Meckern dürfen bei der EM nur noch die Kapitäne
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Meckern dürfen bei der EM nur noch die Kapitäne

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Fußball-EM 2024: Nur noch Kapitäne dürfen beim Schiri meckern

Bei der Fußball-EM darf nach strittigen Szenen nur noch der Kapitän direkt beim Schiedsrichter meckern. Ihre Mitspieler sollen sich zurückhalten und den Referee nicht bedrängen. Sonst drohen Strafen.

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Sind wilde Rudelbildungen um den Schiedsrichter bald ein Bild der Vergangenheit? Zumindest gibt es da eine neue Regelung: Bei der Fußball-EM 2024 (14. Juni bis 14. Juli) soll es bei umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen auf dem Platz ruhiger zugehen. Um eine Rudelbildung zu unterbinden, ist geplant, dass der Schiedsrichter nur noch mit dem jeweiligen Teamkapitän spricht.

Im Gegenzug sollen die Unparteiischen ihre Entscheidungen gegenüber den Mannschaften ähnlich wie im Eishockey häufiger begründen. "Eine Entscheidung zu begründen, wenn 22 Spieler auf einen einreden, ist ein Ding der Unmöglichkeit", ließ der italienische UEFA-Refereechef Roberto Rosetti per Mitteilung wissen: "Eine Erklärung ist unter diesen Umständen unmöglich und das Spiel kann rasch aus den Fugen geraten, was dem Ansehen des Fußballs schadet."

EM-Schiedsrichter Zwayer und Siebert begrüßen neue Regeln

Der für die EM nominierte Schiedsrichter Felix Zwayer glaubt, dass die neue Regelung dem Spiel guttun könne. "Die Szenen, wenn fünf, sechs, sieben, acht Spieler um den Schiedsrichter herumstehen, gestikulieren, irgendwas fordern, irgendwas wissen wollen, sind weder schön anzusehen noch besonders hilfreich, weil dann die Kommunikation natürlich besonders schwer ist."

Auch EM-Kollege Daniel Siebert begrüßt die Entwicklung: "Ich finde die Entscheidung und das Konzept richtig gut, weil einfach jetzt auch eine Botschaft an die Mannschaften gesendet wird, dass wir Schiedsrichter offen sind für den Dialog. Wie laden die Kapitäne dazu ein, gewisse Szenen, die Aufklärungsbedarf haben, zu kommunizieren", sagte er im Rahmen eines Workshops für die EM-Schiedsrichter in Offenbach.

Respektvoller Umgang gefordert

Bei der EM werden alle Mannschaften aufgefordert, "dafür zu sorgen, dass nur der Kapitän mit dem Schiedsrichter spricht." Laut Rosetti haben die Kapitäne "ihrerseits dafür zu sorgen, dass ihre Mitspieler den Referee weder bedrängen noch direkt ansprechen, damit die Entscheidung möglichst rasch und respektvoll erklärt werden kann."

Laut Rosetti seien die Kapitäne wie der deutsche Spielführer Ilkay Gündogan zudem "dafür verantwortlich, dass ihre Mitspieler den Schiedsrichter respektieren, Abstand halten und ihn nicht bedrängen. Jeder Spieler, der die Rolle seines Kapitäns ignoriert, beim Schiedsrichter reklamiert und/oder sich respektlos verhält, wird verwarnt."

Nun liege es an den Spielern, ob sie verwarnt werden, sagt Siebert. "Wenn sie sich nicht dran halten, dann wird das natürlich konsequent mit Gelben Karten bestraft." Die Botschaft sei nun klar, betonte der 40-Jährige, der nach der EM 2021 und der WM 2022 zum dritten Mal bei einem großen Turnier dabei ist. 

Ausnahme, wenn der Torwart Kapitän ist

Falls es sich beim Kapitän um den Torwart handelt, "muss ein Feldspieler bezeichnet werden, der als Ansprechpartner fungieren kann, falls sich am anderen Ende des Spielfelds eine umstrittene Szene ereignet".

Im Gegenzug sollen die Schiedsrichter, zu denen die beiden Deutschen Daniel Siebert und Felix Zwayer gehören, ihre Entscheidungen häufiger den Mannschaften gegenüber begründen. "Die Spielleiter werden dazu ermutigt werden, sich offen mit den Kapitänen auszutauschen, um eine respektvolle Atmosphäre zwischen allen Parteien zu schaffen", sagte Rosetti: "Auf diese Weise können sie eine bedeutende Vertrauensbasis zu den Spielern schaffen und die für moderne Schiedsrichter erforderlichen Führungsqualitäten an den Tag legen."

Entscheidungen besser nachzuvollziehen

Zudem sollen die Referees unter anderem die Informationen des Video-Assistenten mit den Kapitänen und Trainern im Detail teilen, damit diese die Entscheidungen besser nachvollziehen können. Um die EM-Teilnehmer auf die Neuerungen vorzubereiten, sollen alle 24 Teams vor Turnierstart von einem Mitglied des UEFA-Expertenteams und einem Turnierschiedsrichter umfassend informiert werden.

Die UEFA nimmt mit ihrem Vorstoß eine Vorreiterrolle ein. Die Regelhüter des International Football Association Boards (IFAB) hatten Anfang März beschlossen, die in anderen Sportarten wie dem Rugby bereits praktizierte Maßnahme gegen die Rudelbildung zur kommenden Saison einer einjährigen Testphase zu unterziehen.

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