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Demenz-Früherkennung Ein Bluttest verrät das Alzheimer-Risiko

Alzheimer ist nicht heilbar. Medikamente können, wenn überhaupt, die Krankheit nur hinauszögern. Daher wäre es gut, man würde Alzheimer erkennen, bevor die ersten Symptome auftreten. Ein Bluttest soll bei der Früherkennung helfen.

Stand: 03.06.2019

Eine Gedächtnisstütze gegen Vergesslichkeit: ein Knoten im Taschentuch | Bild: picture-alliance/dpa / Arco Images

Zeigen sich erste deutliche Anzeichen eines geistigen Verfalls, ist es für die Betroffenen meistens schon zu spät. Die Zerstörung von Hirnzellen ist dann weit fortgeschritten und unumkehrbar. Deshalb arbeiten Mediziner schon seit Längerem daran, Alzheimer vor dem Auftreten der ersten Anzeichen zu diagnostizieren. Denn je früher eine Therapie beginnt, desto höher stehen die Chancen, die Krankheit möglichst lange hinauszuzögern.

Bluttest spürt Alzheimer-typische Eiweißstruktur auf

Im Gehirn von Menschen mit Alzheimer kommt es zu krankhaften Ablagerungen: links ein gesundes, rechts das Gehirn eines Alzheimer-Patienten.

Doch bislang stehen in der Diagnostik entweder nur teure bildgebende Verfahren wie die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder die mit Schmerzen verbundene Entnahme von Rückenmarksflüssigkeit zur Verfügung. Ein Meilenstein in der Früherkennung ist daher der Bluttest, den Forscher der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und des Deutschen Krebsforschungsinstituts in Heidelberg (DKFZ) jetzt vorgestellt haben.

"Unser einfacher und kostengünstiger Bluttest kann die Erkrankung bereits in einem noch symptomlosen Stadium aufspüren und Personen identifizieren, die ein besonders hohes Risiko haben, Alzheimer zu entwickeln."

Klaus Gerwert von der Ruhr-Universität Bochum

Bestimmte Eiweiße, wie das Protein Beta-Amyloid und das Tau-Protein, spielen bei Alzheimer eine Schlüsselrolle. Werden diese Proteine falsch gefaltet, können sie im Gehirn nicht richtig abgebaut werden und lagern sich dort ab. Es bilden sich sogenannte Plaques. Diese Eiweiß-Ablagerungen führen wohl dazu, dass Gehirnzellen absterben. Die Forscher haben einen Sensor entwickelt, der falsch gefaltete Eiweiße im Blut misst und Alarm schlägt.

Test verrät Demenz vor Auftreten der ersten Anzeichen

Die Vision: Ein Bluttest gibt schnell und unkompliziert die Antwort, ob jemand später an Alzheimer erkrankt.

In einer Langzeitstudie mit rund 870 Teilnehmern über einen Zeitraum von mehr als fünfzehn Jahren untersuchten die Wissenschaftler, wie zuverlässig der Bluttest funktioniert. Tatsächlich zeigte sich, dass in siebzig Prozent der Fälle der Test die Krankheit im Schnitt acht Jahre früher erkenne, bevor erste Symptome auftreten, so das DKFZ.


Aber noch ist der Test nicht treffsicher genug für eine Frühdiagnose. Denn neun Prozent der Teilnehmer wurden als falsch positiv identifiziert, obwohl sie in ihrem späteren Leben nie an Alzheimer erkrankten. Deshalb wollen die Forscher den Bluttest noch optimieren. Sie sehen in ihm die Chance, die Diagnose und Therapie von Alzheimer künftig zu verbessern. Erst Anfang Februar 2019 hatten japanische und australische Forscher positive Daten zu einem ähnlichen Früherkennungstest publiziert.

"Momentan ist der Test wegen der falsch positiven Ergebnisse noch nicht zur alleinigen Frühdiagnose von Alzheimer geeignet."

Klaus Gerwert von der RUB


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