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Engelbert Humperdinck Komponist von "Hänsel und Gretel"

Eine böse Hexe und zwei mutige Kinder: Die Märchenoper von "Hänsel und Gretel" machte den Komponisten Engelbert Humperdinck auf einen Schlag weltberühmt. Schon in der Schule hatte er lieber geträumt und sich Melodien ausgedacht.

Von: Susanna Felix und Veronika Baum

Stand: 27.09.2021 | Archiv

Engelbert Humperdinck will schon als Kind Komponist werden. Statt im Unterricht aufzupassen, denkt er sich lieber neue Melodien aus. Mit 13 komponiert er seine ersten Stücke.

Lebensdaten

Engelbert Humperdinck wird am 1. September 1854 in Siegburg geboren. Er stirbt im Alter von 67 Jahren am 27. September 1921.

Weil sein Vater aber will, dass Engelbert einen "vernünftigen Beruf" erlernen soll, fängt er erst einmal an, Architektur zu studieren. Doch statt Baupläne zu zeichnen, malt er sein Skizzenheft lieber mit Noten voll. Schließlich geben die Eltern nach und lassen Engelbert in Köln bei Ferdinand Hiller Komposition studieren. Aber das Leben in der Stadt ist teuer. Um Geld zu verdienen, muss Humperdinck nachts in den Bars Klavier spielen. Lärm, Zigarettenqualm und Schlafmangel machen ihn bald krank. 

Begegnung mit Richard Wagner

Dafür ist Humperdinck mit seinen Kompositionen sehr erfolgreich und gewinnt mit 23 Jahren den Mozartpreis der Stadt Frankfurt. Er bekommt ein Stipendium und studiert von da an in München bei Franz Lachner und Josef Rheinberger. Doch der Unterricht beginnt ihn bald zu langweilen. Er hat es satt, sich beim Komponieren immer an strenge Regeln zu halten! Humperdinck hat nämlich entdeckt, dass man auch anders Musik schreiben kann – so wie Richard Wagner. Auf einer Studienreise nach Italien nimmt Humperdinck Kontakt zu seinem verehrten Idol auf. Wagner ist schon ein alter Mann, aber die beiden verstehen sich sofort. 

Wagner schlägt dem jungen Humperdinck vor, sein Assistent zu werden, er bietet dem jungen Mann das "Du" an und nennt ihn liebevoll "Hümpchen". Humperdinck überlegt keine Sekunde, lässt sein Studium sausen und folgt Wagner nach Bayreuth. Dort unterstützt er Wagner bei der Einstudierung seiner neuen Oper und vertieft sich immer mehr in dessen wunderbare Musik. Zwei Jahre später aber stirbt Richard Wagner.

Für Humperdinck beginnt eine schwierige Zeit. Er ist 28 Jahre alt und findet als "Wagnerianer", also als Anhänger von Richard Wagner, keine feste Anstellung. "Nein, einen Wagnerianer nehmen wir nicht" – bekommt er immer wieder zu hören. Also verrichtet Humperdinck kleine Gelegenheitsarbeiten: Er schreibt Wagners Musik für andere Instrumente um, spielt den Alleinunterhalter am Klavier und gibt Kompositionsunterricht. Dafür reist er sogar bis nach Spanien. Schließlich arbeitet Humperdinck als Kritiker und Lektor in einem Musikverlag in Frankfurt. Er ist jetzt 35 Jahre alt. Mit dem Komponieren will es allerdings nicht mehr so recht klappen. Ihm fällt einfach nichts mehr ein ... 

Ein folgenreicher Auftrag

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Bis er eines Tages einen Brief seiner Schwester Adelheid Wette erhält. Darin bittet sie ihn, ein paar Gedichte für ihr neues Märchenspiel "Hänsel und Gretel" zu vertonen. Die Lieder, die Humperdinck komponiert, gefallen der Familie so gut, dass sie ihn bitten, eine ganze Oper über "Hänsel und Gretel" zu schreiben: ohne böse Stiefmutter, dafür mit Figuren wie dem Sandmännchen und verzauberten Lebkuchen. Diese Kinderoper wird Humperdincks größter Erfolg. Wenige Tage vor Weihnachten wird die Oper 1893 in Weimar unter der musikalischen Leitung von Richard Strauss uraufgeführt. Und Humperdinck ist mit einem Schlag berühmt!

Allein im ersten Jahr wird "Hänsel und Gretel" auf mehr als 50 Opernbühnen gespielt. Zwischen 1900 und 1910 verdient Humperdinck mit seiner Märchenoper zehn Millionen Goldmark. Ein sorgenfreies Leben beginnt. Bald schreibt Humperdinck seine nächste Märchenoper: "Königskinder". Ein paar Jahre später folgt "Dornröschen". Außerdem komponiert Humperdinck auch andere Opern, Schauspielmusiken, viele Lieder, Stücke für Chor und Kammermusik.

Inzwischen ist Humperdinck fast 60 Jahre alt. Gesundheitlich geht es ihm immer schlechter. Er hört kaum noch etwas. Auch versteht er die Welt nicht mehr: Über die Werke von Arnold Schönberg sagt er: "Musik für Verrückte". Doch als Komponist seiner Märchenopern wird Humperdinck weltweit gefeiert – sogar in Amerika kennt man ihn. Und so bleibt er für immer: der mit "Hänsel und Gretel". 


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