Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter will bis spätestens 2040 den gesamten Regionalverkehr in Bayern emissionsfrei fahren - auch im Bayerwald. Dort kommen im Bahnverkehr derzeit Dieselloks zum Einsatz. "Nachdem die Strecken dort mittelfristig sicher nicht komplett elektrifiziert werden können, schauen wir uns rechtzeitig nach Alternativen um", so Bernreiter, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) ist.
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Gutachten zu Akku-Hybrid-Zügen im Bayerischen Wald
Dafür hat der Freistaat bei der TU Dresden ein Gutachten in Auftrag gegeben. Es geht um die Frage, ob Akku-Hybridfahrzeuge im Bayerischen Wald eingesetzt werden können. Die Ergebnisse liegen jetzt vor: Technisch wäre das möglich, aber es würde teuer und noch lange dauern.
Akku-Hybridfahrzeuge sind Züge mit elektrischem Antrieb, die von einer Oberleitung Strom beziehen und damit Akkus aufladen, mit denen sie anschließend auch auf nicht elektrifizierten Strecken fahren können. Das Gutachten untersuchte das Netz Bayerwald mit der Hauptlinie von Plattling über Deggendorf und Zwiesel nach Bayerisch Eisenstein und optionaler Verlängerung ins tschechische Klatovy sowie sämtliche Linien, die davon abzweigen.
Der Freistaat beabsichtigt, bei der nächsten Vergabe dieser Linien nur noch Neufahrzeuge zuzulassen, deren Betrieb CO2-neutral ist. Diese neuen Fahrzeuge sollen voraussichtlich ab Ende 2034 zum Einsatz kommen, wenn der bis dahin gültige Verkehrsvertrag mit der Länderbahn ausläuft. Vorsorglich wurde auch die Linie Gotteszell–Viechtach mitbetrachtet, auf der aktuell ein Probebetrieb läuft.
Mehr als 30 Millionen Euro für die Infrastruktur
Die Gutachter kommen zum Ergebnis, dass für die Umstellung auf Akku-Hybridfahrzeuge im Netz Bayerwald umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen erforderlich wären: von mindestens 32 Millionen Euro ist die Rede.
Darin nicht enthalten sind Streckeninvestitionen, die notwendig sind, um die zulässige Achslast zu erhöhen. Ohne diese Investitionen sind perspektivisch keine neuen, schwereren Neufahrzeuge möglich – unabhängig von der jeweiligen Antriebsart, heißt es von der BEG.
Hauptgrund für die hohen Kosten im Gutachten sind sogenannte Oberleitungsinseln. Das sind kurze Streckenabschnitte, die mit einer Oberleitung ausgestattet werden müssen, um den Zügen das Aufladen der Akkus zu ermöglichen. Aktuell ist der Bahnhof Plattling die einzige Stelle im Netz Bayerwald, an der bereits eine Oberleitung existiert.
Laut den Gutachtern müssten für einen flächendeckenden Akkubetrieb im Bayerischen Wald zusätzlich in den Bahnhöfen Viechtach und Grafenau sowie auf einem rund zehn Kilometer langen Streckenabschnitt von Bettmannsäge über Zwiesel bis Ludwigsthal Oberleitungsinseln gebaut werden.
Dafür wären zeitaufwendige Planfeststellungsverfahren erforderlich. Deshalb rechnen die Gutachter auch damit, dass die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen frühestens bis Ende 2034 realisierbar wären.
"Die Ergebnisse sind ehrlich gesagt aber auch etwas ernüchternd hinsichtlich des Zeit- und Kostenaufwands. Daher wollen wir noch weitere Möglichkeiten detailliert untersuchen." Christian Bernreiter, Bayerischer Verkehrsminister und Aufsichtsratsvorsitzender der Bayerischen Eisenbahngesellschaft
Weiteres Gutachten wird in Auftrag gegeben
Die BEG wird noch einen zweiten Teil des Gutachtens für das Netz Bayerwald bei der TU Dresden in Auftrag geben. Es soll zum einen den alternativen Einsatz von Wasserstoff-Fahrzeugen im Bayerischen Wald untersuchen. Zum anderen soll es die Ergebnisse zu Akku-Hybridfahrzeugen auf den neuesten Stand bringen.
Tschechische Pläne könnten Bayern helfen
Von tschechischer Seite wird nämlich die Elektrifizierung des Streckenabschnitts von Klatovy bis zur Grenze geprüft. Dies könnte den Aufwand für die auf deutscher Seite notwendigen Oberleitungsinseln verringern, da es dann mit dem Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein eine weitere Station mit Oberleitung im Netz Bayerwald geben würde.
Zudem ließe sich eine umsteigefreie Verbindung von Plattling bis Klatovy möglicherweise leichter realisieren. Die Ergebnisse des erweiterten Gutachtens werden im Laufe des Jahres erwartet. Auf dieser Basis wird der Freistaat dann über die künftige Antriebstechnik der Regionalzüge im Bayerischen Wald entscheiden.
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