Beim FC Bayern geht es in den kommenden Wochen um alles. Das Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid steht vor der Tür (Dienstag, 30. April, ab 21 Uhr live in der Radioreportage) und die Münchner haben die Möglichkeit, einer Saison, die schon als Reinfall abgestempelt wurde, eine spektakuläre Wendung zu geben. Der siebte Triumph in der Champions League (beziehungsweise im Landesmeisterpokal) ist zum Greifen nahe. Nur der AC Milan (7) und Real Madrid (14) haben diese Zahl bereits erreicht.
- Direkt zum aktuellen Artikel: Dämpfer für den FC Bayern - Rangnick kommt nicht
Angesichts dieser historischen Chance hat Thomas Tuchel am Freitag die Losung ausgegeben, alle Nebengeräusche auszublenden, dass sich Trainer, Mannschaft und Verein auf den Fußball konzentrieren. Keine zehn Stunden war diese Bitte alt, als Uli Hoeneß sich zu einem Podiumsgespräch beim "FAZ"-Kongress auf die Bühne setzte. Was er dort zu sagen hatte, dürfte Tuchel nur wenig gefallen.
Hoeneß: Tuchel glaubte nicht an Pavlovic- oder Musiala-Verbesserung
Der Ehrenpräsident des FC Bayern kritisierte sehr öffentlich, sehr deutlich die Arbeitsweise des scheidenden Trainers. Tuchel habe "eine andere Einstellung", wenn es um den Umgang mit jungen Spielern gehe, sagte Hoeneß am Freitagabend: "Er meint nicht, dass er einen Davies, Pavlovic oder Musiala verbessern kann. Wenn es nicht klappt, sollte man einen anderen kaufen. Ich meine, man sollte hart an ihnen arbeiten und ihnen Selbstvertrauen geben."
Genau dies erwarte Hoeneß von einem Trainer: "Dass er junge Spieler verbessert und sie auch mal in den Arm nimmt", sagte der 72-Jährige. Tuchel hatte vor der Saison öffentlich um Verstärkung der Mannschaft gebeten. Schließlich wurde Aleksandar Pavlovic zum Stammspieler unter ihm und zur deutschen Nationalmannschaft eingeladen. Auch Musiala machte unter Tuchel einen weiteren Entwicklungsschritt in Richtung Weltklasse. Alphonso Davies steckt seit nun zwei Saisons in einer Formkrise. Grundsätzlich mache Hoeneß Tuchel allerdings "keinen Vorwurf, er war häufiger bei mir zum Abendessen am Tegernsee, ich verstehe mich sehr gut mit ihm".
Rangnick laut Hoeneß nur dritte Wahl
Wer ab der kommenden Saison Tuchels Nachfolger wird, ist noch immer nicht ganz klar. Aktuell ist Ralf Rangnick der heißeste Kandidat auf den Trainerstuhl beim FC Bayern. Nach dem österreichischen Fußballbund, bei dem Rangnick aktuell noch als Nationaltrainer angestellt ist, bestätigte nun auch Hoeneß ein Angebot des FC Bayern - und gestand, dass der 65-Jährige hinter Xabi Alonso und Julian Nagelsmann erst die dritte Wahl war. Der Ehrenpräsident des Fußball-Rekordmeisters sagte, dass die Münchner ihre Job-Offerte zunächst an Leverkusens Xabi Alonso und dann an Bundestrainer Julian Nagelsmann gerichtet hatten.
Erst als diese beiden absagten, sei Rangnick kontaktiert worden. Der ehemalige Bundesliga-Coach wägt derzeit das Angebot der Münchner ab. "Wir haben nie gleichzeitig mit drei Trainern gesprochen", schilderte Hoeneß. "Wenn wir mit jemandem sprechen, musst du ihm das Gefühl geben, er ist der Mann. Wenn er Ja sagt, dann ist es perfekt. Wenn er Nein sagt, dann geht es weiter." So gelangten die Bayern nach zwei Absagen schließlich zu Rangnick. Hoeneß geht davon aus, dass der 65-Jährige in den nächsten Tagen eine Entscheidung treffen wird. "Ich denke, dass innerhalb einer Woche ein Ja oder ein Nein kommt", prognostizierte der 72 Jahre alte Aufsichtsrat und Ex-Manager des FC Bayern.
Hoeneß lobt Alonsos FC-Bayern-Absage: "Hat Charakter"
Hoeneß lobte die Entscheidung Alonsos gegen den FC Bayern: "Xabi Alonso hat einen Vertrag in Leverkusen bis 2026, wir haben höflich angefragt, er hat abgesagt, weil er Charakter hat, er wäre zu keinem anderen Verein gegangen. Dadurch hat er sich qualifiziert, später einmal Trainer des FC Bayern zu werden." Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Schließlich betonte Sportvorstand Max Eberl zuletzt immer wieder, der künftige Trainer solle langfristig beim FC Bayern bleiben. Zudem soll mit Real Madrid ein weiterer Ex-Verein an den Diensten Alonsos interessiert sein.
Naglesmann-Verlängerung beim DFB: "Katastrophale Entscheidung"?
Hoeneß schilderte weiter, dass man an der Säbener Straße geglaubt habe, Nagelsmann würde sich für eine Rückkehr und gegen eine Verlängerung als Bundestrainer entscheiden. Der im Frühjahr 2023 bei den Bayern beurlaubte Trainer aber bleibt über die Heim-EM hinaus DFB-Auswahlcoach. "Wenn die Europameisterschaft gut läuft, dann hat er eine gute Entscheidung getroffen", sagte Hoeneß dazu. "Wenn sie schlecht läuft, dann hat er eine katastrophale Entscheidung getroffen. Dann wäre der FC Bayern besser gewesen." Die Entscheidung des FC Bayern, Tuchel zu entlassen und die darauffolgende Trainersuche, wird man auch in näherer Zukunft bewerten können. Es wird interessant, wie das Abschneiden gegen Real Madrid diese Debatte verändern wird.
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