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BR Auslandsstudios 60 Jahre Studio Rom

Genau vor 60 Jahren, am 1. Mai 1963, eröffnete der Bayerische Rundfunk sein Auslandsstudio in Rom. Der schönste Job der Welt? Studioleiterin Anja Miller meint: ja - trotz großer Herausforderungen.

Von: Anja Miller, Leiterin BR-Studio Rom / Film: Emma Hinterberger, Judith Rubatscher

Stand: 01.05.2023

Arbeiten in einem Palazzo direkt an der Spanischen Treppe – kein Wunder, dass das Studio Rom für Korrespondentinnen und Korrespondenten schon zu seinen Anfängen so begehrt war.

Die "Römische Redaktion" berichtet seit 1963 für den Bayerischen Rundfunk und die ARD aus Italien, aber auch aus Griechenland und Malta.

Am 1. Mai 1963 eröffnete der Bayerische Rundfunk dort das erste Hörfunk- und Fernsehstudio, die "Römische Redaktion". Auch die Zuschauerinnen und Zuschauer liebten die Geschichten aus ihrem Sehnsuchtsland. Die Sendungen aus Italien gehörten schnell zu den populärsten Auslandsberichten - neben Beiträgen aus den USA.

"Es ist nirgends schwerer als in Rom, eine Reportage langweilig zu machen, weil die Menschen selbst es verhindern"

heißt es in einem BR-internen Papier zur Errichtung des Studios Rom aus dem Jahr 1962. Mehr als 1000 Sendeminuten Programm aus Italien strahlte das deutsche Fernsehen pro Jahr bereits in den 60er-Jahren aus.

Studioleiterin Anja Miller (untere Reihe, 3. v.r.) mit ihrem Team in Rom.

Sendungen mit touristischem Charakter – dann auch ab 1967 in Farbe! Sendungen für italienische Gastarbeiter in der Bundesrepublik: "Panorama italiano" in Zusammenarbeit mit der RAI, in italienischer Sprache mit deutschen Zwischentexten. Und: Religiöse Sendungen. Die Korrespondentinnen und Korrespondenten im Studio Rom sind bis heute zugleich "Vaticanisti", also Vatikan-Berichterstatterinnen bzw. -Berichterstatter. Zu Zeiten des bayerischen Papstes Benedikt XVI. (19.4.2005 – 28.2.2013) gab es wegen der stärkeren Nachfrage sogar ein zusätzliches Studio Vatikan. Gottesdienste werden aus Rom übertragen und kommentiert. Und der Standort Rom deckt für die gesamte ARD die Berichterstattung über Papst und Vatikan ab, begleitet die Papstreisen genauso wie die kontroversen Diskussionen über und in der Kirche.

Durchschnittlich alle 1,5 Jahre eine Regierungskrise

Eine Herausforderung war über die Jahrzehnte sicher auch die Berichterstattung über die häufigen Regierungswechsel und die Turbulenzen der italienischen Politik: vm kürzlich vollzogenen Rechtsruck Italiens, über die Bunga-Bunga-Zeiten unter Silvio Berlusconi und den Maxiprozessen gegen die Mafia in den 80er Jahren bis hin zu den sogenannten 'bleiernen Jahren' des Terrorismus.

Berichtsgebiet von Italien mit dem Vatikan bis Malta und Griechenland

Waghalsig: Weil das Aufstellen von Stativen in Rom verboten war, musste von fahrenden Autos aus gefilmt werden.

Von Anfang an gehörten übrigens trotz des Namens "Römische Redaktion" auch Griechenland und Malta zum Berichtsgebiet. In Athen betreibt der Bayerische Rundfunk ein eigenes Hörfunkstudio, was aufgrund des ständigen hohen Berichtsbedarfs - sei es über die Finanzkrise, die Flüchtlingssituation an der EU-Außengrenze oder die Spannungen mit der Türkei - nötig wurde. 

Die wesentlichen Aufgaben der Korrespondentinnen und Korrespondenten, die vor Ort in Rom oder Athen arbeiten: langfristig beobachten, Hintergründe liefern, analysieren - und so für einen qualitativ hochwertigen Auslandsjournalismus einstehen. Unterstützt durch ein Team von erfahrenen und hochengagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern!

Das ARD-Korrespondentennetz wird zu Recht als Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags gesehen. Gerade in unseren unruhigen Zeiten, in denen sich die Welt so rasant verändert.

"Entwicklungen im Ausland können, wie wir wissen, erhebliche Konsequenzen im Inland haben. Schon aus diesem Grund ist es so wichtig, dass die ARD ein gut aufgestelltes Netzwerk von Auslandsstudios hat. Wir bieten Orientierung, gerade in unruhigen Zeiten. Auch das Geschehen in Italien weckt seit jeher das Interesse des Publikums. Die politischen Veränderungen, die Flüchtlingsthematik, der Vatikan, die Filmfestspiele, der Tourismus. All dies und nicht nur das wird nachgefragt. Auch Griechenland und Malta stehen beim Publikum hoch im Kurs. Für alle Länder ist die Mannschaft in Rom zuständig. Und sie macht einen hochprofessionellen Job. Den Ethos des Studios bewundere ich und sage danke für die Kontinuität der hohen Qualität des Journalismus und der Produktion. 60 Jahre lang beste Angebote, das ist eine Marke!"

Christian Nitsche, BR-Chefredakteur

Tanti auguri a te - happy birthday to you, Studio Rom.

Im Studio Rom arbeiten Radio, Fernsehen und Online gemeinsam, medienübergreifend und kollegial, an diesen Aufgaben. Und das bereits seit 2016. Eine riesige Herausforderung angesichts des Tempos der Digitalisierung und neuer Nutzungsgewohnheiten – bei gleichzeitigem Spardruck. Aber es bleibt der schönste Job der Welt!


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