Im Osten nichts Neues? Zum Glück, denn da lauerte ja auch der Feind: "The Evil Empire", das Zentrum des Bösen, wie es fast bis zum Ende meiner Schulzeit in Bayern hieß. Dann kam die politische Wende, der Vorhang öffnete sich – und für mich, familiär verwurzelt in Bayern, Österreich, Ungarn und der Slowakei, brachen aufregende Zeiten an: Reisen nach Osteuropa, Begegnungen mit Menschen, Erkundungen kultureller Zentren, die lange an der Peripherie lagen, jetzt spielten sie wieder eine Rolle im europäischen Diskurs. Was für eine Aufbruchsstimmung! Darüber wollte ich berichten. Und über die Länder und Kulturen im Slawistik- und Kunstgeschichte-Studium mehr erfahren.

Zum BR kam ich 1996 nach einigen Jahren bei der Süddeutschen Zeitung, und arbeitete nach meinem Volontariat vor allem beim Radio – und schon bald ging es wieder Richtung Osten: Als ARD-Hörfunkkorrespondentin im Studio Südosteuropa Wien (2006-2011) begleitete ich Kosovo in die Unabhängigkeit, Bulgarien und Rumänien in die EU, Natascha Kampusch in die Freiheit, Josef Fritzl ins Gefängnis - und: Jörg Haider nach seinem tödlichen Autounfall in die ewigen Jagdgründe. Nach fünf Jahren Mäandern zwischen Wien, Tirana, Belgrad und Budapest dockte ich zunächst wieder bei BR24 Radio an.

Im Januar 2020 wechselte ich zu Kultur Aktuell und moderiere die Sendung Kulturleben auf Bayern 2. Osteuropa habe ich weiter fest im Blick. Nur haben sich seit der "Zeitenwende" leider wieder viele Türen geschlossen. Umso wichtiger gerade jetzt beim Radio zu arbeiten, wo sich Grenzen mühelos überwinden lassen: "Grenzenlos hören!" (heißt ja auch der Claim von Bayern2.)   

Wenn ich nicht beim Radio arbeite, überwinde ich gerne mit Mann und Kindern viele Grenzen: Durch die Welt zu reisen, mit offenen Augen für andere Kulturen, für das Leben in seinen vielen Spielarten, für Menschen und ihre Strategien, den Alltag zu meistern, ist als große Leidenschaft geblieben. Das Mikrofon darf dann gerne mal Pause machen.