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Gottesdienstübertragungen in Corona-Zeiten Trotz leerer Kirchen viele Besucher

In Zeiten der Corona-Krise bietet der BR den Gläubigen und auch denen, die in diesen schwierigen Zeiten seelischen Halt suchen, ein umfassendes Gottesdienstangebot. In Fernsehen, Hörfunk und Internet. Wir haben mit Wolfgang Küpper gesprochen, Leiter der BR-Redaktion "Religion und Orientierung".

Von: Ursula Zimmermann

Stand: 07.04.2020

Papst Franziskus spendet in der Corona-Krise den "Urbi et orbi"-Segen auf dem leeren Petersplatz | Bild: picture alliance / aba

Derzeit sind ja keine Gottesdienstbesuche erlaubt. Ihre Redaktion produziert aber dennoch Gottesdienst-Übertragungen. Wie hat man sich das vorzustellen?

Mancher Gottesdienst findet wie geplant statt – ohne Besucher natürlich – und dann übertragen wir diese, wie beispielsweise die Feier mit Kardinal Marx in der Sakramentskapelle des Münchner Liebfrauendoms am 29. März. Auch der WDR sowie der Saarländische Rundfunk schlossen sich der Übertragung an. Wir erreichten über 600.000 Zuschauer. Das ist enorm.

In Zusammenarbeit mit den Landeskirchen in Bayern "veranstalten" wir aber auch selbst Gottesdienste für eine Übertragung in Hörfunk, Fernsehen und Internet. Wir sind mit einem Produktionsteam vor Ort. Für das Fernsehen ist die Aufnahme in der Regel etwas aufwendiger.

Wolfgang Küpper

Da wir manchmal auch in kleinen Räumlichkeiten drehen, arbeiten wir mit kleinem Equipment. Bei dem Gottesdienst in der Sakramentskapelle des Liebfrauendoms hatten wir relativ wenig Platz. Das funktionierte dann auch nur mit kleiner Technik.
Aber gerade auch diese Gottesdienste kommen bei den Menschen sehr gut an. Das zeigen uns die vielen Reaktionen unserer Zuhörer und Zuschauerinnen. Es muss nicht immer der große Gottesdienst mit großer Besetzung sein. Menschen freuen sich auch über die schlichte Form, über eine Messe zum Mitfeiern und Mitsingen.

Wie fühlt sich das an, Gottesdienst in einer leeren Kirche?

Übertragung eines evangelischen Gottesdienstes aus der Markuskirche in München

Manchmal ist das schon gespenstisch, besonders auch in größeren Kirchen. Der Zuschauer zuhause bekommt das aber gar nicht mit. Wir zeigen nie den leeren Raum, sondern richten den Fokus ausschließlich auf die Akteure.
Beim "Urbi et orbi" mit Papst Franziskus am 27. März war das allerdings etwas anderes. Die Aufnahmen mit dem Papst auf dem menschenleeren Petersplatz hatten eine enorme Wirkung. Aber dies wurde auch bewusst angestrebt.

Welche Resonanz bekommen Sie in diesen Tagen?

Das kirchliche Leben steht im Moment ja komplett still. Wir bekommen unglaublich viele Zuschriften per Mail und wir merken, dass viele Menschen im Hörfunk wie auch im Fernsehen die Gottesdienste verfolgen. Evangelische und katholische Christen, Junge wie Alte.
Die Menschen schätzen unser Angebot, bringen aber auch Verbesserungsvorschläge oder äußern Wünsche. Beispielsweise wird angefragt, ob wir die Liedtexte zum Mitsingen einblenden können. Denn nur wenige haben heute ein Gesangbuch zuhause. Manche fragen nach den Noten der Musik, die gespielt wird. Oder sie schreiben uns Fürbitten, die dann im Gottesdienst auch gelesen werden.

Warum glauben Sie sind den Menschen in dieser Zeit Angebote wie Gottesdienstübertragungen besonders wichtig?

Die Menschen sind verunsichert. Keiner weiß, wie es weitergeht. Und da tun diese 45 bis 60 Minuten Vielen gut - quasi als eine kleine Besinnungspause. 

Das Thema "Corona" wird ja nicht ausgeblendet, aber in einen liturgischen Rahmen eingebettet. Die Geistlichen bieten den Menschen Hilfestellung, mit dem Thema umzugehen. Das ist nicht immer einfach. Sie sind ja keine Ärzte oder Virologen. Sie können nur an die Geduld appellieren, Hoffnung stärken, zu Solidarität und Hilfsbereitschaft anstelle von Egoismus aufrufen. Das sind Werte, die, religiös gesprochen, immer eine Bedeutung haben, aber in so einer Krise wie jetzt ein ganz neues Gewicht bekommen.
Die Menschen schätzen sehr, wie sich die Kirchenvertreter damit auseinandersetzen. Das tut gut, hilft die Seele zu entspannen und ist im Moment sehr wichtig.


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