Beim Ausbruch des Vesuvs vor knapp 2000 Jahren wurden Pompeji, Herculaneum und eine ganze Bibliothek voll Schriftrollen verschüttet
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Schriftrolle, die beim Ausbruch des Vesuvs vor knapp 2000 Jahren verschüttet wurde

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Historischer Durchbruch: Papyrus verrät Lage von Platons Grab

Beim Ausbruch des Vesuvs vor knapp 2000 Jahren wurde neben Pompeji auch die Stadt Herculaneum verschüttet. Mit ihr eine ganze Bibliothek voll Schriftrollen. Eine davon liefert nun Hinweise, wo der antike griechische Philosoph Platon begraben liegt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Wissen kompakt am .

Er gilt als einer der großen Denker der Antike, er war ein Schüler des Sokrates und er hat die älteste Gelehrtenakademie Athens gegründet: Der griechische Philosoph Platon. Selbst der Mythos von der sagenhaften Stadt Atlantis geht auf ihn zurück.

Nun verrät eine verkohlte Papyrusrolle, wo Platon bestattet wurde.

Jahrelange Forschung, um Schriftrollen zu entziffern

Bereits seit dem Jahr 2021 arbeitet ein Team von Wissenschaftlern an der Universität Pisa in ihrem "Greek Schools" Forschungsprojekt (externer Link) daran, die beschädigten Papyrusrollen zu entziffern. Dafür durchleuchtet das Team die Rollen mit Infrarot- und UV-Licht, setzt Wärmebildkameras ein, lässt tomografische Aufnahmen wie Röntgenbilder machen und zerlegt die Rollen mit digitaler Mikroskopie in einzelne Schichten.

So haben die Forscher inzwischen rund 1.000 Wörter entziffert. Das entspricht etwa einem Drittel des Textes.

Die Geschichte der Herculaneum-Papyri

Das Schriftstück war Teil der Papyrus-Sammlung des Philosophen Philodemus von Gadara. Sie wurde mit dem Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. unter einer meterdicken Ascheschicht begraben.

Die Rollen blieben zwar erhalten, jedoch in keinem guten Zustand. Seit ihrer Entdeckung und dem Beginn der Ausgrabungen im Jahr 1750 bemühte man sich immer wieder darum, die Rollen vorsichtig abzuwickeln und wieder lesbar zu machen – lange Zeit vergeblich. Bis heute.

Neue Erkenntnisse zu Platons Grab

In Bayern forscht auch der Literaturwissenschaftler Kilian Fleischer von der Universität Würzburg seit Jahren an der Schriftrolle. Schon länger sei zwar bekannt gewesen, dass Platon in der Akademie bestattet ist. Nur die exakte Stelle sei noch ein Rätsel gewesen.

Mit den modernen Bildgebungsmethoden hätten die Forscher jetzt aber entziffern können, was bislang dem bloßen Auge verborgen geblieben war: Platon sei in einer kleinen Gartenanlage innerhalb der Akademie begraben worden – "in der Nähe von einem Schrein, der den Musen gewidmet war", sagt Kilian Fleischer und fügt hinzu: "Das ist 'ne Sache, die war bisher völlig unbekannt."

Forscher hoffen weitere Details über Platon zu erfahren

Dass Platons Grab dank dieser Informationen von Archäologen nun auch wirklich gefunden werden kann, darauf macht sich Kilian Fleischer aber keine Hoffnung. Dafür sei das Areal, das man heute für Platons Gelehrtenschule hält, zu oft überbaut worden.

Da das Forschungsprojekt aber noch bis Sommer 2026 läuft, könnten noch weitere Schriften entschlüsselt und so weitere Details über Platons Leben bekannt werden.

Dieser Artikel ist erstmals am 30. April auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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