Unternehmen - Programm


8

Wir in Bayern Die "Weibsbilder" kommen ins Kino

In der Kürze liegt die Würze – das finden die Organisatoren des Landshuter Kurzfilmfestivals, das sich seit fast einem Vierteljahrhundert um das filmische Schaffen derer kümmert, die in kleinen Formaten große Geschichten erzählen. Wie es auch die "Weibsbilder" tun, die seit vielen Jahren zum festen Repertoire des Heimatmagazins "Wir in Bayern" im BR Fernsehen gehören. Daher laufen einige der "Weibsbilder" beim Landshuter Festival – sehr zur Freude von "Wir in Bayern"-Redakteurin Petra Renner, die das Format entwickelt hat und es seither begleitet.

Von: Redaktion "Wir in Bayern"

Stand: 22.03.2023 | Archiv

Fotocollage von den verschiedenen Protagonistinnen aus der Reihe "Weibsbilder" von "Wir in Bayern" | Bild: Screenshot BR

Redaktion "Wir in Bayern": Frau Renner, wären Sie sauer, wenn jemand Sie ein "Weibsbild" nennt?

Petra Renner

Petra Renner: Nein, das "Weibsbild" ist in Bayern ja eher ein Kompliment. Dahinter steckt die Vorstellung einer starken, unabhängigen Frau. Einer Frau, die auch mal widerspricht und eigene Wege geht – und das alles nehme ich für mich ebenso in Anspruch.

Die "Weibsbilder" gibt es bei "Wir in Bayern" – in mehreren Staffeln – seit insgesamt 13 Jahren. Welche porträtierten Frauen haben Sie denn in all der Zeit am meisten beeindruckt?

Das ist schwer zu sagen, denn mittlerweile sind es über 200 Filme, und jede einzelne dieser Frauen, deren Geschichten wir erzählt haben, hat mich auf ihre Weise beeindruckt. Wie sie ihr Leben gelebt, was sie durchgestanden und bewegt und wie sie also sozusagen "ihren Mann" gestanden haben – um mal eine Formulierung zu gebrauchen, die zeigt, wie stark unsere Sprache immer noch patriarchalisch geprägt ist.

Aber wenn ich so zurückdenke, ist da zum Beispiel die Zahnärztin Alaa, die vor ein paar Jahren aus Syrien nach Deutschland kam und heute in Landshut lebt. Sie erzählt, wie schwierig es hier für sie am Anfang war, weil sie kein Deutsch konnte. Besonders ein Satz von ihr blieb mir in Erinnerung: "Sprache ist wie ein Ozean. Je leichter Du tiefer tauchen kannst, desto leichter tust Du Dich, Deine Gefühle auszudrücken."

Oder Rosa aus Ilmmünster, für die als Bäuerin und Hausfrau die Grenzen eigentlich eng gesteckt waren. Dennoch fand sie Wege, sich zwischen Stall, Küche und Kirche zu entfalten und die Welt auf ihre Art zu entdecken: Sie ließ sich Steine aus aller Welt mitbringen und hat dann mit Atlas und Büchern das jeweilige Land erkundet. Ihr Wissensdurst, ihre Weltoffenheit: wirklich beeindruckend. Oder Uta aus Kallmünz, eine Juristin, die ihre Robe an den Nagel gehängt hat und jetzt in einer ganz anderen Rolle glücklich ist – als Clownin. Oder, oder, oder … Mir fallen noch unzählige Frauen ein, deren Geschichten mich tief berührt haben. Lauter beeindruckende Persönlichkeiten, die die Kraft hatten, etwas anzupacken und ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.  

Warum gibt’s bei "Wir in Bayern" eigentlich die "Weibsbilder", aber keine vergleichbare Reihe über Mannsbilder? Ist das nicht ungerecht?

Na ja, die Männer kommen im BR Fernsehen sicher nicht zu kurz, da hab‘ ich keine Sorge … Und viele Männer präsentieren sich ja von Haus aus gern und möchten, dass man sieht, was sie können und was in ihnen steckt. Frauen sind da meist anders, suchen nicht die große Bühne, die große Anerkennung, sie agieren oft im Stillen – und sind im Fernsehen leider immer noch unterrepräsentiert. Dabei haben sie so viel zu erzählen und tun das meiner Erfahrung nach auch offener und emotionaler als viele Männer.

Wenn Fernsehbeiträge bei einem renommierten Kurzfilmfestival wie dem in Landshut laufen, dann ist das doch so was wie ein Ritterschlag, oder?

Genau so sehen wir das auch – also unser Redaktionsleiter Wolfgang Preuss, unsere vielen engagierten Filmemacher*innen, die meist schon seit Jahren mit dabei sind und mit ihren Ideen und Umsetzungen den "Weibsbildern" immer wieder neue Wege eröffnen, und natürlich ich als zuständige Redakteurin. Mich freut besonders, dass die Kolleg*innen vom BR sich in Landshut mal zeigen dürfen, also neben den Autor*innen die Kameraleute und Cutter*innen. Die bekommen da alle den Applaus, den sie für ihre Arbeit verdienen, aber sonst nie kriegen.

2013 durften wir zum ersten Mal in Landshut mit dabei sein, und das war wirklich ein ganz besonderes Erlebnis für alle Beteiligten, unsere Filme zum ersten Mal auf der großen Leinwand sehen zu dürfen, das muss ich schon sagen. Davon träumt man doch als Fernsehmacher*in eigentlich ein Leben lang, dass ein Beitrag, für den man gearbeitet, gekämpft und manchmal auch ein bisserl gelitten hat, irgendwann mal im Kino läuft …

"Die 'Weibsbilder' sind 'Wir in Bayern' pur: authentisch, spannend, emotional. Sie gehören zur DNA unserer Sendung. Und darum freue ich mich sehr, dass sie auch heuer wieder beim Landshuter Kurzfilmfestival gezeigt werden, um das BR Fernsehen dort zu repräsentieren."

Wolfgang Preuss, Redaktionsleiter 'Wir in Bayern'

Sie nutzen ja die Vorführungen in Landshut immer auch für besondere Begegnungen …

Ja, wir laden in der Tat immer alle "Weibsbilder" ins Kino ein, deren Filme wir zeigen, und ermöglichen diesen Frauen, die ja sonst oft im Hintergrund wirken, eine einzigartige Erfahrung: einmal im Mittelpunkt zu stehen mit ihrer Lebensgeschichte, einmal einem Publikum von sich erzählen zu können und dann noch Beifall zu bekommen für die erbrachten Leistungen. Und dann können diese ganz unterschiedlichen Frauen sich bei der Gelegenheit natürlich untereinander kennenlernen und vernetzen, das ist eine ganz wunderbare Sache.

Welche "Weibsbilder" werden denn heuer am 25. März beim Landshuter Kurzfilmfestival gezeigt?

Insgesamt zehn Filme, darunter der über die syrische Zahnärztin, von der ich eingangs schon erzählt habe und die ja ausgerechnet in Landshut eine neue Heimat gefunden hat. Oder der von Angela aus Sommerhausen, einer "Oma for Future", die schon als Kind, als Umweltschutz noch überhaupt nicht en vogue war, gegen "englischen Rasen" gekämpft hat. Und Antonia aus dem Allgäu, die schon mit 19 Ortsbäuerin wurde und selbstbewusst sagt: "Du bist sexy, Du bist styler. I wer‘ Landwirtin, des isch geiler." Ach ja, und natürlich Hedi, die in den 50er-Jahren als junge Frau nach Hollywood gegangen ist und vom ganz großen Kinoerfolg geträumt hat. Und jetzt kommt sie wirklich ins Kino, die Hedi. In Landshut!

Kommt Hedi auch zur Vorführung und kann sich selbst auf der großen Leinwand bewundern?

Die "Weibsbilder" auf großer Leinwand sehen:

Beim Landshuter Kurzfilmfestival am Samstag, 25. März um 14.30 Uhr im Salzstadel

Ja, klar. Fast alle Heldinnen unserer Filme kommen diesmal zur Vorführung im wunderschönen Salzstadel. Einerseits haben sie ein bisserl Muffensausen, weil sie ja nicht wissen, wie ihre Geschichten beim Publikum ankommen. Andererseits freuen sie sich natürlich riesig über diese Form der Anerkennung, und auch für uns Macher*innen wird das wieder ein ganz besonders aufregender, emotionaler und spannender Nachmittag, denn nach der Vorführung ergeben sich immer viele Gespräche mit den Zuschauerinnen und Zuschauern, die noch mehr wissen wollen über unsere "Weibsbilder". Und natürlich über unser Heimatmagazin "Wir in Bayern" im Besonderen oder den BR im Allgemeinen. Insofern betreiben wir da in Landshut immer Imagepflege für unseren Sender.

"Wir freuen uns sehr, wieder die 'Weibsbilder' im Programm des Landshuter Kurzfilmfestivals zu haben. Die Porträts der starken Frauen passen wunderbar zum Festival und waren in der Vergangenheit immer ein großer Publikumsmagnet. Die beeindruckenden weiblichen Persönlichkeiten sind unterhaltsam, machen Mut und inspirieren uns."

Leitung Kurzfilmfestival Landshut

Die "Weibsbilder", wir sagten es schon, gibt’s jetzt seit 13 Jahren. Geht Ihnen nicht langsam mal der Stoff für neue Folgen aus?

Nein, starke Frauen gibt’s in Bayern so viele, da sind auch die Landshut-Termine für die nächsten Jahre so gut wie gesichert ...


8