Das feuerrote Porträt-Bild steht zwischen den beiden Personen
Bildrechte: Aaron Chown/Picture Alliance

Künstler Jonathan Yeo (links) mit König Charles III. bei der Porträt-Enthüllung

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Schmetterling über der Schulter: Staatsporträt von König Charles

Im Buckingham-Palast in London wurde das erste offizielle Bildnis des Königs vorgestellt. Künstler Jonathan Yeo wählte dafür Feuerrot, inspiriert von der Uniform der Welsh Guards, wo Charles III. Oberst ist. Und es gibt ein skurriles Detail.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Diese Bildbeschreibung dürfte so vieldeutig wie vergnüglich werden: Der britische Künstler Jonathan Yeo (53) malte das erste offizielle Porträt von König Charles III., das jetzt im Buckingham Palace präsentiert wurde. Das Werk, das bereits im Jahr 2020 in Auftrag gegeben wurde, also zu der Zeit, als Charles noch Thronfolger war, dürfte für einige Diskussionen sorgen, hat es doch rein farblich eine eminente "Signalwirkung", weil ein Feuerrot dominiert, die Uniformfarbe der Welsh Guards, eines Garde-Grenadierregiments, das zu den fünf Leibregimentern von Charles gehört. Er selbst war dort als Kronprinz mit dem obligatorischen Titel des "Prince of Wales" seit 1975 Oberst. Inzwischen ist er formeller Chefkommandeur, sein Sohn William hat als neuer Thronfolger seine vorherige Position übernommen.

Das schreiende Rot dürfte mit seinem Symbolgehalt viele angeregte Gespräche auslösen, ist die Farbe doch gleichermaßen Sinnbild für emotionale Wärme wie für Warnung. Es dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass sich Herrscher früher gern im roten Samtumhang mit Hermelinbesatz abbilden ließen. Auch von Queen Elizabeth II. gibt es mehrere Gemälde und Porträtfotos im roten Outfit, wahlweise aus edler Seide oder Samt.

"Fortschrittlichstes königliches Porträt"

Künstler Yeo beschrieb sein vergleichsweise grelles Porträt, das einen Monat lang öffentlich in der Philip Mould Gallery in London ausgestellt wird, als "dynamisch und zeitgemäß". Der Kunstexperte, Porträt-Spezialist und Galerie-Betreiber Mould rühmte das Bild mit den Worten: "Es ist das fortschrittlichste königliche Porträt, das seit langer Zeit bei leibhaftigen Sitzungen geschaffen wurde. Es steht für Kontinuität, birgt Geheimnisse und einen Hauch göttlicher Inspiration. Moderne Kunst ist subversiv, sperrig. Es unterscheidet sich stark von herkömmlichen Bildnissen, aber Johnny hat es meiner Meinung nach geschafft, einen modernen Monarchen zu malen."

Charles saß insgesamt viermal "Modell" für das Bild. Erstmals im Juni 2021, zu Lebzeiten von Königin Elisabeth II., letztmals im November vergangenen Jahres, also schon zu seiner Regierungszeit. Darüber hinaus durfte der Künstler den Monarchen in privaten Situationen fotografieren. "Ich gebe mein Bestes, um die Lebenserfahrungen einzufangen, die sich in das Gesicht jedes einzelnen Dargestellten eingeprägt haben", so Yeo: "In diesem Fall war es mein Ziel, auch auf die Traditionen der königlichen Porträtmalerei Bezug zu nehmen, aber auf eine Art und Weise, die eine Monarchie des 21. Jahrhunderts widerspiegelt, und vor allem die tief empfundene Menschlichkeit des Abgebildeten zu vermitteln."

"Insekt steht für Metamorphose"

Vielsagend ist ein Schmetterling, der über der Schulter des Königs flattert. Bei der Enthüllung scherzte Charles III., das ziele wohl darauf ab, dass er bei der Bestellung des Porträts noch im "Larvenstadium" gewesen sei. Doch das Insekt hat eine völlig andere Symbolik, wie Yeo verriet. Als er Charles erstmals persönlich begegnet sei, hätten sie darüber gesprochen, dass es angemessen wäre, das Engagement des damaligen Kronprinzen für Umwelt und Natur auf dem Porträt zu verdeutlichen. Insofern habe er nicht das volle Urheberrecht, so Yeo schmunzelnd. An der Idee mit dem Schmetterling sei der Dargestellte mitbeteiligt gewesen. Dass das Insekt auch für die Metamorphose stehe, also die Wandlung von der Larve zum geflügelten Wesen, sei im Nachhinein angesichts der Krönung von Charles eine willkommene Symbolik.

"Verstehen Sie, was ich meine?"

Übrigens soll es sich nach Angaben von Yeo um einen "Monarchfalter" in Schwarz-Orange handeln, eine Spezies, die dafür bekannt ist, bis zu 3.600 Kilometer zurücklegen zu können. Die Legende will es, dass der Schmetterling seinen Namen wegen seiner Farbe von Wilhelm von Oranien (1533 - 1584) hat, dem holländischen Befreiungshelden aus dem 16. Jahrhundert. Orange wurde die Nationalfarbe der Niederlande. Die Monarchfalter seien besonders gefährdet, erklärte der Maler. Charles III. reagierte mit dem Hinweis, er habe mal Tausende dieser Schmetterlinge in einem Wald in Mexiko gesehen. Er betrachte es als "Glücksfall", wenn so ein Exemplar, etwa bei der Gartenarbeit, auf seiner Schulter Platz nehme: "Verstehen Sie, was ich damit meine?"

Mit typisch britischem Humor hatte Charles bei der Enthüllung verraten, dass er eigentlich nur noch auf den Rahmen des Bildes gespannt gewesen sei, denn das Werk selbst habe er schon besichtigt, als es zu zwei Dritteln fertig gewesen sei. Gleichwohl fielen dem König neue Details auf: "Sie haben da oben noch etwas herumgefummelt, oder?" entfuhr es ihm.

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