Quecksilber im Permafrost Giftstoffe gelangen durch Klimawandel in die Natur
Im arktischen Permafrostboden lagern riesige Mengen Quecksilber. Durch den Klimawandel und die Erwärmung taut der Boden auf und große Mengen des Gilfts gelangen in die Umwelt.

Die eisbedeckten Polkappen scheinen weit weg zu sein von Städten, Autos und Industrie. Trotzdem sind sie nicht unberührt von dem, was in Industrieregionen passiert. Denn viele Umweltgifte sind in den gefrorenden Böden, den sogenannten Permafrostböden, eingelagert. An erster Stelle das hochgiftige Quecksilber. Nachweisbar ist es zum Beispiel im Blut verschiedener Robben-Arten, die in der Antarktis leben.
"Es gibt einen Zusammenhang zwischen Robbenjungen und ihren Müttern: Stark belastete Mütter bringen Junge zur Welt, die schon viel Quecksilber im Blut haben."
Justine Thébault, Verhaltensökologin an der Universität Gießen
Viel Quecksilber in Polarregionen
Das Meer im Süden der Antarktis ist stärker mit Quecksilber belastet als die bewohnten Küsten. Die Polarregionen der Erde bergen riesige Mengen des Schwermetalls. Es gelangt in gasförmigem Zustand mit Luftströmungen dorthin. Und wenn es dort nach der monatelangen Polarnacht wieder hell wird, dann schnappt eine Art Quecksilber-Falle zu.
"Wenn die Sonne aufgeht, findet eine chemische Reaktion mit einem Brom-Salz statt. Dadurch wird das gesamte Quecksilber aus der Atmosphäre ausgewaschen und alles auf einmal auf der Landoberfläche abgeladen."
Paul Schuster, Geological Service in den USA
Klimawandel sorgt für Abtauen des Permafrostbodens
Quecksilber gelangt schon immer durch Vulkanausbrüche und Waldbrände in die Atmosphäre. Aber auch die Industrie und Kohlekraftwerke blasen das Gift in die Luft. Wenn es an den Polen am Boden landet, friert ein Großteil des Quecksilbers im Dauerfrostboden fest. Aber: Wenn es wärmer wird auf der Erde, taut selbst das ewige Eis auf. Dadurch wird nicht nur viel Kohlenstoff frei, der an den Polen eingelagert ist, sondern auch das Nervengift Quecksilber. Wie schnell das passiert, hängt davon ab, wie stark die Menschen das Klima in den nächsten Jahrzehnten noch anheizen.
"Die Vorhersagen reichen von 30 Prozent bis 99 Prozent des Permafrosts, der bis zur nächsten Jahrhundertwende auftaut. Was in einem natürlichen Kreislauf Tausende bis Millionen Jahre dauern würde, passiert jetzt in einer menschlichen Lebensspanne."
Paul Schuster, Geological Service in den USA
Quecksilber in der Nahrungskette
Durch die Erderwärmung wird auf einmal das Quecksilber frei, das sich über Jahrtausende angesammelt hat. Es gelangt dann auch in die Nahrungskette der Meere. Zuerst zu den Meerestieren, dann auch zu den Robben und Eisbären. Schließlich zu den Menschen, die auf Fischfang angewiesen sind.
Internationale Polartagung in Rostock
Vom 25. - 29 März 2018 treffen sich Forscher in Rostock, um über Polar- und Hochgebirgsregionen zu beraten. Ein Thema ist dabei auch das Quecksilber im Permafrost und der Klimawandel.
- Permafrost taut auf: nano, 1.10.2019 um 16 Uhr, ARD-alpha