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Wolf Euba „Die Stimme Bayerns“

Wolf Euba war über Jahrzehnte eine der bekanntesten und vielseitigsten Rundfunkpersönlichkeiten Bayerns. Seine Stimme war ein Markenzeichen des Bayerischen Rundfunks.

Von: Historisches Archiv, Sabine Rittner

Stand: 04.11.2013

Wolf Euba (1934-2013) bei der Veranstaltung
„Vierklang“, 1999
| Bild: BR, Historisches Archiv, Sessner

Wolf Euba kam am 3. April 1934 in Nürnberg zur Welt und wuchs in München auf. Nach dem Englisch- und Französischstudium auf Lehramt erhielt er einen Fulbright-Stipendienaufenthalt in den USA. Im Anschluss absolvierte er eine Schauspielerausbildung.

Wolf Euba als Lehrer im Telekolleg Deutsch, 1970er

Euba arbeitete Jahrzehnte als Schauspieler, Sprecher, Regisseur, Rezitator und Autor für den Bayerischen Rundfunk und war bekannt als „Die Stimme Bayerns“. 

Der Vielseitige

In der Reihe „Diese unsere Welt“ hatte er 1962 sein Debüt beim Bayerischen Rundfunk. Es folgten unzählige Sendungen in Hörfunk und Fernsehen, in denen er sprach, die er schrieb oder bei denen er Regie führte. Niemand war in mehr Sendungen des Bayerischen Rundfunks präsent als Wolf Euba: „Telekolleg“, „Bayerisches Feuilleton“, „Kalenderblatt“, „Unter unserem Himmel“, „Land und Leute“ oder „Sonntagsbeilage“.

Wolf Eubas Antrittstelegramm, 1962

Der gelernte Lehrer schrieb Sendungen im Schulfunk für die Fächer Deutsch und Ethik oder wirkte beim „Das Bairisch Herz“ mit, sein Repertoire war riesig. Legendär wurde der Sprachkurs von Josef Martin Bauer „Auf gut Bairisch“, den Euba in den 1960er Jahren moderierte.

Man spricht Bairisch

In insgesamt 13 Folgen erklärte Wolf Euba 1969 nach einem Text des Schriftstellers Josef Martin Bauer die Besonder- und Feinheiten der bayerischen Sprache und der bayerischen Seele anhand von literarischen Beispielen. „Denn das Bayerische ist nicht nur eine schöne Sprache, sondern eine in genauer Wissenschaftlichkeit fixierbare Sprache, die dem Sprechenden und Kenner erst dann ganz ihre Schönheit auftut, wenn ihm ihre innere Struktur offenkundig wird.“ So heißt es im Pressetext zur Sendereihe. Ausgestrahlt wurde die Reihe im damaligen Studienprogramm. Regelmäßige Wiederholungen erfolgten später in BR-alpha bzw. ARD-alpha. In Lektion elf geht es um den „bairischen Sprachraum (…) der sich über sieben Staaten erstreckt“. 

Die Kunst des Sprechens

Bei allem, was Wolf Euba tat, war er ein Perfektionist im besten Sinne. Nach seinem Tod formulierte es der Schriftsteller Gert Heidenreich so:

"Wolf Euba ließ sich und anderen keine Halbheiten, gar ungenaue Satzgestaltung durchgehen – und zwar nicht, weil er ein Buchhalter der Sprache gewesen wäre, sondern weil er das Sprechen als Bemühung um Wahrhaftigkeit ernst nahm. Kreativität konnte ihn begeistern, Oberflächlichkeit wütend machen."

(Gert Heidenreich)

Auch außerhalb des Rundfunks war Euba mit seiner Stimme und ausdrucksstarken Sprache präsent und veranstaltete Lesungen in allen Teilen Bayerns. Eine Vorliebe hatte er für Carl Orff, dessen „dramatischen“ Schreibstil er besonders schätzte. Eine Tradition, die er lange Jahre pflegte, war seine Benefizlesung im Herbst zu Gunsten obdachloser Frauen, die im Keller unter der Lukaskirche überwinterten.

Am 24. Januar 2013 ist Wolf Euba in München gestorben.


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