Es gab in den vergangenen Jahren Nobelpreise, die weltweit für politisches Aufsehen sorgten. Und manch ein Prominenter hielt am Ende eine der begehrten Medaillen in der Hand. Einige der Preisträger waren längst überfällig, andere eine völlige Überraschung.
Nobelpreis 2019 - Akkus, atmende Zellen und das ganze Universum
Medizin-Nobelpreis 2019 für Zellforscher
Peter Ratcliffe aus Großbritannien sowie William Kaelin und Gregg Semenza aus den USA entdeckten, wie Zellen den Sauerstoffgehalt in der Umgebung wahrnehmen und sich daran anpassen. Damit haben die drei Forscher nach Ansicht des Nobel-Komitees die Grundlagen geschaffen für die Entwicklung neuer Strategien zur Bekämpfung von Blutarmut, Krebs und vielen anderen Erkrankungen.
Nobelpreis 2018 - Packendes Licht, Evolution im Kleinsten und Kampf gegen Krebs
Medizin-Nobelpreis 2018 für Fortschritte im Kampf gegen Krebs
Der Nobelpreis für Medizin geht 2018 an den US-Wissenschaftler James P. Allison und den japanischen Forscher Tasuku Honjo. Die beiden Immunologen werden für ihre Forschungen zur Krebstherapie durch Hemmung von negativen Immunreaktionen ausgezeichnet. Sie hatten entdeckt, dass bestimmte Proteine als eine Art Bremse auf das Immunsystem wirken und dieses von der Bekämpfung von Tumorzellen abhalten. Löst man die Bremse, attackieren die Immunzellen die Krebszellen.
Nobelpreis 2017 - Innere Uhr, Graviationswellen und Anti-Atomwaffen
Medizin-Nobelpreis 2017 für die Erforschung der Inneren Uhr
Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ging 2017 an Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash und Michael W. Young. Die US-Wissenschaftler erforschten die molekularen Mechanismen, die den Biorhythmus steuern - die Innere Uhr, die uns durch den Tag bringt. Hall, Rosbash und Young entdeckten insgesamt zwei Gene, die bei der Fruchtfliege den Tag-Nacht-Rhythmus steuern.
Nobelpreis 2016 - Santos, Songpoet und Supraleiter
Medizin-Nobelpreis 2016: Zellbiologe Yoshinori Ohsumi
Ohsumis Thema ist die Forschung zu Prozessen in den Zellen, der sogenannten Autophagie, der "Selbstverdauung" der Zellen. Zellen haben die Fähigkeit, sich gewissermaßen selbst zu fressen: Sie bauen eigene Bestandteile ab, die der Organismus verwerten kann. Auch Fehlentwicklungen in der Zelle können durch diese Prozesse beeinflusst werden. Dieser Recyclingvorgang dient auch dazu, Viren oder Bakterien abzuwehren, er ist also ein wichtiger Bestandteil der Immunabwehr des Körpers.
Nobelpreis 2015 - Neutrinos, Parasiten und Proteine
Medizin-Nobelpreis: William Campell, Satoshi Ōmura, Tu Youyou
Sie haben den Parasiten den Krieg erklärt: Der Ire William C. Campell und der Japaner Satoshi Ōmura wurden für ihre Therapie gegen parasitäre Würmer mit dem Medizin-Nobelpreis 2015 ausgezeichnet. Die zweite Hälfte des Preises ging an die chinesische Pharmazeutin Tu Youyou für ihren Durchbruch bei der Malaria-Behandlung. Damit ging erstmals ein Wissenschafts-Nobelpreis nach China. Sie ist erst die zwölfte Frau mit einem Wissenschafts-Nobelpreis.
Nobelpreis 2014 - Orientierung im Raum, Licht und Mikroskopie
Medizin-Nobelpreis: John O'Keefe, May-Britt und Edvard Moser
Wie orientieren wir uns im Raum? Wie kommen wir von einem Ort zum anderen? Und vor allem: Wie finden wir denselben Weg ein zweites Mal? Diese Frage hat schon Immanuel Kant vor 200 Jahren interessiert. Drei Hirnforscher haben herausgefunden, wie wir das tun - dafür wurden sie 2014 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Der Preis geht zur Hälfte an den US-Amerikaner John O'Keefe, und je zu einem Viertel an die Norweger May-Britt und Edvard Moser, die auch miteinander verheiratet sind.
Nobelpreis 2013 - Higgs, Kurzgeschichten und Börsengurus
Thomas Südhof, James Rothman, Randy Schekman
Die drei ausgezeichneten Wissenschaftler haben das Rätsel gelöst, wie Zellen ihr Transportsystem organisieren. Jede Zelle ist eine Art Fabrik, die chemische Moleküle produziert und exportiert. Die Forscher haben entdeckt, nach welchen molekularen Prinzipien Molekülpakete zur richtigen Zeit an den richtigen Ort in der Zelle gesandt werden.
Nobelpreis 2012 - Teilchenfänger, Zelldetektive und die EU
Zellforscher John Gurdon und Shinya Yamanaka
Der Medizin-Nobelpreis ging 2012 an John Gurdon aus Großbritannien und Shinya Yamanaka aus Japan. Sie versetzten erwachsene Körperzellen in ihren embryonalen Zustand zurück. Eine revolutionäre Entdeckung, da bei der Herstellung dieser sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) keine Embryonen zerstört werden müssen. Viele Forscher hoffen, dass sich aus diesen iPS-Zellen eines Tages Ersatzgewebe oder -organe aufbauen lassen, die vom Empfänger nicht abgestoßen werden.
Nobelpreis 2011 - Lyrik, Supernovae und Quasikristalle
Immunforscher Bruce Beutler, Jules Hoffman und Ralph Steinman
Zum ersten Mal erhielt ein Forscher die Auszeichnung nach seinem Tod: Der Kanadier Ralph Steinman verstarb wenige Tage vor Bekanntgabe. Er teilt sich den Preis mit Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Luxemburg). Beutler und Hoffmann wurden ausgezeichnet für die Entdeckung des angeborenen Immunsystems. Steinman entdeckte und erforschte in den 1970er-Jahren die dendritischen Zellen, die das im Laufe des Lebens erworbene Immunsystem aktivieren.
Nobelpreise 2010 - Revolte, Romancier und Retortenbaby
Robert Edwards - der "Vater" der Retortenbabys
Robert Edwards wollte kinderlosen Paaren helfen und untersuchte in den 50er-Jahren das Prinzip der Befruchtung. Zusammen mit dem 1988 verstorbenen Patrick Steptoe arbeitete er an der "In-vitro-Fertilisation", einer Methode der künstlichen Befruchtung. Mit Erfolg: Am 25. Juli 1978 kam in England Louise Brown (2. von rechts), das erste Retortenbaby, zur Welt. Jahrelang hielt Edwards seine Forschung geheim. 2010 erhielt er für sie den Medizin-Nobelpreis. Er verstarb am 10. April 2013 in Cambridge.
Nobelpreise 2009 - Barack Obama, alte Zellen und lichte Momente
Medizin-Nobelpreis 2009 - das "Jungbrunnen"-Enzym im Zellinnern
Die US-Amerikaner Carol W. Greider (l.), Elizabeth H. Blackburn (M.) und Jack W. Szostak (r.) fanden ein "Jungbrunnen"-Enzym: die Telomerase. Diese lagert sich ans Erbgut an, sodass Zellen sich weiter vermehren können und praktisch unsterblich werden. So könnte auch unser Erbgut vor Alterung geschützt werden. Aber auch Krebszellen enthalten hohe Mengen an Telomerase. Diese Entdeckung hat große Bedeutung für die Krebsforschung.
Nobelpreise 2008 - Virenjagd, Leuchtquallen und ein Konflikt-Finne
Medizin-Nobelpreis 2008 - Virenjäger auf Impfstoff-Suche
Mit der Hilfe des Heidelberger Tumorforscher Harald zur Hausen (l.) kann der Gebärmutterhalskrebs bei Frauen, der von humanen Papillomviren hervorgerufen wird, durch eine Impfung verhindert werden. Die beiden Franzosen Luc Montagnier (r.) und Francoise Barré-Sinoussi (M.) haben die Wirkungsweise des Aidsvirus entdeckt. Auch hier ist eine Behandlung mittlerweile möglich, eine Heilung allerdings noch nicht in Sicht - der Virus ändert seine Eigenschaften zu schnell.
Nobelpreise 2007 - Anziehung, Widerstand und Unvollkommenes
Friedensnobelpreis für die Klimalobbyisten
Auch 2007 war der Friedensnobelpreis politisch explosiv: Er ging an den prominenten Klimaschützer Al Gore, dessen Dokumentarfilm "An Inconvenient Truth" (Eine unbequeme Wahrheit) im gleichen Jahr mit dem Oscar geehrt wurde. Gemeinsam mit Al Gore wurde der UN-Klimarat IPCC ausgezeichnet, der grundlegende Berichte zu den Folgen der Erderwärmung erarbeitet hat. Das Komitee erklärte, beide Preisträger hätten das Wissen über den vom Menschen verursachten Klimawandel vergrößert und damit die Grundlagen für dessen Bekämpfung geschaffen.