ARD-Themenwoche


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ARD-Themenwoche 2021 Wie wollen wir wo wohnen, arbeiten und leben?

"Stadt.Land.Wandel – Wo ist die Zukunft zu Hause?" Die ARD-Themenwoche vom 7. bis 13 November 2021 widmet sich der Zukunft unseres Landes: Wie wollen wir wohnen und arbeiten? Wie wollen wir leben? Und wo?

Author: Gerhard Brack und Annika Kuhn

Published at: 8-11-2021 | Archiv

Themenwoche ARD Stadt.Land.Wandel | Bild: ARD

Die Veränderungen sind groß, denen unser Land und alle, die darin wohnen, ausgesetzt sind. Immer mehr Menschen zieht es in die Städte, die Ballungsräume platzen aus allen Nähten, Wohnraum dort wird immer teurer, auf dem Land dagegen veröden Ortskerne, Läden machen zu, Arztpraxen schließen, junge Leute und Studierende ziehen weg. Aber auch der Gegentrend wächst, weil dort die Mieten noch finanzierbar sind – eine Wanderung von der Stadt aufs Land und umgekehrt hat eingesetzt. Aber sind die Städter auf dem Land auch willkommen?

Wie kann so einer Entwicklung Einhalt geboten werden? Wo genau findet sie überhaupt statt? Und warum? Wo läuft es anders? Denn Stadt ist nicht immer städtisch und zukunftsweisend und Land ist nicht immer ländlich und unterversorgt. Oft im Gegenteil. Wie können wir uns mit Alternativen für die Zukunft wappnen? Dem will die ARD-Themenwoche Stadt.Land.Wandel auf die Spur kommen.

In Ballungsräumen fehlen 630.000 Wohnungen

Deutschland hat die fünfthöchste Bevölkerungsdichte in der Europäischen Union: Mehr als 83 Millionen Menschen leben derzeit auf den knapp 358.000 Quadratkilometern der Bundesrepublik. Berechnungen von Mieter- und Branchenverbänden zufolge fehlen hierzulande derzeit insgesamt 630.000 Wohnungen. Und immer mehr Menschen ziehen in die Großstädte und Ballungsräume.

Leerstand auf dem Land

Die Wohnungen fehlen allerdings vor allem in Ballungsräumen und den umliegenden sogenannten "Schlafgemeinden". In der Peripherie stehen dagegen oft Häuser oder Wohnungen leer. Die Bevölkerungsdichte ist entsprechend geballt in Zentren wie Frankfurt am Main mit 3.074 Einwohnern pro Quadratkilometer, in Berlin mit 4.118 oder München mit 4.777 Einwohnern pro Quadratkilometer. Auf dem Land dagegen liegen die Zahlen weit darunter, etwa im nordfriesischen Tetenbüll bei 16 Einwohnern pro Quadratkilometer, in der brandenburgischen Gemeinde Kleeßen-Görne oder im vorpommerschen Koblentz bei 9 Einwohnern pro Quadratkilometer.

Die Bruchlinien verlaufen aber nicht zwangsläufig zwischen Stadt und Land, resümierte Dr. Andreas Kalina beim Auftakt für die ARD-Themenwoche 2021. Kalina ist bei der Akademie für Politische Bildung in Tutzing zuständig für Europa-Integration und gesellschaftlichen Wandel. Seiner Ansicht nach müssen wir vielmehr auf die Gegensätze zwischen "Zentrum" und "Peripherie" schauen, denn nicht nur ländliche Gegenden leiden an Abwanderung, Überalterung, fehlenden Jobs oder mangelnder Infrastruktur – mancherorts haben auch städtische Regionen mit solchen Einbußen zu kämpfen, beispielsweise das Ruhrgebiet.

Mieten explodieren

Die Probleme der Regionen sind so unterschiedlich wie die Einwohnerzahlen. In Großstädten wie Hamburg, Berlin, Stuttgart oder München scheinen die Mieten und Hauspreise ins Unermessliche zu steigen. Ein Eigenheim ist für Normalverdiener dort kaum noch finanzierbar. Noch schwieriger ist die Lage für sozial Benachteiligte. "Alle zwölf Minuten verschwindet in Deutschland eine Sozialwohnung vom Markt und drängt Menschen oft in die Wohnungslosigkeit […]. Um hier entgegen zu halten, brauchen wir mindestens 80.000 neue Sozialwohnungen in jedem Jahr", sagt Robert Feiger, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bau. Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands der Wohnungswirtschaft, beschreibt das Dilemma in zwei Zahlen: "Die Bauwerkskosten sind in den letzten Jahren seit 2000 um über 80 Prozent gestiegen und die Einkommensentwicklung ist nur plus 36 Prozent."

Immer höherer Zuzug in Städte

Wohnen ist in Deutschland nirgendwo teurer als in München. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Mieten hier um mehr als die Hälfte auf 16,30 Euro pro Quadratmeter im vierten Quartal 2019 erhöht. Der Kaufpreis für Immobilien hat sich fast verdreifacht: Eine Eigentumswohnung in München kostete 2019 pro Quadratmeter 7.559 Euro, bei Ein- und Zweifamilienhäusern waren es sogar 9.426 Euro. Das liegt an der ungebrochen hohen Nachfrage. Allein in München könnten um das Jahr 2040 rund 400.000 Einwohner mehr wohnen als heute.

Kluft zwischen Zentrum und Peripherie

Welche Folgen hat der überhitzte Wohnungsmarkt? Familien wandern ab. Studierende, Geringverdiener, Rentnerinnen und Rentner verlassen die Zentren und ziehen dorthin, wo das Wohnen für sie noch bezahlbar ist.

Die öffentliche Hand versucht dem entgegenzuwirken und will sie in den Städten halten, etwa mit einer Mietpreisbremse, der Förderung von Genossenschaftswohnungen, mit Erhaltungssatzungen, Vorkaufsrechten für Kommunen und dem Bau von Sozialwohnungen, doch die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Zentrum und Peripherie wächst weiter, statt abzunehmen.

Soziale Filterblasen

So geht vielerorts die Vielfalt der Lebensformen verloren. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft auch in den Wohngegenden auseinander. Das hat soziale Folgen: Immer mehr Menschen leben nicht nur virtuell, sondern auch ganz real in sozialen Filterblasen ihrer eigenen Einkommens- und Sozialgruppen. Am einen Ort ballen sich die Wohnstätten der Besserverdiener, am anderen Ort bleibt noch Raum für die Abgehängten und die Verlierer am Arbeitsmarkt.

Wenn aber Zentren und Peripherien in der Stadt oder auf dem Land auseinanderdriften, dann bietet das immer auch Populisten die Chance, einzuheizen und ihr Süppchen zu kochen, um Menschen politisch zu radikalisieren. Denn wer sich abgehängt und benachteiligt fühlt, hat weniger Interesse daran, die bestehende Ordnung aufrecht zu erhalten. Demokratiearbeit muss gerade auch von unten kommen. Regionalpolitik müsse stets Integrationspolitik sein, resümierte Dr. Andreas Kalina von der Akademie für politische Bildung Tutzing beim Auftakt der ARD-Themenwoche. Die Aufgabe politischer Entscheidungsträger sei es, die Beteiligung von unten – in den Regionen – zu wecken und zu fördern.

Bleibende Schere zwischen Ost und West

Nicht nur zwischen Stadt und Land klafft in Deutschland die Schere, auch zwischen Ost und West. Drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall zeichnet sich die ehemalige innerdeutsche Grenze zwischen Ost und West immer noch deutlich auf der Deutschlandkarte ab, vergleicht man das durchschnittliche Bruttoeinkommen der Bevölkerung. Im Jahr 2019 gehörte man in Wolfsburg mit 5.000 Euro brutto im Monat zur unteren Hälfte, in Görlitz mit 2.400 Euro bereits zur oberen.

Klimaschutz und Städtebau

Und dann drängen Probleme wie der Klimaschutz und die steigenden Temperaturen zum Umdenken in den Städten. Verkehr muss anders organisiert werden. Der Anteil an Grünflächen muss steigen, Gebäude können begrünt werden. Fast die Hälfte der Siedlungsflächen in Deutschland ist versiegelt und für die Natur verloren. Wie kann ein Teil dieser Fläche für die Begrünung gewonnen werden, um so zum Beispiel die Temperatur in den Ballungsräumen zu senken? Wie muss sich unsere Architektur verändern, um den klimabedingten Veränderungen gerecht zu werden?

Arbeit und Architektur von morgen

In der Pandemie haben Millionen Menschen von zu Hause aus arbeiten müssen. Wollen wir in Zukunft weiter das Arbeiten in Homeoffice ausbauen? Welche Folgen hat das für den Verkehr in den Städten? Wie müssen in Zukunft Wohnungen gebaut werden? Wo müssen Architekten, Bauherren und Städteplaner umdenken? Müssen Wohnungen in Zukunft nicht auch mitwachsen, wenn die Familie wächst? Müssen sie nicht gute Arbeitsplätze bieten, wenn von zu Hause aus gearbeitet wird? Was sind gute Arbeitsplätze? Und müssen die Wohnungen im Alter nicht behindertengerecht sein und auch nahegelegen Platz für Betreuende und Pflegende bieten? Und eingebettet sein in ein Netz von medizinischer, sozialer und sonstiger Grundversorgung?

Neues Bauen: Alternativ und nachhaltig

Und wie können nachhaltige Wohnkonzepte mit sozialem Wohnungsbau in Einklang gebracht werden? Welche Alternativen gibt es heute schon zum klassischen Einfamilienhaus? Ein Beispiel dafür liefert etwa die genossenschaftliche Wohnanlage Möckernkiez in Berlin. Doch auch städtebaulich ist der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft eine Herausforderung, ablesbar zum Beispiel im Münchner "Werksviertel". Wo in den 50er Jahren industriell Kartoffelknödel produziert wurden, werden nun Wohnungen gebaut, auch Sozialwohnungen.

Wandel der Industrie, Wandel der Region

Am vielleicht tiefgreifendsten steckt das Ruhrgebiet in diesem Jahrzehnte andauernden Transformationsprozess. Bis 2038 soll der Ausstieg aus der Kohle vollzogen sein. Auch das sogenannte Chemiedreieck der ehemaligen DDR zwischen Merseburg, Halle und Bitterfeld hat einen tiefgreifenden Wandel hinter sich gebracht. Hier wurde zwar die Chemieindustrie beibehalten, doch völlig neue Umweltstandards gesetzt.

Die Folgen der Landflucht

Während einige Städte samt ihren Speckgürteln im Umland immer weiterwachsen, leiden anderswo ganze Regionen massiv unter Landflucht, vor allem im Osten Deutschlands. Prognosen zufolge könnten manche Landkreise in Brandenburg bis 2035 fast ein Drittel der Bevölkerung verlieren. Hier gibt es gravierende ökonomische und soziale Defizite wie fehlende Arbeitsplätze, Leerstand und Funktionsverluste der Ortskerne. Die Regierungskoalition von CDU/CSU und SPD hatte es sich im Koalitionsvertrag auf die Fahne geschrieben, dieser Entwicklung ein Ende zu setzen: "Unser Ziel sind gleichwertige Lebensverhältnisse in städtischen und ländlichen Räumen, in Ost und West."  Doch hat die Regierung dieses Ziel in ihrer bisherigen Legislaturperiode auch umsetzen können?

Wie verhindert man Schlafdörfer?

In Regionen mit abnehmender Bevölkerung steigt auch das Durchschnittsalter, weil die junge Bevölkerung auf der Suche nach Arbeit abwandert. Gleichzeitig fehlt es an Förderungen von altersgerechten Wohnungen auf dem Land. Die Folge: Betagte Menschen müssen ihre Heimat und ihr soziales Umfeld verlassen und "auf ihre alten Tage" nochmal in die Stadt ziehen, um dort barrierefrei und mit der benötigten Unterstützung und Pflege wohnen zu können, falls sie sich das dann noch leisten können. Welche Rolle wird barrierefreies Bauen auf dem Land angesichts solcher demografischer Entwicklungen und Abwanderungsströme zukünftig spielen? Wie lässt sich verhindern, dass ganze Dörfer zu Schlafdörfern werden, dass, wo die Landwirte aufgeben, auch das Dorfleben mit Gastwirtschaften, Läden, Banken, Bäckereien und Arztpraxen stirbt?

Mehr Zusammenleben wagen

Auch das kulturelle Leben blutet aus, wenn Rentner und junge Erwachsene, damit auch die Kinder, Orte verlassen. Denn Vereine, Kunst und Kultur bereichern das Leben im Ort, sie leben oft von der ehrenamtlichen Arbeit auch der Rentnerinnen und Rentner. Es geht auch um die Frage: Wie wollen wir miteinander leben?

Die im April 2021 veröffentlichte Studie "Digital aufs Land" des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung zeigt, wie kreative Menschen das Leben in Dörfern und Kleinstädten neugestalten. In der Studie wurden insgesamt 56 neu entstandene ländliche Coworking Spaces, digitale Gründungen, Kreativorte sowie gemeinschaftliche Wohnprojekte in verschiedenen Regionen Deutschlands untersucht. Es sind Projekte und Wohnformate, die bisher eher in der Großstadt zu finden waren und nun in abgewandelter und angepasster Form auf dem Land vorkommen – eine Chance für Kleinstädte und abgelegene Gemeinden, Menschen aus der Stadt zurück zu gewinnen. Voraussetzung dafür ist unter anderem eine gute Internetverbindung. Die gibt es nicht überall.

Steinmeier: Internet-Ausbau als "Dableibe-Vorsorge"

Dabei gehören digitale Netze längst ebenso zur Daseinsvorsorge wie Energie- und Wasserversorgung und sind – wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier es 2019 in einer Rede formulierte – "Dableibe-Vorsorge" in ländlichen Regionen. Für den Aufbau digitaler Strukturen wie Datenplattformen und Cloud-Lösungen benötigen Städte und Gemeinden nach eigenen Angaben vor allem mehr Hilfestellung. Dr. Marcel Fratzscher, Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin, betonte im Gespräch mit BR-Moderatorin Sybille Giel, im Sinne der Chancengleichheit bräuchten wir eine verbesserte digitale Infrastruktur sowohl in der Stadt als auch auf dem Land; gerade in strukturschwachen Gegenden bräuchten wir "schnelles Internet an jeder Milchkanne", sagte er beim Auftakt der ARD-Themenwoche 2021.

Coworking-Büros statt lange Berufspendelstrecken

Auch die Verkehrsanbindung der ländlichen Regionen an die Ballungsräume spielt eine wichtige Rolle. Pendler legen durchschnittlich 16,9 Kilometer zum Arbeitsort zurück. Jede(r) zehnte fährt sogar mehr als 50 Kilometer zur Arbeit. Kommunen mit schwieriger Haushaltslage sparen jedoch häufig beim öffentlichen Personennahverkehr, also fahren viele mit dem Auto. Dabei gibt es auch mancherorts "ÖPNV on Demand", Carsharing, Mitfahrgelegenheiten und auch sogenannte "Mitfahrbänke", um allen ein mobiles Leben auf dem Land zu ermöglichen.

Dr. Ariane Sept vom Leibnitz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung sieht zwar in den immer länger werdenden Pendelwegen einen Schaden für die Lebensqualität, Homeoffice ist ihrer Meinung nach aber auf Dauer auch nicht die Lösung.

Sie sieht in nahegelegenen Coworking-Büros eine gute Alternative. Hier können Menschen aus verschiedenen Branchen zusammenarbeiten, wenn es zu Hause dafür keinen Raum gibt und die Wege ins Büro zu lang sind. Gerade auf dem Land könnten solche Räume geschaffen werden, um Schlafstädte wieder mit neuem Leben zu erfüllen. 

"Gleichwertige Lebensverhältnisse" sind nicht "gleiche Lebensverhältnisse"

"Gleichwertig" bedeutet nicht "gleich", betont Dr. Andreas Kalina von der Akademie für politische Bildung Tutzing. Denn jede Region hat ihr eigenes Potential, das es auszuschöpfen gilt. Wer einfach bloß versuche, die Großstadt zu kopieren, werde scheitern, prophezeit indessen Prof. Raj Kollmorgen von der Hochschule Zittau/Görlitz. Länder wie Australien oder Finnland zeigten, dass lebenswerte Orte keine großen Einwohnerzahlen brauchen, meint der Sozialwissenschaftler.

Was wir von Smart Citys lernen können

Anderswo auf der Welt entstehen sogar neue Städte auf dem Reißbrett: Die Vision von sogenannten "Smart Citys" zielt darauf ab, Städte "schlauer", also effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. Mit Hilfe von Open-Source-Technologien könnten zum Beispiel auch marginalisierte soziale Gruppen und Regionen in die Lage versetzt werden, an einer intelligenten und sozial inklusiven "Stadt von Unten" zu arbeiten. 

"Smarte" Lösungen, aber totale Überwachung

Vielleicht können technologische Lösungen in der Zukunft einen Beitrag zu gleichwertigen Lebensverhältnissen leisten. In Asien entstehen zurzeit zahlreiche Ökostädte, die einen großen Teil ihrer eigenen Energieversorgung durch erneuerbare Energien wie Windkraft und Sonnenlicht selbst tragen. Öko sind die neuen Städte zwar, aber auch voll digitalisiert. Jedes Teil der städtischen Infrastruktur von der Ampel bis zur Schnellbahn liefert Daten an eine zentrale Rechenzentrale. Dort wird alles gesteuert - Transport, Energieversorgung, Beleuchtung. Das Ziel: In einer Smart City sollen Ressourcen optimal genutzt werden. Nebenwirkung: "big brother is watching you". Nahezu nichts bleibt unbeobachtet im öffentlichen Raum. In Deutschland sind Smart Citys angesichts strenger Datenschutzregeln und der hohen Kosten solcher großräumigen Technologien noch Zukunftsmusik. Trotzdem lohnt sich ein Blick über den Tellerrand, denn einzelne Technologien und Verfahren können helfen, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren.

ARD-Themenwoche meets Volkshochschulen

Die ARD-Themenwoche will Visionen aufzeigen und genauso deren Chancen und Gefahren diskutieren. Dabei bleiben die Berichte nahe an den Menschen. Wo Ballungsräume wuchern, wo Familien und Pendler aus der Stadt verdrängt werden, wo ganze Industrien zusammenbrechen, da können die Menschen davon erzählen. Aber sie können auch erzählen von den Plänen und Ideen, mit denen sie die Herausforderungen der Zukunft meistern wollen.

Kooperationspartner der diesjährigen ARD-Themenwoche sind die mehr als 900 Volkshochschulen in Deutschland. Sie werden in ihren Programmen Vorträge und Seminare anbieten, die sich mit dem Wandel in Deutschland beschäftigen. Die Volkshochschulen kümmern sich landauf landab um Politische Bildung, Umwelt, Kultur, Sprachen und Integration. Dabei entstehen spannende Geschichten, die wir kennenlernen wollen. Zahlreiche Themenvorschläge aus den Volkshochschulen haben die Planer der ARD-Themenwoche bereits erreicht.

Hörpfade und Audioguides

Darüber hinaus werden in Kursen an etlichen Volkshochschulen Audiobeiträge produziert, in denen Bürgerinnen und Bürger – angeleitet von Medientrainern – ihre Orte vorstellen. Die sogenannten "Hörpfade" erzählen davon, wie sich das Leben an ihrem Ort, in ihrer Region gerade ändert.

Gemeinsam mit den anderen vhs-Kursmitgliedern verfassen sie Texte, führen Interviews mit Zeitzeugen und Experten, inszenieren Hörspielszenen und produzieren Reportagen. Die fertigen Audios werden im Internet auf einer Klingenden Landkarte veröffentlicht.

Young reporter – was junge Leute bewegt

Beim Projekt "young reporter – Erzähle deine Story" sind speziell junge Leute zwischen 14 und 20 Jahren aufgerufen, von sich zu erzählen:

Haben sie – egal ob auf dem Land oder in der Stadt – einen "happy place"? Was bewegt sie, was macht ihre Wünsche aus? Die Jugendlichen können sich mit einem kurzen Video, Foto oder Text bewerben, in dem sie ihre Story schildern. Jeder, der zwischen 14 und 20 Jahre alt ist, kann sich ab sofort unter www.br.de/youngreporter mit einem kurzen Video, Foto oder Text bewerben, die eigene Idee schildern und klarmachen, welche Geschichte hinter seinem oder ihrem "happy place" steckt. Mitmachen kann man allein oder mit bis zu fünf Freundinnen oder Freunden. Bewerbungsschluss ist der 25. Juli 2021. Die besten Ideen werden in Zusammenarbeit mit Medienprofis vom BR umgesetzt. Sie zeigen in einem Storytelling-Seminar (12. und 13. September 2021), wie man recherchiert, Fakten checkt, eine gute Geschichte spannend erzählt und Interviews führt. Die Ergebnisse werden im Programm des Bayerischen Rundfunks zu sehen sein: im Fernsehen, im Radio, online und auf den Social Media-Kanälen des BR sowie auf den Online-Angeboten des Bayerischen Jugendrings – außerdem im Kinderprogramm von Das Erste.

Megacitys und die eigene Stadt im Unterricht entdecken

Angebote, bei der ARD-Themenwoche 2021 mitzumachen, gibt es aber auch für Schülerinnen und Schüler: Seit zehn Jahren bietet der rbb mit der "Aktion Schulstunde" eine preisgekrönte, interaktive Unterrichtsmaterialsammlung. Auf der Webseite www.rbb-online.de/schulstunde/ stehen Filme, Audios, Sachtexte, Arbeitsblätter sowie Projektideen zum Download bereit. Das Unterrichtsmaterial ist ein Angebot an alle Grundschulen und richtet sich schwerpunktmäßig an Kinder der 3. bis 6. Klasse. Dabei ist es so gestaltet, dass es problemlos im Homeschooling durch Eltern und andere betreuende Personen genutzt werden kann. Eltern erhalten dazu unterstützende didaktische Hinweise.

Auch hier wird über die Zukunft und den Wandel von Stadt und Land in Deutschland informiert: In der aktuellen Ausgabe lernen die Kinder Metropolen wie Tokio oder New York City kennen. Sie stellen diese Städte ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in kurzen Referaten vor und diskutieren mit ihnen gemeinsam über das Leben in Megacitys, über die Vor- und Nachteile. Dabei setzen sie sich mit der historischen Stadtentwicklung auseinander, lernen ihre eigene Stadt kennen und entwerfen Pläne für die Stadt, in der sie leben möchten. Auch der Klimawandel, umweltfreundliche und moderne Verkehrsmittel und neue Wohnformen und Arbeitsmöglichkeiten spielen eine Rolle.

Umfrage und Studie Stadt.Land.Chancen

Begleitet wird die ARD-Themenwoche von einer Online-Umfrage, die gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und dem Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation (CeRRI) durchgeführt wurde.

Die Ergebnisse der Umfrage fließen in eine Studie, die im Rahmen der ARD-Themenwoche vorgestellt und in den Programmen der ARD diskutiert wird.

Das Erste, die Dritten Programme, die Digitalprogramme der ARD, tagesschau24, ONE, 3sat, ARTE, KiKA, Phoenix, ARD-alpha, Deutsche Welle, funk.net sowie die Radiowellen und Onlineangebote der ARD, ebenso die Social-Media-Kanäle von ARD, Das Erste und den verschiedenen Landesrundfunkanstalten – sie alle beschäftigen sich ab 7. November mit der Frage, wie in Deutschland der Erhalt einer attraktiven Wohnumgebung und der Weg in eine zukunftsfähige Gesellschaft gelingen kann.

Die ARD-Themenwoche Stadt.Land.Wandel läuft vom 7. bis 13. November 2021.


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