Unternehmen - Der BR


10

Kuriosa und Fundstücke Rundfunk und hygienische Volksbelehrung

So lautete der Titel eines Beitrags in der Bayerischen Radio-Zeitung vom Dezember 1924. Darin wurde die "Deutsche Stunde in Bayern", wie die Vorläufergesellschaft des Bayerischen Rundfunks bis 1931 hieß, ausdrücklich gelobt für ihr "hohes Verdienst um die hygienische Belehrung, um die gesundheitliche Förderung des Volkes".

Von: Historisches Archiv

Stand: 06.04.2020

Das Ereignis Rundfunk versammelte Familie Langseder aus Garching in der Küche um den Trichterlautsprecher. Aufnahme aus dem Jahr 1925 | Bild: BR/ Historisches Archiv

Nur wenige Wochen nach ihrem Sendestart im März 1924 strahlte die Münchner Rundfunkanstalt bereits etwa alle 14 Tage hygienische Vorträge zu den verschiedensten Themen aus und erfüllte damit – schon damals - eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.

Volksgesundheitliche Unterrichtstunde durch den Rundfunk

Denn der Bayerische Landesausschuss für hygienische Volksbelehrung versuchte, das gesundheitliche Wissen in der Bevölkerung zu verbessern. Und so sah man in der Abhaltung hygienischer Vorträge durch den Rundfunk das neueste und vielversprechendste Mittel.

In der Woche vom 24. bis 29. November 1924 veranstaltete die "Bayerische Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Volksgesundheit" mit Unterstützung des Ministeriums des Innern einen Fortbildungskurs für Bezirksfürsorgerinnen. Weit über 50 Bezirksfürsorgerinnen aus allen Teilen Bayerns nahmen an diesem Kurs teil, um sich auf den neuesten Stand der Gesundheitsfürsorge zu bringen.

Otto Griessing, Technischer Direktor

Ein eigener Rundfunkabend wurde veranstaltet, damit sich die Bezirksfürsorgerinnen ein anschauliches Bild von der Bedeutung hygienischer Belehrung durch das Radio machen konnten. Die "Deutsche Stunde in Bayern" hatte in ihren Räumen an der Arnulfstraße einen Empfangsapparat, Lautsprecher und Hörer zur Verfügung gestellt. Der Direktor der Deutschen Stunde in Bayern, Otto Griessing, führte in die Technik ein. Dann sprach Medizinalrat Dr. Seiffert über "Tuberkulose als Volkskrankheit" und die Bezirksfürsorgerinnen schauten live zu.

Nach dem Vortrag gab es ein Konzert, das – so schrieb die Bayerische Radio-Zeitung – "besonders jenen, die zum ersten Mal den Rundfunk hörten, große Freude machte. Einmal waren die zahlreichen Klosterfrauen, denen der Rundfunk meist noch fremd war, durch die schönen Darbietungen höchst überrascht, ebenso aber auch die Fürsorgerinnen aus der Pfalz, wo bekanntlich jeder Rundfunkempfang durch die Franzosen streng verboten ist."

Ausschnitt aus der Radiozeitung 1924

Auch bei den Rundfunkhörerinnen und Rundfunkhörern kamen die Vorträge von Medizinalrat Dr. Seiffert über die Tuberkulose sehr gut an. Denn sie machten klar, welch unerbittlicher "Todfeind der gesamten Menschheit in der Tuberkulose gegenübersteht". Ein weiterer Bericht in der Radiozeitung thematisierte die zahlreichen Hörerreaktionen.


10