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Ursachen & Symptome "Übeltäter" finden und meiden

Die Ursachen für Beschwerden zu finden, ist nicht einfach. Allergien auf Nahrungsmittel äußern sich generell stärker als Unverträglichkeiten - denen man aber mit ein bisschen Spürsinn auch auf die Spur kommt.

Stand: 19.06.2020

Pipette mit Allergen über Arm um die Diagnose für eine Lebensmittelallergie oder -unverträglichkeit zu stellen. | Bild: picture-alliance/dpa

Laut Angaben des Verbraucherschutzministeriums reagieren hierzulande ein bis zwei Prozent der Erwachsenen und zwei bis acht Prozent der Kinder allergisch auf den Konsum bestimmter Nahrungsmittel. Bereits Spuren des betroffenen Nahrungsmittels können ausreichen, um Reaktionen auszulösen. Besonders häufig betroffen sind Kinder, denn ihr Immunsystem ist empfindlicher als das von Erwachsenen.

Der Allergieinformationsdienst geht von ähnlichen Zahlen aus: Danach leiden circa 3 Prozent der Erwachsenen und vier bis sechs Prozent der Kinder an einer Nahrungsmittelallgie unter Beteiligung des Immunsystems. Damit gibt es "echte" Nahrungsmittelallergien nicht so häufig, wie allgemeinhin vermutet wird. Befragungen in der Bevölkerung führten zu einem deutlich höherem Wert: Danach gaben rund 30 Prozent der Bevölkerung an, an einer Nahrungsmittelallergie zu leiden. Forscher gehen davon aus, dass harmlose Symptome überinterpretiert und viele Beschwerden vermutlich nicht allergischer Natur, sondern auf andere Unverträglichkeiten zurückzuführen sind.

Häufige allergische Reaktionen - treten innerhalb von Minuten auf

  • Haut: Juckreiz, Hautrötung, Nesselsucht, Gesichtsschwellung, Ekzeme, Neurodermitisschub
  • Mund/Rachen: Lippenschwellung, Gaumenjucken, Halskratzen, Anschwellen der Schleimhäute
  • Nase: Verstopfte Nase, Fließschnupfen, Niesattacke
  • Atemwege: Asthmatische Beschwerden, Atemnot, Husten
  • Magen-Darm-Trakt: Übelkeit, Krämpfe, Erbrechen, Blähungen, Durchfall, Koliken, Gastritis, krampfartige Verengung der Speiseröhre
  • Herz/Kreislauf: anaphylaktischer Schock

Quelle: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Bildergalerie: die "Rote Liste" der Lebensmittel

Allergischer Schock: Symptome und Behandlung

Begriff

Der sogenannte anaphylaktische Schock gilt als die heftigste Reaktion, die durch ein Allergen ausgelöst werden kann. Vor allem bei Bienen- und Wespenstichen ist diese Form zu beobachten, aber auch bei bestimmten Lebensmittelallergien. Bereits kleinste Dosen können die Reaktion auslösen.

Symptome

Unverträglichkeiten, wie sie etwa bei Obst oder Getreideprodukten auftreten, sind keine Allergien im klassischen Sinn. Der wesentliche Unterschied: Die Beschwerden können noch Stunden nach dem Essen auftreten, während bei einer Allergie immer eine unmittelbare Reaktion des Körpers ausgelöst wird.

Hilfe

Außenstehende sollten sofort einen Notarzt verständigen - mit Hinweis auf eine mögliche allergische Reaktion. Auch sollte man nachsehen oder nachfragen, ob ein Notfallset da ist. Jede Minute zählt. Anschließend muss der Betroffene soweit wie möglich beruhigt werden.

Allergiepass

Trägt der Allergiker einen Allergiepass bei sich? Betroffene sollten unbedingt so einen Allergiepass mit sich führen, sodass der behandelnde Arzt gegebenenfalls einschätzen kann, wodurch die Reaktion ausgelöst wurde. Klären Sie als Allergiker mit Ihrem Arzt ab, ob Sie bestimmte Notfallmedikamente stets mit sich führen sollten.

Adrenalin

Prof. Dr. Knut Brockow, Allergologe am Klinikum rechts der Isar: "Das wichtigste Medikament beim anaphylaktischen Schock ist Adrenalin. Es macht die Gefäße eng, sodass mehr Blut zur Verfügung steht für die Durchblutung des ganzen Körpers, und es macht die Atemwege weit, sodass man besser atmen kann."

Medikamente

Auch sogenannte Antihistaminika können akute Beschwerden lindern. Sie hemmen die Wirkung von Histamin, einem körpereigenen Hormon und Transmitter, das bei allergischen Reaktionen ausgeschüttet wird. Kortisontabletten können ebenfalls helfen. Beide Medikamente sind jedoch oft mit Nebenwirkungen verbunden. Notfallsets bekommt man vom Arzt verschrieben.

So wirken Antihistaminika und Kortison.

Diagnoseverfahren, Tests und Weglassdiät

Haut- und Bluttests können über spezielle Antikörper erste Hinweise auf eine Sensibilisierung gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln liefern. Erhärtet werden können diese Hinweise durch eine sogenannte Weglass-Diät. Dabei muss der Patient das unter Verdacht stehende Nahrungsmittel für mindestens fünf Tage aus seinem Speiseplan streichen. Treten die Symptome in dieser Zeit nicht mehr auf, kann man auf die Ursache schließen. Im Umkehrschluss lassen sich Provokationstests durchführen. Isst der Betroffenene ein bestimmtes Lebensmittel und reagiert allergisch, liefert dies ebenfalls einen konkreten Anhaltspunkt.

Pollen und Äpfel: Kreuzallergien

Menschen mit einer Birkenpollenallergie reagieren oft auch auf Äpfel allergisch.

Der Verzehr frischer Äpfel verursacht Ausschläge? Nicht immer ist das entsprechende Nahrungsmittel die eigentliche Ursache der Allergie. Oft ruft die Nahrung nur dann eine allergische Reaktion hervor, wenn auch eine bestimmte Pollenallergie gegeben ist. Man spricht in solchen Fällen von einer Kreuzallergie. Mediziner betonen in diesem Zusammenhang immer wieder die Notwendigkeit einer seriösen und umfassenden Diagnose. Gerade Kinder werden oft aufgrund bloßer Verdachtsmomente auf strikte Diät gesetzt. Die Folgen können Stress und Mangelernährung sein.

Kreuzallergien: problematische Lebensmittel

  • bei Erwachsenen: Sellerie, Äpfel
  • bei Kleinkindern: Kuhmilch, Hühnerei

Quelle: Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.


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