Glück und Glücklichsein Was wirklich glücklich und zufrieden macht

Was ist Glück? Wann fühlt man es und wie? Und was sagt die Wissenschaft: Was macht uns wirklich glücklich? Kann man dem Glücksgefühl auch auf die Sprünge helfen? Wir haben für euch Infos und Tipps zum Glücklichsein gesammelt.

Stand: 10.04.2024

Der Duden definiert Glück als eine "angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat". Es sei ein "Zustand der inneren Befriedigung und Hochstimmung".

Glücksforscher sprechen von einem subjektiven Wohlbefinden, das für jeden etwas anderes bedeuten kann. Im Kontext der Positiven Psychologie ist es gekennzeichnet vom häufigen Auftreten positiver Gefühle und seltenem Auftreten negativer Emotionen. Sie warnen im Zusammenhang mit Glück aber auch vor einer "toxischen Positivität": Gefühle wie Trauer oder berechtigte Unzufriedenheit dürften auch nicht einfach übertüncht werden. Für die selbsternannte Glücksministerin Gina Schöler ist der Schlüssel zum Glück, das eigene Leben in die Hand zu nehmen, es aktiv zu gestalten und das Beste aus allen Situationen zu machen.

"Glück bedeutet nicht, dass alles Friede-Freude-Eierkuchen ist."

Gina Schöler, selbsternannte Glücksministerin

Glücksforschung: Macht Geld glücklich?

Ob Geld glücklich macht und ob mehr Geld für mehr Glück sorgt, damit beschäftigen sich immer wieder Wissenschaftler und die Studien fallen oft unterschiedlich aus. Der Ende März 2024 verstorbene Nobelpreisträger Daniel Kahneman hatte 2010 zusammen mit Angus Deaton eine einflussreiche Studie veröffentlicht, die zu dem Schluss kam, dass Geld das persönliche Glück nur bis zu einem Jahresverdienst von 75.000 US-Dollar steigern kann.

2023 veröffentlichten Daniel Kahneman und Matthew Killingsworth eine neue Studie. Sie besagt, dass mehr Geld das Glück tatsächlich immer weiter steigert. Das gelte allerdings nicht für alle Menschen. Das Glücksniveau ende mittlerweile nicht mehr bei 75.000 Dollar, sondern könne auch weit über 200.000 Dollar steigen. Laut der Studie gibt es auch eine Minderheit, bei der das Glücksniveau zwar bis zu einem Jahreseinkommen von 100.000 Dollar ansteigt, danach aber abflacht. Diese Gruppe umfasse etwa 15 bis 20 Prozent aller Menschen, schreiben die Forscher. Als Gründe vermuten sie zum Beispiel Liebeskummer, Trauer und klinische Depression.

"Vereinfacht ausgedrückt deutet dies darauf hin, dass für die meisten Menschen ein höheres Einkommen mit größerem Glück verbunden ist", fasst Killingsworth in einer Mitteilung zusammen. "Die Ausnahme sind jedoch Menschen, die finanziell gut gestellt, aber unglücklich sind. Wenn man zum Beispiel reich und unglücklich ist, hilft mehr Geld nicht." Bei allen anderen sei mehr Geld jedoch in unterschiedlichem Maße mit höherem Glück verbunden. Was man sicherlich nicht vergessen darf: Reichtum ist vergänglich, das Geld auf dem Konto kann ganz schnell wieder weg sein. Geld ist also keine sichere Quelle für Glück und sicher auch nicht die einzige.

Harvard-Studie über Glück: Gute Beziehungen machen uns glücklich

Was uns wirklich glücklich macht, das untersuchen Wissenschaftler der Harvard University seit mehr als 80 Jahren in der umfangreichsten Studie zur Glücksforschung über einen besonders langen Zeitraum. Seit 1938 begleiten sie rund 2.000 Menschen aus drei Generationen in einer Langzeitstudie bei ihrem Streben nach dem Glück. Ihre ersten Ergebnisse widersprechen der Annahme, dass materielle Dinge, Geld oder Erfolg im Beruf automatisch zu mehr Zufriedenheit führen. All das sei auch nicht unerheblich, schreiben die Forscher, doch den Unterschied machten gute Beziehungen aus, in denen wir uns unterstützt und geschätzt fühlen.

Gute Beziehungen machen uns glücklicher und gesünder.

Auch wenn die Bedürfnisse eines jeden Menschen individuell sind, haben die Wissenschaftler den wichtigsten Faktor für ein glückliches Leben ausgemacht: Gute soziale Beziehungen, die das Gefühl von Verbindung und Zugehörigkeit vermitteln. Sie machen uns glücklicher und gesünder. Damit sind aber nicht nur Paarbeziehungen, sondern auch gute Beziehungen zu Familienmitgliedern wie Eltern und Kindern, Freunden, Kollegen oder Nachbarn gemeint. Sogar Zufallsbegegnungen haben einen positiven Effekt auf unser Glücksempfinden. Wichtig sei es laut der Studie, selbst aktiv zu werden und soziale Kontakte bewusst herzustellen. Diese soziale Fähigkeit lässt sich erlernen wie ein Muskel, schreiben die Forscher.

Glücksforschung: Was uns glücklich und unglücklich macht

Das ständige Streben nach Glück kann sogar unglücklich machen. Glück werde oft wie ein Preis gesehen, den man sich erarbeiten oder gewinnen kann und dann sein Leben lang behält. Das funktioniere nicht, meinen die Forscher. Stattdessen sollten wir gute Beziehungen führen, mehr im Hier und Jetzt leben und versuchen, im täglichen Leben Zufriedenheit zu empfinden.

Glücksempfinden: Ältere Menschen sind oft glücklicher als jüngere

Ältere Menschen ab 60 Jahren sind trotz Altersbeschwerden oft glücklicher als jüngere.

Auch das Alter spielt eine Rolle beim Glücklichsein. Professor Tobias Esch von der Universität Witten/Herdecke forscht seit rund 20 Jahren zum Belohnungssystem des Gehirns und dem Glückserleben. Er sagt: Trotz körperlicher Beschwerden und Krankheiten seien ältere Menschen in der Regel glücklicher und zufriedener als Erwachsene im mittleren Alter.

Im Laufe des Lebens ändere sich die Art des Glückempfindens, erklärt Esch. Junge Leute suchten Vergnügen und Nervenkitzel. Sie eilten von Glücksmoment zu Glücksmoment, was zwar intensiv, aber flüchtig sei. In späteren Jahren folge ein Lebensabschnitt, in dem viele gestresst seien von der Karriere, Kindern, Beziehungsproblemen, dem Hausbau und zum Teil schon pflegebedürftigen Eltern. Später im Alter ab 60 Jahren steige die Lebenszufriedenheit wieder - trotz Altersbeschwerden. Ältere Menschen bräuchten dann oft wenig, um glücklich zu sein. In den letzten eineinhalb bis zwei Jahren vor dem Tod gehe die Zufriedenheit dann wieder zurück. Eine Studie fand jedoch auch Hinweise darauf, dass die Lebenszufriedenheit konstant mit dem Alter abnimmt.

Von Glücksministern, Glücksstaaten und Glücksrezepten

Glücksministerin

Das "Ministerium für Glück und Wohlbefinden" ist 2012 als Kunstprojekt von Studenten an der Mannheimer Hochschule für Gestaltung gestartet. Die aktuelle, selbsternannte Glücksministerin ist die Kommunikationsdesignerin Gina Schöler. Sie ist keine Wissenschaftlerin, sondern versteht sich als Glücksbotschafterin.

Staatsglück

Das asiatische Königreich Bhutan im Himalaya hat in den 1970er-Jahren das Glück seiner Bevölkerung zum Staatsziel erklärt und besitzt tatsächlich ein echtes Glücksministerium. Das Glück der Bevölkerung ist in der Verfassung festgeschrieben und wird als Bruttonationalglück gemessen.

Glücksrecht

Das "Streben nach Glück" (pursuit of happiness) haben die Gründerväter der USA als eines der unveräußerlichen Rechte in die Unabhängigkeitserklärung mitaufgenommen.

Glücksreport

Laut dem World Happiness Report 2024, dem Weltglücksreport der Vereinten Nationen, in dem die Lebensbewertung in 143 Ländern untersucht wurde, bleiben die Finnen das glücklichste Volk der Erde. Finnland belegt im siebten Jahr in Folge den Spitzenplatz im Länderranking. Hinter Finnland folgen in der Rangliste Dänemark, Island, Schweden und Israel. Deutschland rutscht vom 16. auf den 24. Rang. Schlusslicht der Rangliste ist Afghanistan.

Die beteiligten Forscher erhoben erstmalig Daten nach unterschiedlichen Altersgruppen. Mit dem Ergebnis: Im Schnitt seien ältere Generationen, also jene Menschen, die vor 1965 geboren sind, glücklicher als Jüngere, die nach 1980 geboren sind. Das betrifft vor allem die Bevölkerung europäischer Länder sowie Nordamerika.

Der World Happiness Report wird jedes Jahr von Wissenschaftlern in den USA auf Basis von Umfragen des Instituts Gallup erstellt. Kriterien für das Glücksempfinden sind unter anderem: soziale Unterstützung, Einkommen, Gesundheit, Freiheit, Großzügigkeit und die Abwesenheit von Korruption.

Glücksrezept

"Hygge" gilt oft als das Glücksrezept der Dänen, lässt sich jedoch nicht einfach ins Deutsche übersetzen. Es meint so viel wie Gemütlichkeit und Wärme, sich im positiven Sinne abzuschotten und die Welt draußen zu lassen.

Zufriedenheit: Zu viel Glück ist auch nicht gesund

James Olds, Psychologe an der University of Michigan, hat Ende der 1950er-Jahre das Lustzentrum im Gehirn entdeckt. Bei Versuchen mit Laborratten war ihm aufgefallen, dass sie die elektrische Stimulation eines bestimmten Gehirnareals mochten. Als sie diese Region per Knopfdruck selbst stimulieren konnten, drückten sie den Knopf so lange, bis sie vor Durst, Hunger und Erschöpfung fast am Glücksrausch gestorben wären.

Am 20. März ist Weltglückstag!

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat den 20. März zum "Internationalen Tag des Glücks" erklärt. Er soll daran erinnern, dass zum Glück mehr gehört als Wirtschaftswachstum und Umsatz - nämlich Mitgefühl, Gemeinwohl und nachhaltige Entwicklung. Im jährlich erscheinenden World Happiness Report werden regelmäßig Länder nach der glücklichsten Bevölkerung gelistet und Faktoren analysiert, die zum Glücklichsein beitragen. Neben sozialen Beziehungen spielen auch Sicherheit, Frieden und Wohlstand eine Rolle.

Bei der Einführung des Weltglückstags hat die UNO Glücks-Grundbedingungen aufgestellt, die uns allgemein glücklich machen sollen. Nicht für jeden Menschen auf der Welt sind sie eine Selbstverständlichkeit:

  • mindestens 2.500 Kalorien pro Tag
  • einen Wasserverbrauch von 100 Litern am Tag
  • mindestens sechs Quadratmeter Wohnraum
  • einen Platz zum Kochen
  • eine sechsjährige Schulbildung

Die Chemie des Glücks: Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir glücklich sind?

Wenn etwas geschieht, das besser ist als erwartet, werden die Neuronen im Mittelhirn aktiv: Sie stoßen den Glücksstoff Dopamin aus und leiten ihn ins untere Vorderhirn sowie ins Frontalhirn weiter. Im Vorderhirn treibt das Dopamin die dortigen Neuronen dazu an, opiumähnliche Stoffe zu produzieren - die machen uns euphorisch. Im Frontalhirn führt das Dopamin dazu, dass unser Gehirn besser funktioniert und auch gleich zum Empfinden von Glück geschärft wird: Es steigert unsere Aufmerksamkeit, wir merken uns dieses glücklichmachende Ereignis. So lernen wir, was uns gut tut. Eigentlich ist das Glücksgefühl also nur ein Nebenprodukt unseres Lernvermögens. Das Glücksempfinden flaut auch wieder ab - mit einer Überdosis Euphorie würde uns das gleiche Schicksal wie den Ratten im Glück-per-Knopfdruck-Versuch ereilen.

"Unser Gehirn ist nicht dafür gebaut, dauernd glücklich zu sein, aber es ist süchtig danach, nach Glück zu streben."

Manfred Spitzer, Neurowissenschaftler und Psychologe

Wie glücklich wir sind, bestimmen auch unsere Gene

SLC6A4, das Glücks-Gen, das glücklich macht

Das Gen SLC6A4 leitet das Hormon Serotonin in die Zellen weiter. Das macht uns entspannt und gut gelaunt. Forscher gehen von zwei Arten dieses Gens aus: einer Langform und einer Kurzform. Wer die Langform des Gens besitzt, bekommt mehr Serotonin ab - und sieht eher das Positive. Ein kürzeres Gen macht anfälliger für Pessimismus.

Internationalen Studien zufolge wird die Veranlagung zum Glücklichsein zu etwa 30 bis 40 Prozent von unseren Genen bestimmt. Die Lebensumstände machen rund 10 Prozent aus. Den Rest haben wir selbst in der Hand. Was können wir also zu unserem eigenen Glück beitragen?

Glücklich werden: Dem Glück auf die Sprünge helfen

Die Botenstoffe, die die positiven Gefühle hervorrufen, werden auch bei einer Meditation oder beim Sport ausgeschüttet. Beim Meditieren geht der ganze Organismus in einen ausgeglicheneren Zustand über, den das Gehirn als angstfrei und entspannt deutet. Ähnlich ist es bei körperlicher Aktivität: Sie hebt die Laune, weil das Gehirn dann vermehrt Serotonin und Endorphin ausschüttet.

Tipps zum Glücklichsein: Was glücklich machen kann

  • fragt euch: Was tut mir gut? Was braucht ihr zum eigenen Wohlbefinden? Wofür seid ihr dankbar?
  • das Glück auch in kleinen Momenten suchen: z.B. bei einer zweiminütigen Kaffeepause
  • Meditation & Achtsamkeitsübungen: z.B. Kleinigkeiten im Alltag ganz bewusst ausführen
  • Positives aufschreiben und vielleicht sogar teilen, z.B. als Post-it an der Wand
  • sich abends bewusst machen, was man tagsüber gut gemacht hat
  • Yoga, Bewegung & (Outdoor-) Sport
  • Kochen & Essen
  • Lesen
  • Tagträumen
  • laut singen
  • jeden Tag eine Minute lächeln
  • jemandem ein Kompliment machen
  • jemanden anrufen oder jemandem schreiben
  • anderen etwas schenken
  • nach einem stressigen Tag Spazierengehen
  • beim Spazierengehen neue Wege einschlagen oder solche, die mit positiven Gefühlen besetzt sind
  • Sein Lieblingslied hören
  • Sorgen nicht verleugnen und nicht anhäufen, sondern Stück für Stück angehen und sich evtl. auch Hilfe dafür holen

Glücklichsein lernen: Wie ihr das Glück trainiert

Öfter mal was Neues: mehr Abwechslung, mehr Glück

Glücksbotenstoffe werden auch ausgeschüttet, wenn wir einen abwechslungsreichen, aufregenden Alltag haben. So schreibt Stefan Klein in seinem Buch "Die Glücksformel", dass man das Glück wie eine Fremdsprache lernen und trainieren kann: Freude, Lust, Aufmerksamkeit, Neugier und Lernen seien untrennbar miteinander verbunden. Deshalb sei es wichtig, sich um menschliche Beziehungen zu bemühen, Kontraste und Herausforderungen zu suchen und einen aktiven Alltag zu leben.

Glücklich mit "Happy Food" - Lebensmittel, Glück zum Anbeißen

Es gibt tatsächlich "Happy Food", das glücklich machen kann: Lebensmittel, die Tryptophan enthalten, können die Serotoninbildung ankurbeln, wenn sie mit Kohlenhydraten kombiniert werden. Gut für die gute Laune sind zum Beispiel Käse, Eier, Fleisch, Hülsenfrüchte, Fisch, Nüsse und Getreide. Allerdings müssen wir sehr viel davon essen, um einen deutlich stimmungsaufhellenden Effekt zu verspüren. Dass Essen glücklich macht, kann auch daran liegen, dass es einfach gut schmeckt und sich im Mund gut anfühlt oder weil es uns an besondere Situationen erinnert und wir es zusammen mit lieben Menschen genießen.

"Gott, was ist Glück? Eine Grießsuppe, eine Schlafstelle und keine körperlichen Schmerzen, das ist schon viel."

Theodor Fontane

Infos und Sendungen zum Thema Glück und Glücklichsein