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Historisches Archiv - Fundstücke Folge 31: Als der BR seine Hörer zur Anarchie erzog

Stand: 04.11.2013

Artikel aus der AZ vom 9.1.1950 zur Sendung "Die Stunde der Regierten" | Bild: BR / Zeitungsarchiv

„Welches Schweinderl hätten’S denn gern?!“ Diese Frage machte Robert Lembke in der Fernsehsendung „Was bin ich?“ bekannt. Doch auch als Hörfunkmoderator für „Die Stunde der Regierten“ war er erfolgreich.

Diese Sendung bot den „Regierten“ – also allen Bürgern der BRD – eine Plattform, um sich über die Regierung zu beschweren und Missstände in Deutschland anzuprangern. Lembke beschrieb das Konzept im Interview mit der Abendzeitung am 28. November 1949 als Gegenstück zur Hörfunk-Reihe „Die Regierung spricht“:

"Meine Idee ist, dass für den einfachen Staatsbürger, der hilflos der Staatsmaschinerie gegenübersteht, ein Forum geschaffen werden müsste, in dem er zu Wort kommt. Allerdings nicht bei privaten Nörgeleien, sondern nur in Fragen, bei denen es sich um einen echten Konflikt zwischen Bürger und Staat handelt."

Robert Lembke, AZ vom 28.11.1949

Die Hörerinnen und Hörer reagierten prompt: Etwa 100 Briefe erreichten jede Woche die Redaktion. Ausgewählte Texte wurden in der Sendung vorgestellt und hatten ein ums andere Mal tatsächlich Konsequenzen. Über die Erfolge seiner Sendung berichtete Robert Lembke in einem weiteren Gespräch mit der Abendzeitung am 9. Januar 1950. Lembke schilderte die zumeist positive Resonanz auf seine Sendung und berichtete von konkreten Erfolgen wie der Senkung der Eierpreise. Nur seitens der Regierung – genauer: durch Alois Hundhammer – erfuhr Lembke Kritik: Der CSU-Politiker beschimpfte Lembke unter anderem als „verkappten Kommunisten“, der „das Volk zur Anarchie“ erziehen würde – doch lesen Sie selbst!


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