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Marie Curie Eine Frau mit Mut, Kraft und Leidenschaft

Sie war keine klassische Feministin – die Emanzipation der Frauen brachte Marie Curie trotzdem voran. ARD-alpha zeigt eine vierteilige Dokumentation über die außergewöhnliche Forscherin

Von: Daniela Wartelsteiner

Stand: 17.06.2016

Carolina Gruszka in der Titelrolle des Kinofilms "Marie Curie" | Bild: Partisanfilm.de

Sie veränderte die Welt für immer: Marie Curie (1867-1934). Die Wissenschaftlerin, Mutter und zweifache Nobelpreisträgerin war unermüdlich in ihrem Einsatz in der Forschung und für die Gesellschaft. Die Facetten ihres Lebens zeigt ARD-alpha in der neuen vierteiligen Dokumentationsreihe „Marie Curie“ anhand vieler historischer Dokumente, Fotos, persönlicher Tagebucheintragungen und der Erzählungen von Curies Enkelin, Hélène Langevin-Joliot. Zu Wort kommen außerdem mehrere Wissenschaftler. „Es ist nicht nur eine Geschichte über die eine Person, sondern eine Wissenschaftsgeschichte“, sagt die verantwortliche Redakteurin bei ARD-alpha, Eva-Maria Steimle.

Marie Curie und ihr Mann Pierre

Die in Polen geborene Marya Sklodowska war die erste Frau, die an der Sorbonne in Paris, wo sie sich dann Marie nannte, Physik studiert und abgeschlossen hat. 1893 schließt sie, als Ausländerin, das Physikexamen als Jahrgangsbeste in Frankreich ab. 1894 erreicht sie im Fach Mathematik, das sie anschließend studiert, den zweiten Platz. Mit ihrem Mann, dem Physiker Pierre Curie, entdeckt sie im gemeinsamen Labor zwei neue chemische Stoffe: Polonium und Radium. Dafür erhalten die beiden 1903 den Nobelpreis für Physik. Marie Curie war damit die erste Frau, die einen Nobelpreis entgegennehmen konnte. Der zunächst unbekannten Strahlung der beiden Stoffe gab Marie Curie den Namen Radioaktivität. 1911 bekam sie den zweiten Nobelpreis – diesmal für Chemie.

Marie Curie arbeitete hart und unermüdlich in der Forschung, lehrte nach dem Tod ihres Mannes als erste Dozentin an einer Universität in Europa, kümmerte sich als Alleinerziehende um ihre zwei Töchter und prägte damit auch die folgenden Generationen der Familien Curie-Langevin, deren Mitglieder bislang insgesamt fünf Nobelpreise erhalten haben. Albert Einstein schätzte Curie sehr: „Sie war von einer Stärke und Lauterkeit des Willens, von einer Härte gegen sich selbst, von einer Objektivität und Unbestechlichkeit des Urteils, die selten in einem Menschen vereinigt sind.“ Die Treffen mit Einstein und noch viel mehr dokumentiert die ARD-alpha- Reihe, die die Interaktion GmbH im Auftrag des Senders produziert hat. Einer der Produzenten, Jürgen Knoll, über die Doku: „Die Recherchearbeit der Autoren war aufwändig, aber sie lohnte sich, denn sie entdeckten bislang unveröffentlichtes Material.“

Die feminine Seite

Eine weitere Seite von Marie Curie, nämlich die emotionale und leidenschaftliche, zeigt der Spielfilm „Marie Curie“, eine Koproduktion des BR, der Ende dieses Jahres in den Kinos anlaufen wird. Die Regisseurin des Films, Marie Noelle, die schon als Zwölfjährige von der Wissenschaftlerin begeistert war und deshalb ebenso wie ihr Vorbild Mathematik studierte, fand es beeindruckend, wie sich Marie Curie Anfang des 20. Jahrhunderts als Frau in der Wissenschaftswelt durchsetzte. Sie hat sehr viel über Marie Curie gelesen und mit ihrer Enkelin Hélène Langevin-Joliot, die in Paris lebt, gesprochen. „Über diese persönlichen Gespräche bekommt man auch einen ganz anderen Eindruck von der Person“, erklärt Noelle, für die es ein großes Vergnügen war, in die Geschichte von Marie Curie einzutauchen. Für die weibliche Hauptrolle in ihrem Film hat sie zwei Jahre nach der „richtigen Schauspielerin“ gesucht.

Carolina Gruszka als Marie Curie

Die polnische Schauspielerin Carolina Gruszka, glänzt nun in der Rolle der berühmten Wissenschaftlerin. Der Film zeigt nur fünf Jahre im Leben von Marie Curie. Es geht um die Zeit zwischen den zwei Nobelpreisen von Ende 1905 bis 1911. „Das sind Fakten, die ich mit Leben gefüllt habe“, sagt Noelle.
Neben ihrer Rolle als Ehefrau, Wissenschaftlerin und Mutter wird nach dem Tod ihres Mannes auch ihr Verhältnis mit dem verheirateten Physiker Paul Langevin thematisiert – in der damaligen Zeit ein Skandal. Der Film zeigt auch, wie wenig sich Marie Curie um die Konventionen der damaligen Zeit kümmerte, und wie sie trotz aller männlichen Vorurteile ihr eigenes Leben führte. „Ihre Entscheidungsfreiheit und ihre pragmatische Art, mit alledem umzugehen“, bewundert die Regisseurin Noelle.

Auch Eva-Maria Steimle von ARD-alpha zeigt sich von dem Selbstvertrauen der Ausnahmefrau beeindruckt: „Man steckt Leute in irgendwelche Schubladen – Frau, Mann, Wissenschaftlerin, Wissenschaftler, Polin, Französin. Sie hat sich von nichts und niemandem in irgendeine Schublade stecken lassen. Sie ist unbeirrt ihren Weg gegangen. Eine der faszinierendsten Frauen, mit denen ich mich in letzter Zeit beschäftigt habe.“ Der Spielfilm über Marie Curie und die Dokureihe sollen sich ergänzen und die Ikone gesamt würdigen.

ARD-alpha sendet die Doku anlässlich der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau vom 27. Juni bis 1. Juli und thematisiert in weiteren Sendungen die Rolle der Frauen in der Wissenschaft heute. Wer mehr über das Wirken dieser eigensinnigen und willensstarken Frau erfahren möchte, dem sei diese optisch und inhaltlich gelungene Doku ans Herz gelegt – und darauf folgend auch der Kinofilm.


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