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Gewaltige Vulkanexplosion Als der Krakatau die Welt erschütterte

Ein gigantischer Vulkanausbruch sprengt am 27. August 1883 die Insel Krakatau in Indonesien in die Luft. Der Donnerhall ist auf einem Drittel der Erde zu hören, es regnet Asche, Tsunamis verwüsten umliegende Küsten. Tausende Menschen sterben.

Stand: 07.08.2023 | Archiv

Undatierte Aufnahme der Vulkaninsel Krakatau vor dem Ausbruch 1883 | Bild: Sammlung Tropenmuseum, Royal Tropical Institute, Amsterdam

Am 27. August 1883 explodiert die Vulkaninsel Krakatau zwischen Java und Sumatra in der Sundastraße. Eine Serie ohrenbetäubender Eruptionen ist zum Teil noch mehr als 4.000 Kilometer entfernt in Australien und auf der Insel Rodrigues bei Mauritius zu hören. Die bis zu 800 Meter hohe Formation aus den Vulkanen Rakata, Danan und Perbuwatan zerbricht und kracht ins Meer.

Chronik des Ausbruchs

Vorboten

Jahrhundertelang war Krakatau eine harmlose Vulkaninsel in der Sundastraße zwischen Java und Sumatra. Die drei Schlote auf dem Eiland – Rakata, Danan und Perbuwatan – waren schon lange nicht mehr aktiv. Doch im Mai 1883 spuckte Perbutawan, der kleinste der drei, auf einmal Lava und begrub die Insel unter einem halben Meter Asche. Der Ausbruch kam nicht völlig überraschend: In den vorangegangenen Jahren hatte es in der Gegend der Sundastraße häufig Erdbeben gegeben. Ein Hinweis, dass die Erdoberfläche in Bewegung war.

Ouvertüre

Drei Jahre später, am Nachmittag des 26. August 1883, bahnt sich eine der größten Naturkatastrophen der Neuzeit an: Gegen 14.00 Uhr ist über dem Meer ein dumpfes Rollen zu hören, das nicht mehr aufhört. Schwarze Wolken steigen zum Himmel auf, um 17.00 Uhr ist es dunkel wie in der Nacht. Am Horizont, wo Krakatau liegt, schießt Feuer gen Himmel. Dann beginnt es, übelriechenden Schlamm zu regnen.

Ascheregen und Tsunami

Der Lärm wird immer lauter. Am 27. August gegen sechs Uhr morgens ist er bereits ohrenbetäubend. Eine Steigerung scheint unmöglich, doch um zehn Uhr tut es einen gewaltigen Schlag: Noch in 5.000 Kilometer Entfernung klingt er wie Geschützdonner. Die Erde bebt und eine über vierzig Meter hohe Welle rast durch die Sundastraße. Küstenstädte werden in Sekunden zerstört, selbst in Australien wirft die Flut Leuchttürme um. Die Rauchwolke des Vulkanausbruchs ist 700 Kilometer weit zu sehen. Noch in 2.000 Kilometer Entfernung fällt Asche vom Himmel. Als am nächsten Morgen der 28. August anbricht, sind von Krakatau nur noch Trümmer übrig.

Wassermassen strömen in die geleerten Magmakammern. Tsunamis mit bis zu 40 Meter hohen Wellen sind die Folge. Heißer Ascheregen geht nieder. Mehr als 160 Dörfer werden an den Küsten der Inseln Sumatra und Java zerstört, 36.400 Menschen sterben. Die Detonation, so berechnen Experten später, war mindestens 10.000-mal so stark wie die Hiroshima-Atombombe. Nur 100 Kilometer nordöstlich verfolgt die Mannschaft an Bord des US-Dreimasters "W.H.Besse" das Naturspektakel.

Vulkanausbruch des Krakatau macht den Tag zur Nacht

"Es war Mitternacht zur Mittagszeit, mit der Bö setzte ein starker Ascheregen ein, die Luft war stickig, dass man kaum atmen konnte. Fürchterliches Getöse vom Vulkan her, der Himmel voller Lichtblitze ... das Heulen des Windes, der durch die Takelage fuhr, war einer der schauerlichsten Erlebnisse, das man sich vorstellen kann ... alle glaubten, die letzten Tage der Erde seien gekommen."

Notizen des ersten Offiziers des US-Dreimasters 'W.H.Besse', 1883

Die Staubschwaden des Krakatau kühlen die Erde ab

Eine historische Aufnahme von 1952 zeigt einen aktiven Vulkan der Insel Krakatau in der Sundastraße in Indonesien.

Unhörbare Druckwellen laufen sieben Mal um den gesamten Globus. Im Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien werden Pegelschwankungen von mehreren Zentimetern registriert. Eine riesige Aschewolke rast in der oberen Atmosphäre um den Erdball. Durch die ungewöhnliche Lichtbrechung werden weltweit spektakuläre Sonnenuntergänge gemeldet. In New York rückt die Feuerwehr aus, weil Anwohner am westlichen Horizont Feuer vermuten. Weil die Staubpartikel das Sonnenlicht ins All zurückreflektieren, wird es merklich kühler auf der Erde.

Der Ausbruch des Krakatau : Ein globales Medienereignis

Der Vulkanausbruch wird zum ersten großen Medienereignis. Die Neuigkeit von der untergegangenen Insel konnte sich schnell auf der ganzen Welt verbreiten, weil wenige Jahre zuvor die ersten Tiefseekabel zur Telegrafen-Kommunikation in den Weltmeeren verlegt worden waren.

Anak - Das Kind des Krakatau

Anak Krakatau - Nachwuchs vom Krakatau

Nach der Explosion 1883 war von der Insel Krakatau kaum etwas übrig. Doch seit 1927 wuchs eine neue Vulkaninsel vom Meeresgrund empor: Anak Krakatau, übersetzt "das Kind von Krakatau". Immer wieder spukte der neue Vulkan Asche, Feuer und Lava. Dabei wurde er 338 Meter hoch, bis ihn am 23. Dezember 2018 mehrere Eruptionen erschütterten. Zwischen 150 und 180 Millionen Kubikmeter Gestein, Lava und Geröll stürzten nach Schätzungen der indonesischen Vulkanbehörde daraufhin ins Meer und lösten einen Tsunami aus, der mindestens 430 Menschen das Leben kostete. Anak Krakatau verlor durch den Ausbruch zwei Drittel seiner Höhe. Der Berg misst nun nur noch 110 Meter.

Die größten Vulkanausbrüche der vergangenen 200 Jahre

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