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James Cook Der Entdecker der Südsee

Als James Cook 1728 in England zur Welt kommt, ahnt niemand, dass er einmal in die Geschichte eingehen wird. Der Sohn eines Tagelöhners arbeitet sich zum Kapitän hoch und wird zu einem der größten Entdecker der Welt.

Stand: 12.07.2022 | Archiv

Am 7. November 1728 erblickt im Örtchen Marton im Nordosten Englands einer der größten Entdecker das Licht der Welt: James Cook. Der Beginn seiner Karriere ist bescheiden: Nach dem Besuch der Armenschule arbeitet der junge James in einem Krämerladen am Meer. Während er Heringe und Salz abwiegt, lauscht er den Gesprächen der Matrosen und träumt sich hinaus in die grenzenlose Weite des Meeres. John Walker, der Besitzer einer Schiffswerft in der Hafenstadt Whitby, macht ihn zum Schiffsjungen auf seinen Schiffen, die Kohle vom Norden Englands nach London brachten. Zwischen den Fahrten büffelt James bis tief in die Nacht Astronomie, Mathematik und Navigation. Mit 26 Jahren lockte der Karrieresprung: Walker will ihn zum Kapitän befördern. Doch Cook sagt nein: Er geht zur Marine - als einfacher Matrose.

Kapitän James Cooks erste Entdeckungsreise in die Südsee

An Bord eines Kriegsschiffs geht es hart und grausam zu, aber nur hier bietet sich für Cook die Chance, die Welt zu sehen. Aufgrund seiner Fähigkeiten wird er zum Offizier befördert und für wichtige Vermessungen in Kanada und Neufundland herangezogen. Seine Karten sind überwältigend präzise. Im Mai 1768 bekommt er seine große Chance: Die Admiralität ernennt ihn zum Kommandanten des Schiffs Endeavour, einem umgebauten Kohlefrachter. Am 26. August 1768 sticht die Endeavour in See.

Auf der Suche nach dem geheimnisvollen Kontinent

Ein Nachbau von Cooks Schiff "Endeavour"

Die Marine plant gemeinsam mit der Royal Society, einer Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, eine Entdeckerfahrt in die Südsee. Anlass ist ein astronomisches Jahrhundertereignis, das man für den 3. Juni 1769 erwartet: der Venus-Transit. Cook soll eine Mess-Station auf Tahiti errichten, um den Durchgang der Venus vor der Sonne zu beobachten. Klingt für unsere Ohren heute nach einem seltsamen Anlass für ein so aufwändiges Unterfangen, doch zu Cooks Zeiten gibt es gleich mehrere waghalsige Expeditionen wegen des Venus-Transits. Denn nur anhand von diesem lässt sich zu jener Zeit der genaue Abstand der Erde zur Sonne berechnen.
Doch Cook hat noch einen Geheimauftrag. Er soll den großen Kontinent finden, den die Geographen auf der Südhalbkugel der Erde vermuten.

Sauerkraut gegen Skorbut

Cook gilt als strenger Kapitän, doch er versorgt seine Leute gut: Keiner seiner Matrosen leidet am gefürchteten Skorbut, den Mangel an Vitamin C verursacht. Denn James Cook sorgt für die richtige Diät: Sauerkraut soll die Zähne seiner Mannschaft schützen. Um den Matrosen die ungeliebte Speise aufzutischen, nutzt Cook einen Trick und lässt das Kraut zunächst nur den Offizieren und Wissenschaftlern an Bord servieren. Solange, bis die Matrosen ihren Anteil einfordern.

Auf Tahiti

Ein "Federgott" aus Hawaii aus dem 18. Jahrhundert

Auf Tahiti, das die Endeavour im April 1769 erreicht, wird das harte Seemannsleben leichter. Die Einwohner schwärmen den Briten in schnellen Kanus entgegen und bringen Früchte und Blumen als Geschenk. Doch der Kontakt ist nicht konfliktfrei. Cook vermerkt in seinem Logbuch über die Tahitianer: "Ihre Züge sind angenehm und ihre Haltung wirkt edel, ihr Benehmen gegenüber Fremden und untereinander ist ohne Hinterlist. Nur sind sie Diebe und stehlen alles, was sie können, und dies mit einer Geschicklichkeit, die den erfahrensten Taschendieb in Europa beschämen könnte." Nägel, Stofffetzen und Glasperlen geben die Briten freiwillig her. Viel ist das nicht. Dabei ankern sie mit dem größten Schiff, das die Tahitianer je gesehen haben, ungebeten an Küsten, die ihnen nicht gehören. Cook nimmt Geiseln und lässt manchmal auch schießen, vereinzelt gibt es Tote. Aber auch Matrosen, die die Einheimischen bestehlen, lässt er öffentlich auspeitschen. Sein Gerechtigkeitssinn imponiert den Tahitianern.

An den Küsten Neuseelands

Maori aus Neuseeland bei einem "haka", einem traditionellen Kriegstanz

Nachdem der Venustransit vorbei ist und auch die Nachbarinseln erkundet sind, nimmt die Endeavour Kurs auf Neuseeland. Das ist, wie Cook feststellt, keineswegs ein Teil des sagenumwobenen Südkontinents, sondern eine Insel. Die Einwohner sind nicht so freundlich wie die Tahitianer. Sie richten ihre Wurfspeere auf die Fremden und präsentieren ihnen die abgenagten Knochen besiegter Feinde. Cook ordnet den Kannibalismus, den er schon aus Tahiti kennt, als Kriegskult ein und reagiert erstaunlich gelassen: "Dies scheint mir ihrer Tradition zu erwachsen und mitnichten aus einer Veranlagung zur Grausamkeit. Obschon sie Kannibalen sind, sind sie von Natur aus von gutmütiger Veranlagung und besitzen kein geringes Maß an Menschlichkeit."

Maori halten Engländer für Kobolde

Das Logbuch von James Cook

Die Maori ihrerseits halten die Briten für eine Art Kobolde. Die Kinder überwinden ihre Scheu und klettern neugierig an Bord. Ein Maori, Te Horeta mit Namen, hat im Alter davon erzählt. "Wir strichen über ihre Kleider und erfreuten uns am Weiß ihrer Haut und an den blauen Augen, die manche hatten. Sie machten schnatternde Geräusche beim Sprechen. Wir lachten, da wir sie nicht verstehen konnten, und sie lachten mit uns."

Die zweite Entdeckungsreise des Helden James Cook

Auf der Suche nach der Antarktis entdeckte Cook die Insel Südgeorgien.

Über Australien und Indonesien kehrt Cook wieder nach Europa zurück. Als er am 13. Juli 1771 wieder in England ist, wird er begeistert gefeiert, König George III. gratuliert persönlich. Schon ein Jahr später bricht Cook zu seiner zweiten Reise auf. Er soll südlich vom Kap der Guten Hoffnung den Südkontinent suchen. Im Januar 1773 überqueren seine beiden Schiffe Resolution und Discovery den Polarkreis und suchen monatelang nach Land, ohne Erfolg. Nach dieser Antarktiserkundung steht endgültig fest: Es gibt keinen Südkontinent.

Die Suche nach der Nordwestpassage

1777 ankerte Cook vor Moorea, einer der Gesellschaftsinseln.

Als Cook im Juli 1775 nach einer Erholungspause auf Tahiti wieder in England ist, wird er als Held gefeiert. Doch bald rüstet sich Cook zu seiner dritten Fahrt. Er will die Nordwestpassage finden, die den atlantischen mit dem pazifischen Ozean oberhalb von Kanada verbindet. Im Oktober 1778 erreichen Cooks Schiffe Hawaii. Cook geht an Land, und die Inselbewohner fallen auf die Knie. Offensichtlich halten sie ihn für einen Gott, der gekommen ist, um Glück und Reichtum zu spenden. Als aber bei der Weiterfahrt Anfang Februar 1779 ein Fockmast bricht und die Schiffe umkehren müssen, gibt es Ärger.

Ein tödlicher Fehler

Als ein wichtiges Beiboot vom Schiff verschwindet, will Cook einen Häuptling als Geisel nehmen. Es kommt zu Unruhen am Ufer. Cook verliert die Nerven und schießt in die Menge. Ein tödlicher Fehler: Die Hawaiianer stürzen sich auf ihn und erschlagen ihn mit Steinen und Keulen. Das geschah am 14. Februar 1779, Cook wurde 50 Jahre alt. Ein Matrose berichtet: "Am anderen Tage brachten sie ein Stück vom Kopf, etliche abgenagte Beine und die rechte Hand von Herrn Cook. Wir bestatteten sie am 21. Februar mit den gewöhnlichen Zeremonien in der See." Die Umstände seines Todes machten Cook erst recht unsterblich. Heute lebt er in der Erinnerung der Menschen als der weiter, der das Bild der Erde vervollständigte, der mit seinen Schiffen damit begann, aus der Welt ein globales Dorf zu machen, wenn auch kein friedliches.

Sendungen über James Cook:


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