die Aufgabe ist dieselbe: Ein Thema muss nachvollziehbar und informativ aufbereitet und möglichst frei vorgetragen werden. Tröstlich ist, dass auch dieses freie Reden eine Sache der Übung und des Know-hows ist. Folgende drei Beispielen sollen verdeutlichen, wie ein gutes Referat in Schule, Uni und Beruf gelingen kann, und wie man ein Referat über ein literarisches Thema vorbereitet.

1. Ein Referat in der Schule

Das Thema: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats von Peter Weiss.
Um gleich zu Beginn das nötige Interesse und Spannung bei den Zuhörer/innen zu wecken, erscheint der ermordete Jean Paul Marat überlebensgroß an der Wand des Klassenzimmers. Mit diesem Gemälde des französischen Klassizisten Jacques Louis David führt die Gymnasiastin einer 12. Klasse gleich ins Zentrum ihres Themas. "Aus dem Drama von Peter Weiss erfahren wir, wie es zu diesem Mord kam." Damit sich ihre Mitschüler/innen den überlangen Titel des Theaterstücks merken können, Die Verfolgung und Ermordung Jean-Paul Marats, dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade, projiziert sie auch ihn auf die Wand. Im Anschluss gibt sie Basisinformationen zum Leben von Peter Weiss. Und auch das ist in diesem Fall passend. Denn die Biographie – allein die Emigration nach Schweden rettete ihm und seiner jüdischstämmigen Familie das Leben – und das politische Engagement dieses 1916 bei Berlin geborenen Schriftstellers bilden das Zentrum seines literarischen Schaffens.

Weltweiten Ruhm erlangte Weiss mit diesem Theaterstück über die Ermordung Jean Paul Marats, das 1964 im Berliner Schiller-Theater uraufgeführt wurde. Obgleich Weiss mitten im Kalten Krieg eine klare politische Position einnahm – nur in der sozialistischen Gesellschaftsordnung sah er Chancen, um die bestehenden Missverhältnisse in der Welt zu beseitigen –, wurden seine Stücke von da an auf den Bühnen von West und Ost und im Fernsehen der DDR wie der BRD gezeigt und gefeiert: Bis zu seinem Tod 1982 lebte der engagierte Dramatiker, Künstler, Filmemacher und Schriftsteller in Stockholm, posthum wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

2. Ein Referat im Studium

Das Thema: Sprachwandel bei deutschen Dialekten am Beispiel bayerischer Mundarten
Die Referentin

  • nennt das Thema,
  • erläutert ihre Gliederung,
  • definiert, was genau unter Dialekt zu verstehen ist,
  • spricht nicht zu schnell, macht zwischendurch Pausen,
  • hält Blickkontakt mit den Zuhörern und lockert den Vortrag durch sparsame, aber gezielten Gesten auf,
  • sie zeigt Humor und
  • bringt einschlägige Beispiele.

3. Eine Präsentation

Das Thema: Dekoration eines Konditoreischaufensters
Eine angehende Meisterkonditorin präsentiert ihren Gestaltungsvorschlag für eine Schaufensterdekoration. Sie beginnt ihren Vortrag, indem sie erzählt, wie sie selbst an die gestalterische Aufgabe herangegangen ist: "Zuerst stellte ich mir die Frage, was verbinde ich mit Italien. Für mich ist das Urlaub, Sonne, guter Wein, Pasta und natürlich Dolci aus der Pasticceria. Ich denke dabei an Pannetone, Tiramisu, Lucca-Augen und Amarettini. Und an die weltberühmten italienischen Kaffeespezialitäten wie Cappuccino, Espresso oder Latte Macciato."

Bei der Präsentation ist wichtig:

  • alles sorgfältig, ansprechend und mit Blick auf das Publikum auszuformulieren,
  • die Aussagen klar zu gliedern,
  • gut zu begründen
  • sich ein "feines" Fazit für den Schluss zu überlegen.

4. Recherche für ein literarisches Thema

Ein Vergleich zwischen Richard Wagners Oper Tristan und Isolde und der mittelalterlichen Tristan-Dichtung von Gottfried von Strassburg (etwa 1210) ist Thema des Referats, das eine Germanistikstudentin halten soll. Wie geht sie an solch ein Thema heran, und wo findet sie das nötige Material?

  • Um einen ersten Überblick zu bekommen, empfiehlt sich in der Stadtbibliothek ein Blick in ein Literaturlexikon, z.B. in Harenbergs Lexikon der Weltliteratur oder in Elisabeth Frenzels Stoffe der Weltliteratur, wo auf weitere Sekundärliteratur hingewiesen wird. Zusätzlich erhält man über spezielle Suchmaschinen im Internet erste Informationen zu einem Thema (siehe Medienkompentenz Folge 04 - Internet)
  • Dann gilt es, das Thema einzugrenzen und zu entscheiden, welche Aspekte des Tristan-Stoffes man vergleichen will: z.B. die Figurenkonstellation oder das Motiv des Liebestranks.
  • Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis der daraufhin bestellten Sekundärliteratur zeigt meist schon, ob das Werk etwas zum Thema hergibt. Empfehlenswert ist zudem ein gründliches Studium der Bibliographie am Ende, denn dort finden sich meist weiterführende Lektüretipps.
  • Dann heißt es lesen, lesen und noch einmal lesen, wobei es wichtig ist, sich Stichpunkte zu machen, Zitate (plus Quellenangaben) zu notieren und sich eine Gliederung zu überlegen.
  • Auch das Hören ist bei diesem Thema angesagt. Es bietet sich zudem an, für den Vortrag ein Medienwechsel vorzubereiten, d.h., das Einspielen von Ausschnitten der Wagner-Oper. Das bündelt die Aufmerksamkeit der Zuhörer.
  • Wer das Referat schriftlich ausformuliert, sollte es vor dem Vortrag noch einmal für die mündliche Präsentation überarbeiten.
  • Beim Vortrag gilt es, möglichst frei zu sprechen und immer wieder Blickkontakt mit dem Publikum aufzunehmen. Das geht, man muss es nur üben, z.B. vorher vor Freunden, oder vor dem Spiegel.

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