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Befreiungshalle Kelheim Zeitstrahl - 150 Jahre Geschichte

Seit ihrer Schöpfung durch den Bildhauer Ludwig Schwanthaler haben die 34 Siegesgöttinnen in der Befreiungshalle schon viele Definitionen von Freiheit gehört. Die Befreiungshalle im Wandel der Geschichte zeigen auch die historischen Fotos und Fernsehaufnahmen sowie die Mini-Hörspiele von sechs Kelheimer Schulen. Sie haben Unterhaltsames und Informatives zum Nationaldenkmal, dem Wahrzeichen ihrer Heimatstadt, zum Klingen gebracht.

Stand: 07.06.2017

  • 1836
    Kolorierte Postkarte mit Ansicht der Befreiungshalle über der Donau um 1870 | Bild: Stadtarchiv Kelheim

    Ansicht der Befreiungshalle kurz nach ihrer Eröffnung im Jahr 1863

    1836

    König sucht Bauplatz

    "Als Bauplatz wählte der kunstliebende Fürst eine äußerst malerische Felsenhöhe, an deren Fuß nach Süden die Donau, nach Norden die Altmühl vorüberströmen, und an deren östlicher Spitze der Donau-Main-Kanal bei der Stadt Kelheim ausmündet ...", so beschrieb der Architekt Leo von Klenze den Standort der Befreiungshalle auf dem Michelsberg über Kelheim. 1839 kaufte die Krone für 14.840 Gulden das 45 Hektar große Areal, eine Einöde, auf deren kargem Boden bis dahin einige Kleinbauern mehr schlecht als recht gewirtschaftet hatten.

  • 1842

    1842

    Baugeschichte(n)

    König Ludwig I. ist am 19. Oktober 1842 dabei, als der Grundstein für seine Befreiungshalle gelegt wird. Er ist ohnehin in der Gegend: Tags zuvor hat er die Walhalla eröffnet. Dass bis zur Fertigstellung der Befreiungshalle 20 Jahre vergehen würden, ihm eine gewisse Lola Montez und eine Revolution in die Quere kämen und er die Fertigstgellung aus eigenen Mitteln finanzieren müsste, hat er damals sicher nicht geahnt. Wohl auch nicht, dass das Baumaterial als Diebesgut so begehrt sein würde. So findet sich noch heute manch königlicher Ziegelstein in Kelheims Gemäuern.

    Quelle: Audio: Mini-Hörspiel von Schülern des Donau-Gymnasiums Kelheim (br.de/audioguides)

  • 1863
    Kopie nach Joseph Stieler: König Ludwig I. im Krönungsornat | Bild: Bayerische Schlösserverwaltung

    Stifter und Bauherr der Befreiungshalle: König Ludwig I. - hier im Krönungsornat

    1863

    Eröffnungsfeier

    Nach 20 Jahren Bauzeit war es endlich so weit. Am 18. Oktober 1863, dem 50. Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig, wurde die Befreiungshalle von Ludwig I., der seit 15 Jahren nicht mehr König war, feierlich eröffnet. 15.000 Menschen waren nach Kelheim gekommen, unter ihnen der Veteran Joseph Deifel, der noch selbst in den Befreiungskriegen gegen die Franzosen gekämpft hatte. Böllerschüsse, Glockengeläut und Chorgesang umrahmten die Feier. Ludwig I. war gerührt und ließ den "lieben Kelheimern" bestellen, er werde den Tag nie vergessen.

  • 1913

    1913

    Die 50-Jahr- oder "Kaiserfeier"

    Im August 1913 erlebte Kelheim einen nie gesehenen VIP-Auftrieb. Die Crème de la Crème des Deutschen Reiches feierte in der Befreiungshalle gleich drei Jubiläen: 50 Jahre Befreiungshalle, 100 Jahre Befreiungskriege und das 25. Thronjubiläum von Kaiser Wilhelm II. Ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren der Kaiser gekommen, alle deutschen Fürsten, Bayerns Prinzregent Ludwig und der Reichskanzler. Insgesamt waren es 3.000 Ehrengäste, fast so viele wie Kelheim damals Einwohner hatte, die mit nationalistischem Gepränge sich und das Deutsche Reich feierten.

    Quelle: Audio: Mini-Hörspiel von Schülern des Donau-Gymnasiums Kelheim (br.de/audioguides)

  • 1933

    1933

    Hitlers "Befreiungsfeier"

    20.000 uniformierte Hitler-Anhänger marschierten am 22. Oktober 1933 an Hitlers offenem Mercedes auf dem Kelheimer Stadtplatz vorbei, hinauf zur Befreiungshalle, die mit roten Stoffbahnen und einem riesigen, weithin sichtbaren Hakenkreuz geschmückt war. Dort leistete die gesamte SA Hitler das Treuegelöbnis. Mit dabei: SS-Reichsführer Heinrich Himmler und SA-Chef Ernst Röhm, den Hitler im folgenden Jahr ermorden ließ. Dem perfekt inszenierten braunen Spektakel widmete der Altmühlbote einen dreiseitigen Jubelbericht. Das Blatt schwärmte: "Die Feier hätte schöner und besser nicht sein können."

    Quelle: Audio: Mini-Hörspiel von Schülern des Donau-Gymnasiums Kelheim (br.de/audioguides)

  • 1945
    Befreiungshalle Kelheim 1945 mit Tarnnetzen verhängt | Bild: Stadtarchiv Kelheim

    Nur wenig Tarnung: Tarnnetze über der Befreiungshalle 1945

    1945

    Die Befreiungshalle wird befreit

    In den letzten Kriegsjahren war die Befreiungshalle, die den Nazis als beliebter Versammlungsort gedient hatte, für die Öffentlichkeit gesperrt. Man nutzte die tiefen Keller, um Kunstgegenstände einzulagern - unter anderem die Innenausstattung des Münchner Cuvilliés-Theaters. Tarnnetze sollten das Denkmal vor Fliegerangriffen schützen. Trotzdem geriet es in den letzten Kriegstagen unter Artilleriebeschuss. Dann war es mit der braunen Diktatur vorbei. Der US-Militär-Gouverneur Kelheims ließ das Hakenkreuz entfernen und die gröbsten Kriegsschäden beseitigen.

  • 1956
    Bundespräsident Theodor Heuss 1956 auf der Befreiungshalle in Kelheim | Bild: Mittelbayerische Zeitung

    Bundespräsident Theodor Heuss 1956 auf der Befreiungshalle

    1956

    Theodor Heuss besucht die Befreiungshalle

    In der Nachkriegszeit verlor die Befreiungshalle ihre Rolle als politisch oft missbrauchtes nationales Symbol. Sie wurde, nachdem sie 1946 wieder offen war, zum beliebten Ausflugsziel.

    Nationale Gedenktage waren nicht mehr in Mode und Politiker-Besuche selten. Der prominenteste Besucher war 1956 Theodor Heuss, der erste Bundespräsident der jungen Bundesrepublik Deutschland.

  • 1963

    1963

    Die 100-Jahrfeier

    Die Feier zum 100. Geburtstag der Befreiungshalle fiel wesentlich schlichter aus als frühere Jubiläen. Nur ein kleiner Teil der geladenen Ehrengäste war überhaupt erschienen. Die Feier war frei von nationalem Pathos; im Gegenteil, sie stand ganz im Zeichen von Frieden und Versöhnung.

    Für die Stadt Kelheim war das Fest ein großes kulturelles und gesellschaftliches Ereignis, zu dem die Siegesgöttinnen wieder einmal auf Hochglanz poliert wurden. Welcher Aufwand dahintersteckt, so ein Denkmal herauszuputzen, schilderte - damals noch in schwarz-weiß - das Bayerische Fernsehen.

    Quelle: Video "100 Jahre Befreiungshalle" (Münchner Abendschau und Aktuelle Viertelstunde", vom 16. Juli 1963)

  • 1987
    Bundeskanzler Kohl und der französische Präsident Mitterand 1987 in Kelheim | Bild: Mittelbayerische Zeitung

    Bundeskanzler Kohl und Francois Mitterand 1987 in Kelheim

    1987

    Symbol der Versöhnung

    So wie Europa nach der Katastrophe des II. Weltkriegs langsam zusammenwuchs und seine Grenzen überwand, so wurde auch die Befreiungshalle von einem Symbol des Nationalismus zu einem der Aussöhnung. Die Stadt Kelheim und das französische Ambarès vereinbarten eine Städtpartnerschaft und einen Jugendaustausch. 1987 machten Bundeskanzler Kohl und der französische Präsident Mitterand bei einem gemeinsamen Besuch die Befreiungshalle, die ursprünglich dem Krieg gegen Frankreich gewidmet war, endgültig zum Wahrzeichen der Versöhnung.

  • 2013

    2013

    150 Jahre - ein Song

    2013 feiert die Befreiungshalle ihr 150-jähriges Bestehen. Anlass zu einem Rückblick auf eine wechselvolle Geschichte und für viele Feiern. Unter anderem haben sechs Schulen aus Kelheim und Umgebung kreative Geburtstagskränze geflochten - in Zeichnungen und Texten, in Hörbildern, einer Klangkomposition mit dem BR-Symphonieorchester und in Songs. Hier der Geburtstags-Rap der Wittelsbacher Mittelschule: "Ich lieg' am Donaustrand im Sand ...".

    Quelle: Audio: Befreiungshalle-Rap von Schülern der Wittelsbacher Mittelschule (br.de/audioguides)

  • 2015
    Außenansicht der Befreiungshalle Kelheim mit Baukran für Renovierungsarbeiten | Bild: BR/Bildungsprojekte

    2015

    Befreiungshalle erhält neuen Anstrich

    Die Außenwände des Rundbaus auf dem Kelheimer Michelsberg werden seit Ende 2014 generalsaniert. Die Fassade der Halle erhält einen neuen Anstrich. Mit der Fassadensanierung will die Bayerische Schlösserverwaltung das Erscheinungsbild der Befreiungshalle wieder an die ursprünglichen Vorstellungen von König Ludwig I. und seinem Architekten Leo von Klenze heranführen.
    Die Tatsache, dass die Außenwand der Befreiungshalle einen neuen Farbton bekommen soll, hatte im Vorfeld in der Kelheimer Stadtgesellschaft zu lebhaften Debatten geführt.


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