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Walter von Cube Ein Chefredakteur als Rebell

Von: Historisches Archiv, Bettina Hasselbring

Stand: 15.03.2012

Walter von Cube | Bild: BR / Historisches Archiv

Walter von Cube wurde am 10. Juli 1906 in Stuttgart geboren. Seine Schulzeit verbrachte er in seiner Geburtsstadt und in München. Nach dem Abitur 1924 begann Cube seine journalistische Ausbildung beim Berliner Tageblatt unter Theodor Wolff und Alfred Kerr. Ab 1933 publizierte er nicht mehr, sondern reiste durch Bayern und arbeitete unter anderem in der Landwirtschaft. 1940 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und geriet 1944 in Kriegsgefangenschaft in Südfrankreich. Dort lernte er Joseph Rovan kennen und erhielt einen Lehrauftrag an der Hochschule für deutsche Kriegsgefangene in Paris.

Der neue Chefkommentator und Chefredakteur

Walter von Cube steigt in ein Dienstauto von Radio München, 1948

1947 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück und übernahm das Ressort für Innenpolitik bei der „Neuen Zeitung“ in München und war gleichzeitig freier Kommentator bei Radio München. 1948 wurde Cube Herausgeber der Zeitschrift „Der Ruf“. Ab 1. März 1948 übernahm er als Chefredakteur die Leitung der Hauptabteilung „Politik und Wirtschaft“ und arbeitete gleichzeitig als Chefkommentator bei Radio München. 

Seine Kommentare zu innerpolitischen Fragen, zur Deutschlandpolitik und zur deutschen Teilung erregten in den 1950er Jahren deutschlandweite Beachtung und waren Gegenstand politischer Debatten.

„Ich bitte um Widerspruch“

Unter dem Titel „Ich bitte um Widerspruch“ erschienen seine Kommentare 1953 in Buchform. Im gleichen Jahr beschäftigte sich sogar das Bundeskabinett mit einem seiner Kommentare und legte bei der Bayerischen Staatsregierung Beschwerde ein. Dabei hatte Cube nur ein einfaches Rezept für den Minister für gesamtdeutsche Fragen, Jakob Kaiser, zur Verbesserung von dessen Ostpolitik genannt: „Erstens Vorhang zu, zweitens formale Anerkennung der Deutschen Demokratischen Republik, drittens Handelsvertrag, viertens Vorhang auf...“

Skizze von Walter von Cube, vorne Christian Wallenreiter, rechts er selbst, 1972

Die danach folgende Anfrage der Bayerischen Staatsregierung beantwortete Intendant Rudolf von Scholtz mit dem Hinweis, dass die Staatsregierung für Beschwerden nicht zuständig sei, sondern er als Intendant. Er habe den Kommentar vorab gelesen. Er habe nicht seine Meinung ausgedrückt, aber auch gegen kein Gesetz verstoßen, so dass er ihn zur Ausstrahlung freigegeben habe. Walter von Cube kommentierte weiter im Bayerischen Rundfunk, wie er es für angemessen hielt, wobei er selbst mit großem Selbstbewusstsein das englische Sprichwort zitierte: Wer einen Tag früher als andere etwas erkennt, ist einen Tag lang ein Narr.

Hörfunkdirektor in den 1960er Jahren

Walter von Cube in seinem Schweizer Haus in Quinten am Walensee, 1984

Nach dem Tod von Rudolf von Scholtz 1956 übernahm Cube für ein halbes Jahr – bis zum Amtsantritt von Franz Stadelmayer – kommissarisch das Amt des Intendanten. 1957 wurde er zum Programmkoordinator Hörfunk des Bayerischen Rundfunks ernannt und 1960 Programmdirektor Hörfunk und Stellvertreter des Intendanten. Cube hatte 1960, nach dem Ausscheiden von Stadelmayer, selbst für das Amt des Intendanten kandidiert. In einer Stichwahl unterlag er dem damaligen Ministerialdirigenten Christian Wallenreiter. 1972 verließ Cube den Bayerischen Rundfunk. Nach Änderungen im Bayerischen Rundfunkgesetz, die er vehement ablehnte, ersuchte er den Intendanten um seine vorzeitige Entlassung.

Walter von Cube starb am 11. Juni 1984 in Quinten am Walensee in der Schweiz.


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