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Bedrohte Nutztierrassen Soay-Schaf - das Schaf aus der Steinzeit

Allein in Deutschland stehen über 130 Nutztierarten auf der Roten Liste. Eine davon ist das Soay-Schaf. Ein ambitionierter Schäfer aus Oberaudorf will das jetzt ändern. Er hat ein Zuchtzentrum für das Steinzeit-Schaf gegründet.

Stand: 02.12.2020

Mit ihren gedrehten Hörnern und ihrem zotteligen Fell sehen die relativ kleinen Tiere aus wie eine Mischung aus Schaf und Steinbock. Hinsichtlich des wirtschaftlichen Ertrags schneidet das aus der Jungsteinzeit stammende Soay-Schaf allerdings deutlich schlechter ab als die für uns vertrauten Schafrassen. Das Soay-Schaf wirft seine Wolle selber ab, setzt nur wenig Fleisch an und die wenige Milch, die es gibt, reicht gerade einmal für seine Lämmer. Wohl genau deshalb sind reinrassige Soay-Schafe mittlerweile nur noch selten zu finden. Das soll sich schon bald ändern - zumindest, wenn es nach Christian Schäfer, einem Schäfer aus dem nahe Rosenheim gelegenen Oberaudorf geht. Erste Erfolge hat er schon.

Reinrassige Soay-Schafe bisher nur noch in Großbritannien

Bisher gab es außerhalb Großbritanniens keine Steinzeit-Schafe mit vollständigen Zuchtpapieren. Denn um die Erträge zu steigern, wurden in der Vergangenheit bei den Soay-Schafen verschiedene moderne Schafrassen eingekreuzt, sodass heute über 90 Prozent aller Soay-Schafe Mischlinge sind oder unter Inzucht leiden.

Die Vorteile der Soay-Schafe

Christian Schäfer will das nicht hinnehmen. Er widmet sich deshalb seit Jahren der selten gewordenen Schafrasse, weil er die Tiere für wertvoll hält. Sie sind robust, trittsicher und alpintauglich. Sie können daher auf schwierigen Flächen in der Landschaftspflege eingesetzt werden. Der Schäfer aus Oberaudorf nennt aber noch einen weiteren Vorteil der Tiere: Soay-Schafe fressen das, was andere Schafe stehen lassen.

"Die Tiere stammen aus der Jungsteinzeit und sind von der Genetik her extrem gut angepasst auf solche Flächen, wo eigentlich keine Futterpflanzen wachsen, sondern nur Sumpfpflanzen, Gebüsch, Giftpflanzen [...]. Die gehen her, probieren, und wenn sie es gut vertragen, fangen sie dann nach vier bis fünf Tagen an, auch diese Giftpflanzen zu fressen."

Christian Schäfer, Züchter von Soay-Schafen aus Oberaudorf

Und: Soay-Schafe verbeißen - im Gegensatz zu anderen Tieren - weder Baumrinden noch junge Setzlinge.

Schäfer: "Europas wertvollster Zuchtbestand"

65 Soay-Schafe verschiedener Blutlinien - Böcke und Auen - hat Schäfer bereits in dem von ihm gegründeten Deutschen Zentrum für Soay-Schafe zusammengeführt. Damit habe er derzeit "Europas wertvollsten Zuchtbestand", sagt er. Um sie als Arbeitstiere einsetzen zu können, muss er die Soay-Schafe allerdings trainieren. Sie müssen sich an seinen Geruch, seine Stimme und seine Hand gewöhnen, um das Futter und Futterstellen von ihm zu akzeptieren. Denn anders als andere Schafrassen sind Soay-Schafe scheu, kritisch und schreckhaft.

Züchtung über fünf Generationen und Soay-Tagung geplant

Christian Schäfer hat mit seinen Soy-Schafen noch Großes vor: Er möchte die Tiere über fünf Generationen reinrassig züchten. Wenn ihm das gelingt, kann er seine Tiere auch im Herkunftsland Großbritannien anerkennen lassen.

"Wir werden in zwei Jahren in Oberaudorf eine internationale Soay-Tagung durchführen. Dort werden lauter Experten Zusammenkommen und wir werden dann die Zuchttiere der ersten Generation kritisch bewerten und aufgrund dieser Ergebnisse die Tiere für den höchsten Standard auswählen."

Christian Schäfer


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