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Robot Economy und "Abgehängte" Preise für den Zündfunk

Gleich mehrfach wurden Sendungen der Redaktion Zündfunk / Bayern 2 in den letzten Wochen mit renommierten Medienpreisen bedacht. Eine Reportage über die Zukunft der Arbeit erhielt gleich zwei Preise für Wirtschaftspublizistik, für eine weitere Produktion gab es den Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus.

Von: Oliver Buschek und Tom Kretschmer, Redaktion Zündfunk

Stand: 26.10.2016

Roland Tichy, Ludwig-Erhard-Stiftung, Florian Meyer-Hawranek, Dr. Dorothea Siems, Laudatorin | Bild: Ludwig-Erhard-Stiftung / Dirk Hasskarl

"Test, Test, hörst du mich?" Das fragt der Reporter zu Beginn des Features keinen Interviewpartner. Er wendet sich auch nicht direkt an die Hörer, der Reporter spricht mit seinem Smartphone. Er fragt Siri – die halbwegs intelligente Automatenstimme aus dem iPhone.

Und aus dieser einfachen ersten Frage entspinnt sich eine tiefergehende Diskussion mit der künstlichen Intelligenz: übers Wetter, das beste Outfit und über die laufende Recherche – eine Unterhaltung, die sich durch die gesamte Produktion zieht.

Denn schließlich geht es in der Zündfunk-Reportage "Robot-Economy – Wenn Maschinen die Welt übernehmen", die am 1. September 2015 in Bayern 2 lief, genau darum – um intelligente Maschinen und Programme, und darum, was passiert, wenn diese immer mehr Aufgaben übernehmen.

"Ein Beweis, dass sich aufwändige Recherche lohnt."

Für diese Arbeit ist Florian Meyer-Hawranek nun gleich mit zwei renommierten Medienpreisen ausgezeichnet worden: Die Ludwig-Erhard-Stiftung vergab dafür einen Förderpreis für Wirtschaftspublizistik. Und im größten deutschen Wettbewerb für Wirtschaftsjournalismus, dem von den Industrie- und Handelskammern ausgeschriebenen Ernst-Schneider-Preis, siegte die Produktion in der Kategorie Hörfunk (Redaktion: Oliver Buschek).

Preisträger Florian Meyer-Hawranek (mitte) mit Laudator Jan Metzger und Moderatorin Susan Link

"Florian Meyer-Hawranek zieht uns mit dem iPhone in die digitale Ökonomie", begründet Jan Metzger, Intendant von Radio Bremen, die Wahl der Jury des Ernst-Schneider-Preises. "Er stellt uns graue Kästen vor, die M9TM2E21 heißen und in der Autoproduktion Türen isolieren; Hand in Hand arbeiten sie mit Menschen – schnell, präzise und unermüdlich. Diagnoseroboter kommen auf den Markt, die Krankheiten benennen, und Textbots, die in Zeitungsredaktionen Sportmeldungen schreiben: Die Maschinen greifen nach den White Collar Jobs. Das ist die Geschichte dieses grandios erzählten Features."

Die Ludwig-Erhard-Preisträger

Die Sendung liefere "einen schönen Beweis dafür, dass sich auch in diesen schnelllebigen Zeiten aufwändige Recherche lohnt", lobt Dr. Dorothea Siems – Chefkorrespondentin für Wirtschaftspolitik der "Welt" – die Wahl der Jury des Ludwig-Erhard-Preises. Hier gibt's die Sendung zum Nachhören.

Otto Brenner Preis für Julia Fritzsche und Sebastian Dörfler

Faul, frech, dreist - so ist der Arbeitslose, wie ihn die Bild-Zeitung darstellt. Kinder mit dem Namen "Kevin" sind dumm, suggeriert die FAZ. Und Sachbücher beschwören die prekär lebende Frau als sexuell ungezügelt: mit 17 schon zwei Kinder und ein heiteres Leben mit jeder Menge Kindergeld. In jedem Fall sind "die da unten" ein Problem und liegen in "spätrömischer Dekadenz" dem Staat auf der Tasche, so zumindest erzählen viele Journalisten und Sachbuchautoren eine gern gehörte Story.

Julia Fritzsche

"Klassismus" heißt der Begriff, den Feministinnen in den 70er Jahren in den USA prägten, um die Verachtung der unteren Klassen zu beschreiben. Sie trifft uns alle im Alltag: in der Schule, wo die Lehrerin übersieht, dass die Aufforderung, am nächsten Tag 22 Euro für die Klassenfahrt mitzubringen, manchen Kinder Herzrasen macht. In linken Kreisen, die durch einen ethischen Konsum die Welt verbessern wollen und verächtlich über Primark- und Lidl-Einkäuferinnen herziehen. Je größer der Abstand zwischen Arm und Reich wird, desto mehr brauchen die einzelnen Menschen eine ideologische Rechtfertigung dafür, dass die Abgehängten ihre schlechte Lage auch verdient haben.

Preis für vielgehörten Podcast

Julia Fritzsche und Sebastian Dörfler haben die Verachtung der Armen und den Klassismus für den ZÜNDFUNK Generator im Juli 2015 analysiert und dargestellt. Seither gehört die Sendung "'Prolls, Assis und Schmarotzer' – Warum unsere Gesellschaft die Armen verachtet" zu einer der meistgehörten im Podcast der Sendereihe, sie wurde und wird von den Hörerinnen und Hörern immer wieder gesucht, gehört und gewürdigt.

Sebastian Dörfler

Nun hat auch die Jury des Otto Brenner Preis 2016 die Arbeit für absolut preiswürdig befunden und der Sendung (Redaktion: Tom Kretschmer) den 2. Preis zuerkannt. Für "beste journalistische Tugenden" hat die Jury um WDR-Chefredakteurin Sonia Mikich und den Ressortchef Innenpolitik der SZ, Heribert Prantl, das Autorenteam dabei explizit gelobt – und dafür, dass es Julia Fritzsche und Sebastian Dörfler gelingt, "Verantwortliche zu benennen". Am 15. November dürfen die beiden den Preis in Berlin entgegennehmen.


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