Musterbanknoten liegen während einer Pressekonferenz zum Kampf gegen Geldautomatensprengungen im Landeskriminalamt Hessen vor einem Geldautomat, der zu Testzwecken durch das LKA gesprengt wurde.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow

Vor dem Landgericht Bamberg wird der Prozess gegen 16 Geldautomatensprenger fortgesetzt. (Symbolbild)

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Geldautomaten-Sprenger: Mammutprozess in Sporthalle geht weiter

16 Männer sollen mehr als 30 Geldautomaten gesprengt haben. Der Prozess in Bamberg wurde wegen seiner vielen Beteiligten in eine Sporthalle ausgelagert und bereits am ersten Verhandlungstag unterbrochen. Am Mittwoch soll es weitergehen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das Gelände der Bundespolizei in Bamberg ist abgesperrt, zahlreiche Polizisten sichern den Einlass: So sah der erste Prozesstag Ende April aus, bei dem 16 Männer aus Belgien und den Niederlanden vor Gericht standen. Er fand in einer Turnhalle der Bundespolizei statt. Der Prozess war wegen seiner Größe mit mehr als 50 Prozess-Beteiligten in die Sporthalle verlegt worden.

Prozess gegen mutmaßliche Geldautomatensprenger wird fortgesetzt

Am Mittwoch wird der Mammut-Prozess gegen die Bande nun fortgeführt. Es ist allerdings auch möglich, dass das Hauptverfahren vorerst scheitert: Zum Prozessauftakt hatten Verteidiger Anträge gestellt, das Verfahren auszusetzen. Sie hatten unter anderem bemängelt, man habe ihnen Unterlagen und Speichermedien zu spät zur Verfügung gestellt. Die Kammer will ihre Entscheidung zu den Anträgen am Mittwoch bekannt geben.

Die angeklagten Männer zwischen 24 und 42 Jahren sollen einer niederländischen Bande angehören, die für mehr als 30 Geldautomatensprengungen vorwiegend im Süden Deutschlands verantwortlich sein soll. Um eine Verzögerung des Prozesses durch einen Ausfall eines Verteidigers zu verhindern, wird jeder Angeklagte von zwei bis drei Anwälten vertreten. Eine Verzögerung hatte es jedoch schon am ersten Prozesstag vor zwei Wochen gegeben. Direkt nach der Feststellung der Personalien der Angeklagten wurde der Prozess gegen die Geldautomaten-Sprenger unterbrochen.

Zwei Wochen Prozess-Pause: Verteidiger sichten Akten auf USB-Stick

Nur einen Tag vor Prozessbeginn war den Anwälten ein USB-Stick mit umfangreichem Aktenmaterial zugestellt worden. Das Gericht zog sich für rund zwei Stunden zu einem Rechtsgespräch mit den mehr als 30 Verteidigern und drei Vertretern der Staatsanwaltschaft zurück. Anschließend beantragten zahlreiche Verteidiger eine Aussetzung des Verfahrens, da sie keine Zeit gehabt hätten, die Akten ausreichend zu sichten. Das Gericht entschied nach dem ersten Prozesstag die kommenden vier Termine zu streichen und den Prozess für zwei Wochen zu unterbrechen.

Professionelles Vorgehen: Tatorte vor Sprengung ausgespäht

Die Männer sind laut Staatsanwaltschaft bei den Sprengungen der Geldautomaten zwischen 2021 und 2023 professionell und mit viel Vorbereitung vorgegangen. Die Tatorte wurden vorher genau ausgespäht. Danach sollen sie mithilfe von Sprengsatzbauern und Logistikern die Automaten gesprengt haben. Mindestens zwei Bandenmitglieder sollen die Sprengungen durchgeführt und das Bargeld aus den Automaten entwendet haben. Ein bis zwei weitere Mitglieder sollen im Fluchtauto gewartet haben. Mit dem entwendeten Bargeld sollen die Angeklagten mit gefälschten Kfz-Kennzeichen zurück in die Niederlande geflohen sein.

Ihren Stützpunkt in den Niederlanden hatte die Bande in verschiedenen Garagen in Roermond, einer Stadt an der Grenze zu Deutschland. Von dort sollen sie jeweils kurz vor den Taten nach Deutschland aufgebrochen sein. Die Gruppe habe sich laut Staatsanwaltschaft in Sprenger, Fahrer, Sprengsatzbauer und Logistiker für die Bereitstellung der Fahrzeuge und Spähfahrzeugfahrer aufgeteilt.

Drei Millionen Euro erbeutet: Tatverdächtige in Untersuchungshaft

Die Anklageschrift umfasst mehr als 100 Seiten. Darin wirft die Staatsanwaltschaft Bamberg den Angeklagten schweren Bandendiebstahl, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und Zerstörung von Bauwerken in 31 Fällen vor. Die Taten verübten sie nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft im gesamten Bundesgebiet mit Schwerpunkten in Bayern und Baden-Württemberg. Neben Geldautomatensprengungen in Regensburg, Weßling und Erkheim wurden auch in Forchheim und Zapfendorf im Landkreis Bamberg Automaten gesprengt.

Seit 2023 befinden sich die Tatverdächtigen wegen Fluchtgefahr, verteilt auf ganz Nordbayern, in Untersuchungshaft. Insgesamt sollen sie mehr als drei Millionen Euro erbeutet haben. Der Sachschaden liegt bei mehr als 5,5 Millionen Euro. Für die Hauptverhandlung sind 74 Termine angesetzt. Die Angeklagten erwarten Freiheitsstrafen von mindestens einem bis zu zehn Jahren.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.