Wahl


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Landtagswahl Oberbayern SPD gewinnt Milbertshofen, CSU den Rest

Alle oberbayerischen Direktmandate bis auf eines holt die CSU. Horst Seehofer bekommt im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen 61,5 Prozent der Erststimmen. Christian Ude nennt das Wahlergebnis am Tag danach "ein bayerisches Rätsel".

Stand: 18.09.2013

Horst Seehofer und Christian Ude am Abend der Landtagswahl am 15.09.2013 | Bild: picture-alliance/dpa

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner erreichte ihr Mandat in Miesbach mit 56,8 Prozent. Die bisherige Sozialministerin Christine Haderthauer holte in Ingolstadt mit 45,7 Prozent der Erststimmen das Direktmandat, Umweltminister Marcel Huber mit 63,1 Prozent das Direktmandat in Mühldorf am Inn. Er ist Stimmenkönig der Landtagswahl.

Ergebnisse

Altötting: Ingrid Heckner, CSU (49,91%) - Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen: Martin Bachhuber, CSU (51,4%) - Berchtesgadener Land: Michaela Kaniber, CSU (51,2%) - Dachau: Bernhard Seinath, CSU (47,32%) - Ebersberg: Thomas Huber, CSU (46,2%) - Eichstätt: Tanja Schorer-Dremel, CSU (54,3%) - Erding: Ulrike Scharf, CSU (49,84%) - Freising: Florian Herrmann, CSU (38,81%) - Fürstenfeldbruck-Ost: Reinhold Bocklet, CSU (44,47%) - Ingolstadt: Christine Haderthauer, CSU (45,7%) - Landsberg am Lech/Fürstenfeldbruck-West: Alexander Dorow, CSU (50,5%) - Miesbach: Ilse Aigner, CSU (56,81%) - Mühldorf am Inn: Marcel Huber, CSU (63,1%) - München-Bogenhausen: Robert Brannekämper, CSU (36,3%) - München-Giesing: Andreas Lorenz, CSU (33,4%) - München-Hadern: Georg Eisenreich, CSU (37,5%) - München-Milbertshofen: Ruth Waldmann, SPD (33,8%) - München-Moosach: Joachim Unterländer, CSU (39,5%) - München-Land Nord: Ernst Weidenbusch, CSU (42,94%) - München-Land Süd: Kerstin Schreyer-Stäblein, CSU (46,36%) - München-Pasing: Otmar Bernhard, CSU (42,0 %) - München-Ramersdorf: Markus Blume, CSU (43,0%) - München-Schwabing: Ludwig Spaenle, CSU (31,6%) - Neuburg-Schrobenhausen: Horst Seehofer, CSU (61,5%) - Pfaffenhofen an der Ilm: Karl Straub, CSU (47,12%) - Rosenheim-Ost: Klaus Stöttner, CSU (50,0%) - Rosenheim-West: Otto Lederer, CSU (51,8%) - Starnberg: Ute Eiling-Hütig, CSU (40,84%) - Traunstein: Klaus Steiner, CSU (50,6%) - Weilheim-Schongau: Harald Kühn, CSU (49,60%).

Listenplätze

Oberbayern

CSU

Mechthilde Wittmann, Thomas Goppel, Anton Kreitmair, Martin Huber

SPD

Hans-Ulrich Pfaffmann, Florian von Brunn, Markus Rinderspacher, Isabell Zacharias, Natascha Kohnen, Andreas Lotte, Peter Paul Gantzer, Diana Stachowitz, Florian Ritter, Kathrin Sonnenholzner, Martin Güll, Herbert Kränzlein, Doris Rauscher; Christian Ude verzichtet - Günther Knoblauch rückt nach.

Freie Wähler

Eva Gottstein, Florian Streibl, Michael Piazolo, Benno Zierer, Nikolaus Kraus

Grüne

Margarete Bause, Christian Magerl, Ludwig Hartmann, Claudia Stamm, Sepp Dürr, Gisela Sengl, Katharina Schulze

Besonders in Oberbayern hat die CSU bei der Landtagswahl enorm an Stimmen hinzugewonnen. In ihrem Kernland hatten die Christsozialen 2008 allerdings auch am meisten eingebüßt.

"Es war die Schwäche der FDP, ihre Wähler nicht halten zu können, die zurück zur CSU gewandert sind. Also, insgesamt ist das Regierungslager nicht gestärkt worden, aber es gab eine neue Stimmenverteilung. Dass das nach allen Skandalen und Missbrauchsfällen der CSU zugute kam, ist tatsächlich ein bayerisches Rätsel, da will ich auch keine Antwort geben, weil es nicht möglich wäre, ohne an der Urteilskraft der Wähler doch Zweifel anzumelden."

Christian Ude, Münchner OB und Spitzenkandidat der SPD

SPD gewinnt Direktmandat in München-Milbertshofen

Oberbayern ist der einzige Regierungsbezirk mit einem SPD-Direktmandat. Im Stimmkreis München-Milbertshofen lag Ruth Waldmann mit 33,8 Prozent knapp vor ihrer CSU-Konkurrentin Mechthilde Wittmann (32,3%). Ruth Waldmann verteidigte damit das bisher einzige SPD-Direktmandat des scheidenden SPD-Abgeordneten und Landtagsvizepräsidenten Franz Maget.

In München-Schwabing sah es zwischenzeitlich nach einem möglichen zweiten Direktmandat für die SPD aus. Im Kampf um das Direktmandat lag Isabell Zacharias lange Zeit am Wahlabend einige Prozentpunkte vor Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). Doch zuletzt unterlag sie doch noch knapp mit 2,3 Prozent Rückstand. Auch schon bei der Wahl 2008 hatte Zacharias das Direktmandat nur knapp ihrem CSU-Konkurrenten Spaenle überlassen müssen.

Zacharias nannte das Abschneiden der SDP auf der Wahlparty ihrer Partei im Bayerischen Landtag "bitter". Sie habe gehofft, dass die SPD auf 23 Prozent kommen würde, sagte die hochschulpolitische Sprecherin der SPD.

"Es hätte einen Wechsel gebraucht. ... Ich bin - Sie sehen mich selten so - sprachlos."

Isabell Zacharias, SPD

Auch Magerl deutlich geschlagen

Im Stimmkreis Freising wurde Florian Herrmann (CSU) mit 38,8 Prozent direkt in den Landtag gewählt.

Kein Direktmandat für die Grünen: Christian Magerl.

Damit lag Herrmann am Ende deutlich vor Christian Magerl von den Grünen, der es auf 25,18 Prozent brachte. Im Vorfeld hatten viele Beobachter Magerl durchaus Chancen auf das Direktmandat eingeräumt, vor allem wegen der Proteste gegen eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen.

"In den Kommunen, die speziell unter einer geplanten dritten Start- und Landebahn leiden würden, habe ich deutlich zugelegt oder - das Ergebnis vom letzten Mal war ja ein Rekordergebnis - gehalten: in Freising über 40 Prozent, in Matzling über 40 Prozent Erststimmen. Dort sehen die Leute die Bedrohung durch eine dritte Starbahn und haben mich entsprechend unterstützt. Je weiter das dann weg geht, ist das Ergebnis leider in die Waagschale der CSU gefallen."

Christian Magerl, Die Grünen

Im Stimmkreis Berchtesgadner Land, dem Stammland des 2010 verstorbenen Sepp Daxenberger, stürzten die Grünen von 20,6 auf 11,8 Prozent ab. Die Grünen-Spitzenkandidatin Margarete Bause erhielt im Stimmkreis München-Schwabing 17,7 Prozent, Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) 8,2 Prozent.

Freie Wähler "stabilisiert"

Freie Wähler-Generalsekretär Michael Piazolo.

Die Freien Wähler erzielten in München-Schwabing mit Dr. Otto Bertermann 4,6 Prozent der Erststimmen. Michael Piazolo, Generalsekretär der Freien Wähler und Münchner Spitzenkandidat, sprach von einer "Stabilisierung" seiner Partei: "Das gibt Rückenwind."

Er hatte vor allem das Ziel ausgegeben, Nichtwähler und Unentschlossene in der Endphase des Wahlkampfes noch zu mobilisieren und zu einer Stimmabgabe für die Freien Wähler zu bewegen. Sein Slogan hieß: "Freie Wähler - stark für Bayern."

Heubisch will die "Ärmel hochkrempeln"

Kunstminister Wolfgang Heubisch von den Liberalen nannte die Niederlage der FDP "herb" und "schmerzlich". Die Verluste, so der Wissenschaftsminister, seien "erdrutschartig".

Jetzt sei aber "nicht die Zeit zum Lamentieren", sagte Heubisch. "Wir sagen 'Jetzt erst recht' ..., denn wir wollen die Koalition in Berlin fortsetzen", so Heubisch.

"Ich kann noch überhaupt nicht nachvollziehen, was da passiert ist. Ich habe gedacht, es kann nicht wahr sein. (...) Ich verspreche, wir kommen wieder in fünf Jahren. (...) Es geht nicht um Mitleid, sondern für die FDP geht es um Ärmelmalhochkrempeln, um eine Fortsetzung der Koalition in Berlin zu generieren!"

Wolfgang Heubisch, FDP

Bause: Wechselstimmung fehlte

Margarete Bause von den Grünen räumte die Niederlage ebenfalls ein. Die Partei verfehlt alle ihre Wahlziele, der Traum vom Regierungswechsel in Bayern ist geplatzt. Unter Mühen richten die Grünen nun den Blick nach vorn auf die Wahlen in Hessen und im Bund. Für einen Regierungswechsel im Freistaat hatten Bause und ihr Team in den vergangenen Wochen gekämpft und wollten vor allem mit ihren Positionen zur Bildungspolitik und Energiewende Stimmen gewinnen. Herauskommen sollte ein deutlich zweistelliges Ergebnis für die Grünen, was durch viele Umfragen bestätigt wurde. Bause hat eine fehlende Wechselstimmung in Bayern als Grund dafür ausgemacht: Die gute wirtschaftliche Lage in Bayern sorge eben für Zufriedenheit bei den Wählern: "Da hat man der CSU auch die verschiedenen Affären verziehen."

"Wir hätten, wir haben ein anderes Wahlergebnis verdient. Wir haben unsere Wahlziele leider nicht erreicht."

Margarete Bause, Spitzenkandidatin der Grünen

Seehofer: "Die Volksparteien leben"

Wahlsieger Horst Seehofer (CSU).

Horst Seehofer konnte in Ingolstadt einen deutlichen Bonus bei seinen Mitbürgern einfahren. In seinem Wohnort Ingolstadt-Gerolfing gaben 65,7 Prozent der Wahlberechtigen ihre Zweitstimme der CSU. Die Direktkandidatin und bisherige Sozialministerin Christine Haderthauer erhielt im Stadtteil Gerolfing 45,71 Prozent der Stimmen und holte damit das Direktmandat.

Horst Seehofer jubelte und dankte seinen Mitarbeitern und den Wählern.

"Ein großartiger Wahlerfolg, wir sind tief in der Bevölkerung verankert. Damit ist das Jahr 2008 Geschichte, wir sind wieder da! Dieser große Vertrauensbeweis der bayerischen Bevölkerung zeigt, dass Volksparteien eine Zukunft haben. Die CSU war geschlossen und einsatzwillig. (...) Alle waren beseelt von dem Gedanken: 'Wir wollen gewinnen' - und wir haben gewonnen. Es war eine mörderische Arbeit."

Horst Seehofer, CSU

Christian Ude: "Besser als in Umfragen"

Christian Ude sagte, das Wahlergebnis sei kein Grund, "in Sack und Asche zu gehen". Er gratulierte Wahlsieger Seehofer und konnte dem Ergebnis zumindest etwas Positives abgewinnen. Die SPD sei die einzige Oppositionspartei, die zugelegt habe: "Der ewige Schwund ist beendet". Man habe vier zusätzliche Abgeordnete. Und: Man habe besser abgeschnitten als in den Umfragen, so Ude.

Das Ergebnis mache Mut für kommenden Sonntag, sagte Ude. Ruhestand sei kein Thema für ihn. Er arbeite weiter als Münchner OB. Auf der Wiesn werde er "ozapfn". Er werde "ein politischer Mensch" bleiben. Konkrete politische Pläne nannte er nicht.

"Wir haben die Trendwende geschafft, es geht wieder aufwärts mit der SPD in Bayern. (...) Das Wahlergebnis bleibt hinter unseren Erwartungen, aber es zeigt nach oben. Das ist entscheidend."

Christian Ude, SPD

Münchner FDP scheitert mit Weishäupl

Gescheitert: FDP-Kandidatin Gabriele Weishäupl.

Dass Münchens ehemalige Wiesn- und Tourismuschefin Gabriele Weishäupl in München-Bogenhausen für die FDP angetreten war, konnte die FDP nicht retten. Ein gutes Jahr nach ihrem Ausscheiden aus dem städtischen Dienst wollte sie für die FDP in den Landtag einziehen. Doch im neu gewählten Landtag wird es keine FDP-Fraktion mehr geben, weil die Partei an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist.

"Als ich in die FDP eingetreten bin im Januar, stand sie in Umfragen bei zwei Prozent - und jetzt haben wir schon drei."

Gabriele Weishäupl, FDP

Ilse Aigner holt 60,84 Prozent im Heimatort

In ihrem Heimatort Feldkirchen-Westerham erreichte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner bei den Erststimmen 60,84 Prozent, im Stimmkreis Miesbach 56,81 Prozent. Vieles spricht dafür, dass Ilse Aigner nach der Wahl auch Fraktionsvorsitzende wird. Sie lobte den Wahlsonntag als "schönen Tag". Im Gegensatz zu ihrem Konkurrenten um den Fraktionsvorsitz Markus Söder aus Franken, der in Nürnberg feierte, trat Aigner in München an der Seite Seehofers auf.


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