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25 Jahre B5 aktuell Das Inforadio feiert Geburtstag

B5 aktuell, Deutschlands erstes Informationsradio, feiert ein besonderes Jubiläum. Ein Vierteljahrhundert ist der Sender jetzt "on air“, die Redaktion hat über schöne Ereignisse und Katastrophen berichtet – 365 Tage im Jahr, 18 Stunden täglich. BR.de hat Redaktionsleiter Max Stocker gefragt, was er in 25 Jahren B5 aktuell erlebt hat.

Von: Jeannette Winter

Stand: 12.03.2020 | Archiv

Max Stocker, Leiter B5 aktuell | Bild: BR/Theresa Högner

Das war ziemlich aufregend. Ich war der erste Chef vom Dienst und es waren wahnsinnig viele Menschen da: Kolleginnen und Kollegen, aber auch Hierarchen aus dem Haus, vom Programmdirektor bis zum Chefredakteur. Um viertel vor sechs habe ich allen, die nichts mit der Sendung zu tun hatten, gesagt, sie sollen bitte rausgehen, damit wir nicht noch nervöser werden. Und dann ging's los.

Wir haben damals schon so angefangen, wie wir heute anfangen: Mit den wichtigsten Schlagzeilen. Und wir waren so eitel, unseren Sendestart da vorne anzustellen. Danach hat alles so geklungen, als gäbe es uns schon länger.

Die Programm-Macher von 1991

Die erste Panne gab es schon vor dem Sendestart: Am Wochenende davor ist uns eingefallen, dass sich niemand um die Vorbereitung kümmert und das Material heranschafft, das wir am Montag brauchen, um das Programm zu füllen. Bei aller Planung: Genau das hatten wir vergessen. Ich habe mir dann das Wochenende vorgenommen und geplant, so dass wir am Montag genügend Berichte zum Senden hatten.
Das war die erste Panne – später gab es vor allem technische Probleme. Wir haben damals die kurzen Beiträge von sogenannten Cartridges abgespielt. Das waren viereckige Plastiktonträger. Die sind oft nicht gelaufen oder steckengeblieben – irgendwann haben wir herausgefunden, dass es blaue und schwarze gibt – und nur eine Sorte ist immer stehengeblieben. Offenbar ein Fabrikationsfehler; diese Cartridges haben die Hitze im Player nicht ausgehalten. Die haben wir schließlich aussortiert, dann lief's.

So sah die Werbebroschüre von 1991 aus Format: PDF Größe: 1,12 MB

Das ist eine ganz schwere Frage. Mein jetziger Job macht Spass, weil ich das Programm sehr mag und weil ich finde, dass wir eine ganz tolle Redaktionsmannschaft haben. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass Korrespondent in Paris nicht genauso schön war. Es hat mir dort sehr gut gefallen. Moderator und CvD war ich auch gerne – es ist also schwierig, eine Reihenfolge zu finden. Ich finde, es ist ein Riesenglück, dass ich 25 Jahre diese Jobs machen konnte.  

Einige Bilder aus 25 Jahren B5 aktuell

Aus meiner Korrespondentenzeit in Paris erinnere ich mich an zwei Ereignisse, über die ich ausführlich berichtet habe. Das war zum einen der Unfalltod von Lady Diana 1997 und zum anderen der Absturz der Concorde im Jahr 2000. Als Korrespondent ist man nur auf das jeweilige Ereignis fixiert und weiß manchmal nicht mehr, wo einem der Kopf steht. Bei B5 aktuell in der Sendung muss man eher koordinieren und planen. Das Ereignis selbst berührt einen in der Situation nicht so sehr, weil man einfach funktioniert.

Einen Tag werde ich nie vergessen: Am 11. September 2001 war ich in der Redaktion. Als wir die Bilder gesehen haben, wie ein Flugzeug in New York ins World Trade Center fliegt, haben wir unseren Augen nicht getraut. Als uns klar war, dass das wirklich passiert, haben wir das Programm umgeschmissen. Der Moderator hat stundenlang erzählt, was er sieht und hat Eilmeldungen ins Studio gereicht bekommen. Wir haben mit Leuten in den USA telefoniert und geschildert, was die Fernsehbilder hergeben. Und wir haben die Nacht durchgemacht. Viele Kollegen kamen freiwillig ins Studio zum Arbeiten, wir mussten niemanden anrufen.

Das kommt vor, aber man muss aufpassen, wie man das beurteilt. Ich weiß, dass bei uns immer wieder Politiker anrufen und sagen: "Ich bin der Meinung, das ist so, wie Ihr es darstellt, nicht korrekt. Meine Version ist die oder jene." Wir bitten dann den Politiker im besten Fall, uns einen O-Ton zu geben, in dem er seine Version darstellt. Das können wir dann senden, denn wir stellen alle Seiten dar.

Ich bin aber sicher, dass der Bayernkurier damals mit der Etikettierung "Rot-Grün-Funk" falsch lag. Bei uns hat die Parteizugehörigkeit der Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion nie eine Rolle gespielt. Das, was wir als "Beeinflussung" bezeichnen, ist meiner Meinung nach der Versuch, die eigene Position darzustellen und im Programm B5 aktuell wiederzufinden. Das ist ein Stück weit auch legitim – das machen Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände und Politiker. Sie schicken uns Pressemitteilungen, sie reden mit uns und versuchen, ihre Position in die Öffentlichkeit zu tragen. Soweit ist das ok. Wenn mich allerdings jemals ein Politiker angerufen hätte und mich aufgefordert hätte, etwas Missliebiges aus dem Programm zu entfernen, dann hätte ich laut aufgeschrien, und zwar öffentlich. So etwas ist aber nie vorgekommen.

Mehr als 20 von ihnen sind immer noch bei uns - das finde ich sehr schön. Das ist eine bemerkenswerte Zahl, weil die Arbeit bei B5 aktuell anstrengend ist. Es ist Schichtdienst, letztlich rund um die Uhr. Wer das mitmacht , weiß, wie die Arbeit den Körper fordert. Dass unter diesen Umständen so viele aus der Gründungsmannschaft immer noch bei uns sind, ist für mich ein großes Kompliment an das Produkt und an den Teamgeist.

Logo von B5 aktuell | Bild: BR

Außerdem haben viele Kolleginnen und Kollegen von damals im BR ihren Weg gemacht – mit Anke Mai (Kultur) und Stefan Maier (Bayern 2) sind zwei von ihnen jetzt frisch gewählte Ressortleiter. Franz Bumeder leitet das Bayerncenter, Josef Böck leitet die Schwabenredaktion. Andere Kolleginnen und Kollegen sind als Hörfunkkorrespondenten ins Ausland oder nach Berlin gegangen. Die B5er sind im ganzen Haus zu finden. Ich glaube, wir sind eine Art "Durchlauferhitzer" - und das meine ich positiv: Bei uns kann man das aktuelle, sorgfältige Arbeiten lernen. Außerdem muss man bei B5 aktuell Themen schnell richtig einschätzen. Und das kann man als Journalist überall brauchen.

Ich glaube, die Werte, für die B5 aktuell steht, gelten immer noch. Wir sind schnell. Was man bei uns hört, ist richtig und wichtig. Ich stelle fest, dass unsere Hörer uns vertrauen und uns als Marke schätzen. Natürlich wird Radio vor allem in bestimmten Lebenssituationen genutzt  - im Auto beispielsweise. Fast 70 Prozent unserer Hörer sagen uns das in Umfragen. Aber neben der Hörsituation ist auch das Image wichtig. Die Hörer wissen, dass sie bei B5 aktuell keine Belanglosigkeiten erzählt bekommen. Stattdessen vermitteln wir das, was passiert ist, so ausführlich wie nötig und so aktuell wie möglich. Und so lange wir das gewährleisten können, hat B5 aktuell seine Berechtigung.

Ich wünsche mir sehr, dass diese Mannschaft weiterhin so zusammenhält, wie sie es seit 25 Jahren tut. Denn dann entsteht ein Programm, das diese Akzeptanz erhält.
Ich glaube fest daran, dass Radio eine Zukunft hat. Die guten Zahlen aus der jüngsten Media-Analyse – B5 aktuell hat an Werktagen 710.000 Hörer in Deutschland – sollen uns ein Ansporn sein. Wir sollten sie halten und vielleicht legen wir sogar noch ein paar drauf. 


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