Bayern 2 - Gedanken zum Tag


11

Max Kronawitter Gedanken zur Pfingstzeit

Pfingsten ist das Fest des Verstehens.

Stand: 14.05.2024

Gedanken zur Pfingstzeit - Symbolbild | Bild: BR

14 Mai

Dienstag, 14. Mai 2024

Als Student arbeitete ich öfter als Reiseleiter in Rom. Über einen ungewöhnlichen Vorfall muss ich noch heute schmunzeln: Die Aufregung war groß, weil ein sonst sehr zuverlässiger Reiseteilnehmer weder zum Frühstück erschien noch im Zimmer anzutreffen war. Als er nach zwei Stunden schweißgebadet ins Hotel kam, entschuldigte er sich für sein ungewöhnliches Verhalten: Weil er nicht schlafen konnte, hatte er einen nächtlichen Spaziergang durch die Straßen Roms unternommen. Angelockt vom Duft frischen Brotes, fand er in einem Keller eine kleine Bäckerei. Obgleich er kein Wort italienisch sprach und der Bäcker kein Wort deutsch, war beiden schnell klar, dass sie Kollegen waren. Und es dauerte nicht lange, da durfte der eine dem andern beim Formen der typisch italienischen Brote helfen. Das sei, so gestand er mir, genauso beglückend für ihn gewesen, wie die Führung durch den Petersdom. Ganz ohne Sprachkenntnisse haben die beiden sich verstanden. Heute erleben wird oft das Gegenteil. Trotz Übersetzungshilfen verstehen sich Menschen oft nicht, bleiben sich fremd und unsolidarisch. Pfingsten ist das Fest des Verstehens. Es waren Menschen aus aller Herren Länder, die beim ersten Pfingsten in Jerusalem erlebten, einander zu verstehen - ohne die Sprache des anderen zu kennen. Der Geist Gottes, so ihre Überzeugung, hat das bewirkt. Dieser Geist ermöglicht Kommunikation und Einheit. In diesen Tagen ist er uns in besonderer Weise zugesagt.

Max Kronawitter / unveröffentlichter Text


11