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Alexander von Humboldt So lebte der abenteuerlustige Forscher und Weltreisende

Alexander von Humboldt war ein abenteuerlustiger Naturforscher und Entdecker. Sein Wissensdrang führte den Universalgelehrten bis in den Amazonas nach Südamerika. Mehrmals schwebte er auf Reisen in Lebensgefahr. Alexander von Humboldt wurde am 14.09.1769 geboren.

Stand: 29.08.2023 | Archiv

Schon Goethe pries Humboldts Wissen auf allen Gebieten: "Wohin man rührt, er ist überall zu Hause." Botanik, Geografie, Klima- und Wetterforschung, Mineralogie und Ökonomie. Für Humboldt, den letzten Universalgelehrten der Geschichte und berühmtesten Wissenschaftler seiner Zeit, gab es keine scharfe Trennung zwischen den Disziplinen. Er wollte die Welt in ihrer Gesamtheit erfahren und ergründen.

"Alles hängt mit allem zusammen."

Alexander von Humboldt

Alexander von Humboldt bekommt exzellente Ausbildung

Familienschloss der Humboldt-Familie in Berlin-Tegel

Geboren wird Alexander von Humboldt vor mehr als 250 Jahren, am 14. September 1769. Als Sohn eines preußischen Offiziers wächst er in wohlhabenden Verhältnissen auf. Zusammen mit seinem älteren Bruder Wilhelm (1767-1835) genießt er eine hervorragende Erziehung samt exzellenten Hauslehrern im Familienschloss in Berlin-Tegel. Seinem Bruder Wilhelm fällt schon früh auf, dass Alexander bei seinen Streifzügen durch den Tegeler Forst unterschiedliche Beobachtungen miteinander verknüpfen kann.

"Diese Gabe zur Kombinatorik zeichnet ihn bis zu seinem Lebensende aus."

Ottmar Ette, Romanist, Universität Potsdam

Alexander von Humboldt legt im Bergbau eine Blitzkarriere hin

Nach seinem Studium der Staatswirtschaftslehre in Frankfurt/Oder und an der Freiberger Bergakademie arbeitet Alexander von Humboldt im Bergbau. 1792 wird er erst Bergassessor, dann Oberbergmeister und 1795 schließlich Oberbergrat.

In Goldkronach überlebt Humboldt seinen Versuch fast nicht

Mit 23 Jahren wird er von der Berliner Verwaltung ins Fichtelgebirge geschickt, um den dortigen Bergbau wiederzubeleben. Von 1792 bis 1797 hält er sich in Franken auf, sein offizieller Dienstsitz ist Bayreuth. Er nutzt seine Neugierde und Weitsicht für Experimente und Erfindungen: Mit 27 Jahren erdenkt er eine Grubenlampe, die auch bei wenig Sauerstoff in großer Tiefe noch Licht abgibt. Er testet sie selbst in einem Schacht im Bergbaurevier Goldkronach. Das wird ihm fast zum Verhängnis, ein Kollege muss ihn ohnmächtig aus der Grube ziehen.

Alexander von Humboldt erforscht zuerst Franken

Von Franken in die Neue Welt - Alexander von Humboldt reist bis nach Südamerika

Von 1792 bis 1797 hat Alexander von Humboldt Franken erforscht. Mehr über sein Wirken und die Spuren, die er dort hinterlassen hat, gibt es samt Veranstaltungstipps hier:

Tagsüber ist Humboldt für den Bergbau im heutigen Oberfranken verantwortlich, lässt Stollen ausbauen, gründet eine Bergschule, verkürzt die Arbeitszeiten der Bergleute und sorgt dafür, dass Witwen finanziell abgesichert sind. Nachts jedoch forscht er - unruhig und von einem unendlichen Forschungsdrang getrieben. "Im Grunde hat er ein Doppelleben geführt", erzählt Historiker Frank Holl, der Humboldt als rastlosen, hyperaktiven Menschen beschreibt. "Er ist herumgereist wie ein Wahnsinniger." Meist schon in den frühen Morgenstunden bricht Humboldt mit drei Pferden und zwei Reitknechten auf, um das Fichtelgebirge zu erkunden.

"In Goldkronach bin ich glücklicher, als ich je wagen durfte zu glauben."

Alexander von Humboldt in einem Brief

Alexander von Humboldt: Alles über das Leben des Forschers

Mit seinem Erbe verwirklicht Humboldt die Reise nach Südamerika

Dieser Papagei hat Humboldt auf seinen Reisen begleitet.

Den umtriebigen Humboldt plagt jedoch das Fernweh, er möchte noch weit größere Reisen und Forschungen unternehmen. Als seine Mutter 1796 stirbt, ermöglicht es ihm ein reiches Erbe, seinen langgehegten Traum zu verwirklichen: Am 5. Juni 1799 bricht er mit Sextant, Fernrohr, Teleskop, Längenuhr, Barometer und Thermometer zu einer Forschungsreise nach Südamerika auf. Fünf Jahre lang reist Humboldt durch das Gebiet der heutigen Staaten Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru, Kuba und Mexiko. 1804 kehrt er über die USA nach Europa zurück.

Im Baumstamm treibt Alexander von Humboldt auf dem Orinoko

Humboldt kämpfte sich durch den Dschungel Südamerikas.

Auf seiner Amerikareise durchquert der so wissbegierige wie neugierige Humboldt den südamerikanischen Urwald und erforscht den Orinoko, den Amazonas und deren Nebenflüsse. Ein gefährliches Abenteuer: In der Nacht schläft Humboldt im Dschungel, umgeben von Krokodilen, Boas und Jaguaren. Tagsüber paddelt er übers Wasser oder lässt sich in einem ausgehöhlten Baumstamm den Fluss hinabtreiben. Unterwegs kartiert er die Landschaft - und nimmt Pflanzen, Tiere, Steine und Kulturobjekte mit. Kistenweise lässt er seine Funde nach Europa verschiffen.

Nach Alexander von Humboldt benannt

Tiere

Nach Alexander von Humboldt sind einige Tierarten benannt. Das bekannteste Tier ist wohl der Brillenpinguin Spheniscus humboldti. Der junge Biologe Franz Julius Ferdinand Meyen bereiste in den 1830er-Jahren den Südpazifik. Er beschrieb als erster den von Humboldt selbst nur kurz erwähnten Vogel, den wir jetzt als "Humboldt-Pinguin" kennen. Auch Fledermaus-, Schmetterlings-, Käfer-, Delfin-, Meeresschnecken-, und Parasitenarten wurden zum Beispiel schon nach Alexander von Humboldt benannt.

Pflanzen

Mindestens ein Dutzend Pflanzen tragen nach Alexander von Humboldt den Beinamen humboldti oder humboldtii, darunter Kakteen, Lilien, Orchideen und Veilchen. Im Sommer 2018 ist noch eine Rose hinzugekommen: Die "Alexander-von-Humboldt-Rose" ist eine rot blühende, insektenfreundliche Kleinstrauchrose.

Schiffe

Der Weltreisende Alexander von Humboldt war immer wieder Namenspate für Schiffe - egal, ob für Forschungsschiffe, Kreuzfahrtriesen oder Containerpötte. Eines der bekanntesten Schiffe dürfte wohl die 1906 gebaute Drei-Mast-Bark "Alexander von Humboldt" sein. Mit ihren grünen Segeln hat sie es schon zur Bewerbung einer Biermarke ins Fernsehen geschafft. Eigentlich diente sie zuerst mit Laternenmast und Leuchtfeuer als Feuerschiff und damit schwimmendes Seezeichen, später als Segelschulschiff. Jetzt kann man sie als dauerhaftes Restaurantschiff in Bremen besuchen.

Berge und Flüsse

Nach Alexander von Humboldt sind gleich mehrere Gebirgszüge, Berge und Gletscher benannt: zum Beispiel das Humboldtgebirge in Tibet, das Alexander-von-Humboldt-Gebirge in der Antarktis, der Mount Humboldt in Neuseeland und der Humboldt-Gletscher in Grönland. Auch der Humboldtstrom an der Westküste Südamerikas trägt den Namen des Forschers, genauso auch der Humboldt River in Nevada.

Städte, Straßen und Plätze

In den USA heißen zahlreiche Orte Humboldt, etwa in Iowa, Kansas und Illinois. In vielen deutschen Städten gibt es eine Humboldtstraße, eine Humboldtallee, einen Humboldtring, eine Humboldtbrücke oder einen Humboldtplatz.

Gebäude

Die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt sind im Schloss Tegel im Norden von Berlin aufgewachsen. Heute beherbergt es ein Humboldt-Museum. Im Berliner Zentrum entsteht das "Humboldt-Forum im Berliner Schloss" - mit viel Platz für Museen und Ausstellungen.

Weltraum

Alexander von Humboldt hat es sogar ins All geschafft - zumindest mit seinem Namen: Auf dem Mond wurde das Mare Humboldtianum - das Humboldt-Meer, eine dunkle Tiefebene - nach Alexander von Humboldt benannt. Auch ein Asteroid trägt seinen Namen: (4877) Humboldt.

Hochschulen

Der Sprachwissenschaftler und Diplomat Wilhelm von Humboldt hat die Berliner Universität mit ihrer engen Verbindung von Forschung und Lehre erdacht. Ihren heutigen Namen "Humboldt-Universität" (HU) erhielt sie erst 1949 - mit Verweis auf beide Humboldt-Brüder: den preußischen Bildungsreformer Wilhelm und den Forschungsreisenden Alexander von Humboldt. Dutzende Schulen und Universitäten in aller Welt haben die beiden Gelehrten ebenfalls in ihrer Namensgebung verewigt.

Auszeichnungen

Wissenschafltiche Einrichtungen beziehen sich mit ihren Auszeichnungen gern auf den Naturforscher Alexander von Humboldt. 1962 wurde die Humboldt-Gesellschaft in Mannheim gegründet. Im Gedenken an beide Brüder will sie Brücken schlagen zwischen Wissenschaften, Kunst und Bildung. Ihre "Goldene Medaille" wird in unregelmäßigen Abständen für "hervorragende wissenschaftliche Leistungen oder ein herausragendes Lebenswerk" vergeben.

Alexander von Humboldt testet Zitteraal und Pfeilgift

Todesmutig stellt er weitere Forschungen im Selbstversuch an: Er prüft zum Beispiel die Wirkung elektrischer Zitteraale am eigenen Körper und trinkt das Gift Curare, um zu beweisen, dass es nur im direkten Kontakt mit Blut wirksam ist.

Im Frack schafft es Humboldt fast auf den höchsten Gipfel

Der schneebedeckte Chimborazo in Ecuador

Selbst vor den höchsten Gipfeln macht Humboldt nicht halt: 1802 versucht er im heutigen Ecuador, den über 6.000 Meter hohen Chimborazo zu besteigen. Der Vulkan gilt damals als der höchste Berg der Welt. Weder blutende Lippen noch Schwindel in Folge der Höhenkrankheit können ihn aufhalten. Dabei muss er auf jede Art von Bergsteigerausrüstung verzichten - Humboldt ist nach der Mode seiner Zeit gekleidet: Im schwarzen Frack mit weißer Halsbinde, mit rundem Hut und dünnen Rokoko-Stiefelchen erklimmt er den Berg. Doch 600 Meter unterhalb des Gipfels muss er an einer unüberwindbaren Felsspalte umkehren.

Humboldt schreibt Dutzende Bücher über seine Amerikareise

Alles, was Humboldt sieht, notiert er fein säuberlich für die Nachwelt. Jahrzehntelang ist er nach seiner Rückkehr beschäftigt, die gesammelten Daten auszuwerten. In mehr als 30 Bänden veröffentlicht er die Erkenntnisse seiner Amerikareise. Im Alter von 60 Jahren bricht er noch einmal auf: Mit der Pferdekutsche reist er durch Russland bis an die Grenze zu China und wieder zurück. Sein Wissen sammelt er in seinem Lebenswerk, einer "physischen Weltbeschreibung", von der unter dem Titel "Kosmos" bis 1862 fünf Bände erscheinen.

Alexander von Humboldt: "Gestirn im Reich des Geistes"

Humboldt digital

Der Nachlass von Alexander von Humboldt ist online zugänglich: Sämtliche Unterlagen wurden in rund 75.000 Bildern digital erfasst. Herzstück sind die berühmten amerikanischen Tagebücher.

Als er am 6. Mai 1859 im Alter von neunzig Jahren stirbt, folgen Hunderte Bewunderer seinem Sarg. In der Gedenkrede heißt es: "Ein glänzendes Gestirn im Reich des Geistes ist für diese Welt erloschen." Zurückgelassen hat er nicht nur seine Forschungserkenntnisse und Gedanken - sondern auch seine Spuren und seinen Namen allerorten.

Sendungen über Alexander von Humboldt:


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