Die Angeklagten am 6. Mai 2024 vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth.
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Die Angeklagten am 6. Mai 2024 vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth.

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Mordprozess Alexandra R.: Welche Rolle spielte der Handlanger?

Im Mordprozess um die verschwundene Alexandra R. aus Nürnberg hat am Montag ein Mann ausgesagt, der einen der Angeklagten maßgeblich unterstützt haben soll. War er Fahrer, Handlanger – und Tatortreiniger?

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Es ist 18.24 Uhr am Montagabend, als der Vorsitzende Richter dem Zeugen noch ein Detail entlockt: Der angeklagte Dejan B. habe ihm Geld geliehen, so der 36 Jahre alte Hilfsarbeiter. Dass zwischen den beiden ungleichen Männern ein Abhängigkeitsverhältnis bestand, war schon vorher klar. Dejan B. liebte teure Autos und präsentierte sich gerne als erfolgreicher Geschäftsmann im Immobiliensektor. Ständig gab es irgendwo Aus- und Umbauarbeiten zu erledigen und der Hilfsarbeiter war stets verfügbar und obendrein auf Geld angewiesen.

Retter in der Not

Sein Auto habe er immer nur für 10 oder 20 Euro betankt, sagte er in seiner Zeugenvernehmung. Daher sei es ihm unangenehm gewesen, als Dejan B. sich Anfang Dezember 2022 den Mitsubishi Outlander auslieh. Wegen der Winterreifen angeblich.

Dejan B.s Fuhrpark habe ihn im Stich gelassen, soll er als Begründung angegeben haben. Das eine Auto sei kaputt gewesen, das andere beim TÜV, das dritte habe keine Winterreifen. Also habe der Mitsubishi herhalten müssen. Als Dejan B. das Auto zurückbrachte, sei mehr Benzin im Tank gewesen als vorher.

Ermittler sind sicher: Tatort wurde gereinigt

Und nein, Alexandra R. habe er das Auto nie überlassen und bei ihm mitgefahren sei sie auch nicht, versichert der Hilfsarbeiter. Der Mitsubishi war am Tag von Alexandra R.s Verschwinden in der Nähe ihrer Wohnadresse unterwegs, wie Videoaufnahmen zeigen. Später fanden Ermittler Spuren im Auto, die von der vermissten Frau stammen könnten.

Ob er eine Lagerhalle gereinigt habe, wird der Zeuge gefragt. Ja, aber das sei keine große Sache gewesen, er habe lediglich durchgekehrt und Spinnweben entfernt. Ach ja, den Linoleumboden habe er noch herausgerissen. Einen Tatortreiniger stellt man sich irgendwie anders vor als diesen 36-Jährigen.

Nur Fahrer, kein Bodyguard

Andererseits eignet er sich sehr gut für jegliche Art von Hilfsdiensten. So sei er nicht nur auf Baustellen für den angeklagten Dejan B. tätig gewesen, berichtet der 36-jährige Zeuge. Mehrfach sei er als Fahrer angeheuert worden, mal sei es nach Rumänien gegangen, ein andermal in die Türkei. Dass er auch eine Art Bodyguard für den Ex-Lebensgefährten der Vermissten gewesen sei, bestreitet er.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich Dejan B. bewusst den alten Mitsubishi ausgeliehen hat, um gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Ugur T. Alexandra R. zu entführen, anschließend zu ermorden und die Leiche verschwinden zu lassen. Um das zu beweisen, bleiben nach derzeitigem Stand noch etliche Verhandlungstage bis Ende Juli.

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