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Kampf gegen Superkeime Maßnahmen gegen Antibiotika-resistente Keime

Um der multiresistenten Keime Herr zu werden, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Wir stellen einige vor.

Stand: 21.04.2021

Die Angst vor Antibiotika-resistenten Keimen geht um. Um den multiresistenten Keimen Herr zu werden, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Eine davon ist das Infektionsschutzgesetz, das seit 2001 in Kraft ist. | Bild: picture-alliance/dpa

Die Initiativen, die in den vergangenen Jahren zum Schutz vor multiresistenten Keimen ergriffen wurden, sind zahlreich. Sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene bemühen sich Politiker und Wissenschaftler um eine Reduzierung der Gefahr durch Antibiotika-resistente Keime.

Infektionsschutzgesetz (IfsG)

Seit 2001 in Kraft, regelt das Infektionsschutzgesetz mit seinen ständigen Neuerungen – neben anderen Infektionskrankheiten wie zum Beispiel eine Covid-19-Erkrankung aufgrund einer Coronavirus-Infektion – den Umgang mit sogenannten Krankenhauskeimen. Es soll sicherstellen, dass in medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeheimen alle nach dem Stand der medizinischen Wissenschaft erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden, um Krankenhausinfektionen zu bekämpfen.

Wichtigste Neuerungen des IfsG in Bezug auf Antibiotikaresistenzen

- Seit 2012 müssen alle Bundesländer Verordnungen zur Infektionshygiene und zur Prävention von resistenten Krankheitserregern in medizinischen Einrichtungen erlassen.
- Seit 2016 müssen Krankenhäuser mit über 400 Betten eine eigene Hygieneabteilung einrichten.
- Am Robert Koch-Institut wurde auf Grundlage des IfSG die Kommission "Antiinfektiva, Resistenz und Therapie" (ART) eingerichtet. Sie empfiehlt allgemeine Grundsätze für Diagnostik und Antibiotika-Therapie unter Berücksichtigung der Infektionen mit resistenten Krankheitserregern.
- Seit Juli 2017 muss der feststellende Arzt bzw. die feststellende Person ab zwei Krankenhausinfektionen, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird, diese unverzüglich dem zuständigen Gesundheitsamt und anschließend dem Robert Koch-Institut gemeldet werden.

Weitere Maßnahmen zur Bekämpfung von Krankenhausinfektionen

  • Das sogenannte Hygieneförderprogramm: seit 2013 werden damit Personaleinstellungen, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie Beratungsleistungen unterstützt.
  • Die "Aktion Saubere Hände": Mit regelmäßigen Aktionstagen, Kursangeboten und der Entwicklung neuer Materialien soll das seit 2008 existierende Bündnis zu mehr Händehygiene in medizinischen und pflegerischen Arbeitsbereichen beitragen und so Infektionen zu verhindern.
  • Der 10-Punkte-Plan zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen und Antibiotikaresistenzen: Er wurde 2015 vom Bundesgesundheitsministerium entwickelt.
  • Die seit 2015 vom Bundeskabinett verabschiedete Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie "DART 2020": Die dort gesteckten Ziele sollen ebenfalls zu einer Reduzierung der Antibiotika-Resistenzen und damit zu weniger Krankenhausinfektionen beitragen. Neben Präventionsmaßnahmen und Forschungszielen stehen hier auch die ganzheitliche Betrachtung von Mensch und Tier sowie die weltweite Zusammenarbeit im Vordergrund.

Kampf gegen multiresistente Keime: Initiativen und Erfolge

Leitlinien für Antibiotika-Einsatz

Weil der falsche Umgang mit Antibiotika zu mehr Resistenzen führt, wurden sowohl für Krankenhäuser als auch für niedergelassene Ärzte Leitlinien für die Anwendung von Antibiotika erstellt. Die behandelnden Ärzte erfahren darin, wie Antibiotika genau eingenommen werden sollen.

Internationale Initiativen

Um das Auftreten multiresistenter Keime weltweit einzudämmen, entwickelte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2015 einen „Globalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen“. Alle Mitgliedstaaten werden darin aufgefordert, nationale Aktionspläne zu verabschieden. Und auch auf dem G20-Gipfel 2017 waren die Antibiotikaresistenzen ein Thema: Hier einigten sich die Gesundheitsminister der teilnehmenden Staaten ebenfalls auf die Erstellung nationaler Aktionspläne – wie es schon in Deutschland mit DART 2020 geschehen ist. Bereits 2016 hatten die Vereinten Nationen eine Erklärung mit dem gleichen Ziel verabschiedet und darin auf die Unterstützung der Weltgemeinschaft bei der Schaffung nationaler Strategien im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen verwiesen. All das zeigt die Brisanz des Themas.

Erfolge

Auch wenn weltweit längst noch nicht alle Staaten nationale Aktionspläne im Stil des deutschen DART 2020 erstellt haben, so zeigen die Anstrengungen im Kampf gegen multiresistente Keime hierzulande bereits Wirkung: Immer mehr medizinische Einrichtungen haben sich den Überwachungssystemen des Robert Koch-Instituts (RKI) angeschlossen. Maßnahmen zum Schutz vor multiresistenten Keimen können so bei Gefahr frühzeitig ergriffen werden. Die Verbreitung der Killer-Keime konnte dadurch bereits verringert werden. Insbesondere die Infektionen mit dem bekanntesten Keim, dem MRSA-Keim, sind seit einigen Jahren rückläufig. Dennoch gibt Dr. Tim Eckmanns, Antibiotika-Experte des Robert-Koch-Instituts keine Entwarnung:

"Die Maßnahmen zeigen in Deutschland zwar Wirkung. Das Problem ist aber: Die Infektionen mit multiresistenten Keimen sind ein globales Problem. In Regionen wie Asien, insbesondere Südostasien, Südosteuropa und Afrika ist das Infektionsrisiko nach wie vor sehr hoch."

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte in ihrem Mitte April 2021 veröffentlichten Bericht über den Forschungsstand zur Überwindung der Antibiotikaresistenz vor mehr Resistenzen. Einige der gefährlichsten Bakterien der Welt hätten Resistenzen gegen die bekannten Antibiotika-Mittel entwickelt, heißt es in der Veröffentlichung.

Sendungen zu Antibiotika und Antibiotika-resistenten Keimen:


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