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Kommunikation und Sprache Paul Watzlawicks 5 Axiome

Von: Maria Geipel

Stand: 07.12.2016

Symbol | Bild: Angela Smets/BR

Erläutere mithilfe von Watzlawicks Theorie, warum bei der Kommunikation via Chat häufig Smileys hinter den sprachlichen Äußerungen zu finden sind.

Mit Smileys können Emotionen transportiert werden, die man sonst nur bei einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht sehen kann. Missverständnisse können vermieden werden, indem verbal Kommuniziertes unterstützt wird. Smileys lenken also, wie die Nachricht zu verstehen ist. Zum Beispiel besagt ein zwinkernder Smiley, dass die Nachricht nicht zu ernst genommen werden soll. Damit wird nicht nur der Inhalt gesendet, sondern es wird auch die Beziehung verdeutlicht: Der Sender macht einen Scherz, er ist gar nicht sauer. Dem Empfänger wird durch eigentlich nonverbale Signale dabei geholfen, die Nachricht im Sinne des Senders zu deuten.

Peter hat sich mit seinen Freunden verabredet und möchte, dass seine Freundin auch dabei ist. Sie sagt monoton, dass sie sehr gern mitkomme und lässt dabei ihre Mundwinkel hängen. Peter ist verunsichert.

Erläutere mithilfe von Watzlawicks Theorie, woraus Peters Unsicherheit resultiert.

Die digitale Kommunikation und die analoge Kommunikation stimmen nicht überein (Axiom 4). Das, was verbal mitgeteilt wird (eine Zusage), wird para- und nonverbal nicht unterstützt. Da Gegensätzliches ausgedrückt wird, kann Peter die Reaktion seiner Freundin nur schwer einschätzen. Seine Freundin gibt etwas über sich und über die Beziehung zu ihrem Partner preis: Sie hat vermutlich keine Lust, traut sich aber vielleicht nicht, es zu sagen. Hier wird also nicht nur eine Information, sondern es werden auch Gefühle und Einstellungen übermittelt (Axiom 2).

Wende die fünf Axiome zur Analyse der folgenden Kommunikationssituation an:

Ein Mann und eine Frau sitzen im Auto. Der Mann holt tief Luft und sagt: "Du, da vorne ist grün". Die Frau gibt stumm Gas und rollt mit den Augen.
(Beispiel in Anlehnung an Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden. Störungen und Klärungen (Band 1). 39. Auflage, Reinbek 2004. S. 25.)

1. Axiom: Obwohl die Frau nur Gas gibt und schweigt, kommuniziert sie, denn sie reagiert auf die Aussage des Mannes.

2. Axiom: Mit seiner Nachricht gibt der Beifahrer Auskunft über die Beziehung zur Frau. Will er sie unterstützen? Will er sie ärgern? Traut er ihr das Fahren nicht zu? Fühlt er sich ihr überlegen? Das, was der Beifahrer beabsichtigt, muss von der Frau aber nicht auch so entschlüsselt werden.

3. Axiom: Was kam hier zuerst? Die Frau, die nicht rechtzeitig losgefahren ist, oder der Mann, der den Hinweis gegeben hat? Das können wir nicht entscheiden. Es wäre auch für die Situation nicht relevant. Viel wichtiger wäre die Frage, wie die Kommunikationssituation weiter verläuft und was sie tun können, um das Problem zu beheben.

4. Axiom: Der Mann holt tief Luft und weist auf die Ampel hin. Er kommuniziert analog, dass er genervt ist. Das, was digital kommuniziert wird, fügt sich in das Bild.

5. Axiom: Der Beifahrer erhebt sich über die Frau, indem er, als eigentlich passiver Verkehrsteilnehmer, die Handlung der Frau beeinflussen will. Die Kommunikation ist also komplementär.