Cailee Spaeny und Kirsten Dunst in einer Szene aus "Civil War" von Alex Garland
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Cailee Spaeny und Kirsten Dunst in einer Szene aus "Civil War" von Alex Garland

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Die USA im Bürgerkrieg: "Civil War" von Alex Garland

Ob "Ex Machina" oder "Annihilation": Die Zukunftsszenarien, die der britische Filmemacher Alex Garland entwirft, brennen sich ins Gedächtnis. Das gilt auch für "Civil War": Die düstere Dystopie zeigt die USA im Krieg gegen sich selbst.

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Nicht nur in den USA wurde dieser Film mit Spannung erwartet: "Civil War" von Alex Garland. In einem Jahr, in dem die Welt mit Sorge auf den November und den Ausgang der US-Wahlen blickt, entwirft der Regisseur und Drehbuchautor eine politische Dystopie, die er in den Amtsjahren von Donald Trump geschrieben hat. Erinnerungen an die Erstürmung des Kapitols im Januar 2021 werden geweckt – im Vergleich zu dem, was Garland imaginiert, war dieses Ereignis allerdings denkbar harmlos.

"Civil War" spielt in einer nicht näher definierten Zukunft: In den Vereinigten Staaten herrscht Bürgerkrieg, der Auslöser ist unklar. Regierungstruppen kämpfen gegen Separatisten, der namenlose Präsident ist ein Autokrat, der sich eine dritte Amtszeit verschafft hat und sich seit Monaten im Weißen Haus verschanzt.

Parallelen zu Donald Trump

Auch wenn mit Leichtigkeit Parallelen zu Trump gezogen werden können: Die politische Position von "Civil War" ist alles andere als eindeutig. Die mächtigste Splittergruppe im Kampf gegen die Regierung sind die sogenannten Western Forces, ein militärischer Verbund aus Texanern und Kaliforniern, also Republikanern und Demokraten. Hier kämpft jeder gegen jeden, es gilt das Recht des Stärkeren.

Leichen liegen unbeachtet am Boden, Strangulierte hängen von Autobahnbrücken, Massenproteste sind so alltäglich wie Selbstmordattentate, es herrscht Strom-, Wasser- und Benzinmangel. Das absolute Chaos. Mittendrin: ein zunehmend verstörtes Kinopublikum, das wie die Menschen auf der Leinwand auf der Suche ist nach Halt und Orientierung.

Regisseur Alex Garland ist Spezialist für dunkle Zukunftsvisionen - und in genau so eine sollen wir eintauchen in "Civil War".
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Regisseur Alex Garland ist Spezialist für dunkle Zukunftsvisionen - und in genau so eine sollen wir eintauchen in "Civil War".

Roadtrip mit Kriegsreportern

Als Identifikationsfiguren bietet "Civil War" lediglich eine kleine Gruppe von Kriegsreportern, die jedoch mit fortschreitender Handlung ihren Antiheldenstatus offenbaren. Kirsten Dunst spielt eine ebenso abgehärtete wie traumatisierte Kriegsfotografin. "Narcos"-Serienstar Wagner Moura ist ein Reuters-Reporter, der nur noch mit Vodka und abgelaufenen Schmerzmitteln Schlaf findet.

Auf ihrem Roadtrip von Manhattan nach Washington D.C. werden sie begleitet von einem alternden Redakteur der "New York Times" und einer jungen Fotografin ("Priscilla"-Hauptdarstellerin Cailee Spaeny). Je näher sie der belagerten Hauptstadt kommen, desto drastischer werden die Formen der Selbstjustiz, die emotionslos dokumentiert und nur von der unerfahrenen Kollegin hinterfragt werden. Abgespeist wird sie mit der Antwort: "Wir fragen nicht, wir zeichnen auf. Damit die anderen Fragen stellen."

Warnung und Denkanstoß

Grenzüberschreitungen darstellen, um Fragen aufzuwerfen: Schroff ist diese Ansage, ebenso abgeklärt wie desillusioniert. Im Kern fasst sie zusammen, was Garland mit "Civil War" beabsichtigt: Denn seine provokanten Schlaglicht-Abfolgen einer gesetzlosen Gesellschaft haben das Potenzial für Diskussionsstoff – weil sie irritierend kühl inszeniert sind und weil das Worst-Case-Szenario reale Gefährdungen der Demokratie überspitzt, die nicht nur in den USA auszumachen sind.

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