Schön wie ein Sternenkreuzer: Der Mäusebunker in Berlin
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Schön wie ein Sternenkreuzer: Der Mäusebunker in Berlin

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Wahrzeichen des Brutalismus: Rettung für Mäusebunker in Berlin

Endlich gerettet: Lange war der sogenannte Mäusebunker, ein ehemaliges Tierversuchs-Labor in Berlin-Steglitz, vom Abriss bedroht. Nun steht er unter Denkmalschutz. Immerhin handelt es sich um eine Ikone brutalistischer Architektur.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Beton war nach dem Zweiten Weltkrieg der Stoff, mit dem sich pragmatisch und schnell eine neue Welt bauen, mit dem sich eine neue Art des Gestaltens verwirklichen ließ. Der deutsche Architekt Gottfried Böhm nutzte ihn für seine Jahrhundertkirche – den Mariendom in Neviges 40 Kilometer östlich von Düsseldorf, eine imposante Betonkirche mit Faltdächern, die an ein Felsgebirge erinnern. Das spirituelle Raumerlebnis drinnen ist einzigartig. Gebaut wurde die Kirche ab 1966.

Zeugnis des gesellschaftlichen Aufbruchs in den 50ern

Etwa zur selben Zeit entwarf das Architektenteam Gerd und Magdalena Hänska zusammen mit Kurt Schmersow den Mäusebunker als Forschungseinrichtung für experimentelle Medizin der Berliner Charité. Sie gaben dem Gebäude mit seinen stark abgeschrägten Fassaden die Form eines mächtigen Schiffes, das wirkt, als wäre es gerade an einer Mole vor Anker gegangen. Wer ihn gesehen hat, den Mäusebunker, wird ihn so schnell nicht mehr vergessen.

Der Architekturhistoriker Felix Torkar hat zusammen mit dem Architekten Gunnar Klack die Rettung des Mäusebunkers durch eine Petition initiiert. Für ihn sind die brutalistischen Bauten ein wichtiges Vermächtnis der globalen Architekturgeschichte und auch inzwischen oft verhasste Zeugnisse eines ehedem gesellschaftlichen und politischen Aufbruchs in den 50er Jahren. Der Begriff brutalistische Architektur kommt von dem französischen Begriff "béton brut", was soviel wie roher Beton bedeutet.

Der Mäusebunker erinnert an einen Sternenkreuzer

Mit seinen rohen Betonwänden, durchbrochen von dreieckigen Fenstern und blauen Rohren, die die Luftzufuhr für die Labore im Inneren regeln, erinnert der Mäsuebunker auch ein wenig an ein Kriegsschiff, an einen Panzerkreuzer, oder, wie es in der Ausstellung "SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster" im Frankfurter Architekturmuseum beschrieben war, an einen Sternenkreuzer aus "Star Wars".

Obwohl es sich um ein Wahrzeichen brutalistischer Architektur in Westeuropa handelt, musste der Eigentümer wegen der Schließung der Labore im Jahr 2020 eine Abrissgenehmigung beantragen, was dann den Anstoß zu einer Rettungskampagne gab. Parallel wurde ein Modellverfahren für die Umgestaltung des Gebäudes eingeleitet. Nun hat man den Mäusebunker unter Denkmalschutz gestellt.

Dem Erhalt vergleichbarer Gebäude in ganz Deutschland dürfte das Auftrieb geben. Macht ja auch Sinn in Zeiten, in denen ökologischer denn je gedacht wird – im Sinne von Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Bauen im Bestand.

Auf der internationalen Website "SOS Brutalism", einer digitalen Datenbank, in der – nach Ländern geordnet – brutalistische Architektur verzeichnet ist, lassen sich rund 2.000 teilweise vernachlässigte oder vergessene Gebäude finden, die sich auch retten ließen. Es werden Links zu Petitionen veröffentlicht.

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