#Berge "Bergfreundin" Toni Schlosser - Aus dem Allgäu zum BR
Wie fühlt es sich an den "Traumjob" von vielen zu leben? Gibt es da auch Herausforderungen? Warum der Gipfelmoment immer besonders bleibt und was ihr die Bergcommunity bedeutet, hat uns Antonia "Toni" Schlosser von den "Bergfreundinnen" erzählt.

Zum BR und dem Podcast "Bergfreundinnen" ist Toni auf dem "klassischen Medienweg", wie sie es selbst bezeichnet, gelangt. Obwohl sie eigentlich nie den Wunsch hatte Moderatorin zu werden, hat sie sich kurzum trotzdem "ziemlich aufgeregt“ beim offiziellen Casting für die Hostrollen des Podcasts beworben und wurde so mit ihrer damaligen Podcast-Kollegin Anna und heutigen Bergfreundin "Kaddi" bei einem anstrengenden Castingtag zusammengeschweißt.
Heute ist sie unglaublich dankbar für diese glückliche Fügung und diese "absolute Weichenstellung" durch den BR, die ihren weiteren beruflichen Werdegang sehr geprägt hat. Ursprünglich kommt Toni aus dem Bereich der Formatentwicklung und strategischen Weiterentwicklung des Community Managements, was sie auch heute in ihrer Rolle als Podcast-Host immer noch einsetzen kann.
Auch wenn Moderatorin nicht auf ihrer obersten Agenda stand, die Berge haben "schon immer eine Rolle gespielt“, erzählt Toni. Seit ihrer Kindheit sei das Bergleben ein wichtiger Teil gewesen: "Ich bin in einem winzigen Weiler im Allgäu aufgewachsen im Bauernhaus meiner Großeltern. Von der Terrasse hatten wir einen traumhaften Ausblick auf die gesamten Allgäuer Alpen."
Toni, du hast mit dem Podcast "Bergfreundinnen“ das Thema "Berge“ wortwörtlich zu deinem Beruf gemacht. Was bedeuten die Berge dir persönlich?
Meine richtige Bergleidenschaft hab ich tatsächlich erst während meines Studiums in Bamberg entdeckt. Es ist ja oft so, dass man Dinge erst richtig schätzt, wenn sie nicht mehr da sind. Nach meinem Abschluss war mir klar: Ich muss wieder zurück, näher an die Berge. Jetzt bin ich in München beim BR gelandet, aber mein Herzenswunsch ist es schon, wieder zurück ins Allgäu zu ziehen und dem damit verbundenen Gefühl von "Zuhause" wieder ganz nah zu sein.
Was waren deine drei unvergesslichsten Bergmomente?
Die Frage finde ich immer schwer zu beantworten, weil jede Tour und jeder Ausflug für sich besonders ist. Ich mach’s ganz kurz und knackig:
1. Mein erster 3000er, der Piz Kesch: Er war das Highlight unserer Alpenüberquerung 2022 von Oberstdorf bis an den Comer See und für mich damals eine wirkliche Herausforderung. Als wir den turbulenten Aufstieg mit Bergführerin geschafft haben, dachte ich mir so: Krass, das wird mich mit Kaddi und Anna für immer verbinden!
2. Die letzte Tour auf den Grünten, den Wächter des Allgäus: Mein Vater war für mich lange Zeit der einzige Mann, mit dem ich gerne und sehr häufig in die Berge gegangen bin. Leider hatte er vor ein paar Jahren einen Schlaganfall und es war lange nicht klar, wie stark die Auswirkungen sein werden. Als wir dann wieder mal eine kleine Tour auf den Grünten gegangen sind, war das für mich ein wirklich emotionaler Moment. Unsere Bergbeziehung hat sich durch den Schlaganfall stark verändert und wir können uns vermutlich gewisse Bergträume nicht mehr erfüllen. Trotzdem bin ich unfassbar dankbar dafür, dass kleinere Touren noch möglich sind.
3. Unsere Bergfreundinnen Fjellski-Tour durch Schweden und Norwegen: Wir waren vor wenigen Wochen für unsere nächste Dokuserie in schwedisch und norwegisch Lappland unterwegs. Das war das intensivste Erlebnis meines bisherigen Lebens. Die Anstrengung auf den Etappen, das Ausgesetzt-Sein von Wind und Wetter, und diese weite, weiße Unendlichkeit, durch die wir stundenlang gelaufen sind, sieben Tage ohne Handynetz und ohne Einflüsse von außen, war etwas wirklich Besonderes und hat mich mir selbst nochmal ein großes Stück nähergebracht.
Neben all den schönen Momenten: was war bisher deine härteste Herausforderung in den Bergen?
Das war unsere Bikepacking Tour nach Paris 2024. Ich hab mir nach wenigen Tagen einen Magendarmvirus eingefangen, der mich die restliche Tour begleitet hat. Da war natürlich die zunehmende körperliche Schwäche, aber auch die mentale Ebene war herausfordernd: Wie geh ich damit um, dass das Ziel, auf das ich mich monatelang vorbereitet habe, auf einmal auf der Kippe steht? Was bedeutet das für meine anderen Bergfreundinnen und die gesamte Produktion der dreiteiligen Dokuserie, wenn ich aufgeben muss? Das war wirklich hart und ich habe unglaublich viel über mich selbst, meine Grenzen, aber auch meine eigene Zähheit und Leistungsfähigkeit gelernt.
Was macht den Podcast und eure Community für dich so besonders?
Die Bergfreundinnen gemeinsam beim Wandern: v. li. Lisa Bartelmus, Antonia Schlosser, Katharina Kestler
Ich liebe unsere "Bergfreundinnen"-Community und bin unglaublich dankbar, dass wir so tolle Hörerinnen und Hörer haben. Wir haben es geschafft, ein wahnsinnig wertschätzendes Umfeld zu etablieren, in dem wir uns offen über Glück und Ängste, aber auch Lob und Kritik austauschen können. Ich habe schon so viel von den Geschichten und Perspektiven unserer Community für mein Leben in- und außerhalb der Berge lernen dürfen. Wir freuen uns wirklich über jede einzelne Mail, die uns erreicht. Am allermeisten liebe ich es, bei Offair-Events wie Community-Wanderungen oder Livepodcasts, die Menschen zu treffen, die wir sonst nur über digitale Wege kennenlernen.
Welches Bergerlebnis steht noch auf deiner Wunschliste?
Kaddi und ich fahren dieses Jahr unser erstes "unsupported Gravelbike-Rennen". Das ist ein Radrennen, auf dem man eigenständig die Route und Tagesetappen planen muss, um in einem abgesteckten Zeitrahmen von A nach B zu kommen. Die Route des Rennens verläuft wunderschön durchs Salzkammergut, Chiemgau und Karwendel. Ich bin echt gespannt und auch sehr aufgeregt, ob wir die 725 Kilometer und 15.000 Höhenmeter in der vorgegebenen Zeit schaffen. Drückt uns die Daumen.
Verläuft man sich auch als Bergfreundin noch?
Klar. Ich merke es mittlerweile nur viel schneller.
Last but not least: was gehört für dich zu einer richtig guten Bergbrotzeit?
Ich mags gern sehr simpel und schneide mir eigentlich vor jeder Tour kleine Gemüsesticks aus Gurke, Paprika und Karotte und pack mir eine kleine Packung Frischkäse in den Rucksack. Wenn ich sie mal vergesse oder es zeitlich nicht mehr hinkriege, bin ich oben am Gipfel immer ein bisserl traurig. Deshalb: Mit Gemüsesticks kann man mein Bergherz erobern!
Der Blick nach unten vom Gipfel ins Tal zeigt mir, wie klein und unbedeutend ich auf dieser Welt bin und wie klein irgendwie dadurch auch meine Probleme sind. Das entspannt mich ungemein und gibt mir jedes Mal wieder einen kleinen Energieschub für meinen Alltag.
Der "Bergfreundinnen" Podcast:
Ein Monat - vier Folgen - ein Thema - und deine Geschichten vom Berg. In ihrem Podcast nehmen dich die Bergfreundinnen Katharina Kestler, Antonia Schlosser und Lisa Bartelmus mit raus, treffen Bergsportlerinnen, geben handfeste Tipps und erzählen Geschichten vom Berg. Dabei geht es ihnen um die großen Themen Selbsteinschätzung, Bergsport in Beziehungen oder Nachhaltigkeit.
Wenn dir ein Thema unter den Nägeln brennt, dann her damit! Am besten erreichst du uns per WhatsApp unter der 0151 1219 5555 oder via Mail an bergfreundinnen@br.de.