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Mauersegler Nonstop in der Luft

Mauersegler sausen elegant durch die Lüfte - und ausdauernd: Sie können bis zu zehn Monate lang fliegen, ohne ein einziges Mal zu landen. Nur in der Brutzeit haben sie Bodenkontakt.

Stand: 21.03.2022

Mauersegler | Bild: picture-alliance/dpa

Mauersegler sehen so ähnlich aus wie Schwalben. Im Gegensatz zu ihnen sind sie aber keine Singvögel, sondern rufen laut. Mit ihrem charakterischen "Sri Sri" übertönen sie sogar den Straßenlärm in der Stadt. Wenn man genau hinhört, kann man sogar zwei verschiedene Stimmlagen vernehmen: Das Männchen ruft ein hohes Sri und das Weibchen ein tieferes Sri.

Ein Leben in der Luft

Mausersegler sind Zugvögel. Sie fliegen tausende Kilometer zu ihren Winterquartieren in Afrika und wieder zurück nach Europa. Schwedische Wissenschaftler wollten mehr darüber erfahren, wie sie diese Zeit verbringen. Deshalb schnallten sie etlichen Vögeln kleine Datensammelgeräte auf den Rücken. 19 dieser Datenlogger konnten sie auswerten. Von dem Ergebnis waren die Wissenschaftler überrascht: Manche Mausersegler fliegen von ihren Brutgebieten in Europa nach Zentralafrika, verbringen den Winter dort und fliegen wieder zurück, ohne dabei den Boden zu berühren. Einige Vögel machen zwar kurze Pausen, doch nehmen diese gerade ein Hundertstel der Zeit zwischen den Brutphasen ein. Denn nur beim Brüten im Sommer verbringen Mauersegler längere Zeit in ihrem Nest ohne zu fliegen. Eine weitere Studie schwedischer Wissenschaftler bestätigt, dass Mauersegler viel Zeit in der Luft verbringen und dabei auch große Distanzen zurücklegen. Durchschnittlich 570 Kilometer weit fliegen die Vögel demnach pro Tag. Die Forscher konnten sogar feststellen, dass die von ihnen untersuchten Tiere über neun Tage lang 832 Kilometer weit pro Tag flogen. Und: Die Vögel timen wohl ihren Abflug nach dem Wind, so ein weiteres Fazit der Wissenschaftler, die die Tiere mit einem speziellen Tracking-System ausgestattet hatten und dadurch Abflug- und Ankunftsdaten später auslesen konnten.

Nachtflug im Schlaf

Um zehn Monate ununterbrochen in der Luft bleiben zu können, müssen Mauersegler im Flug schlafen. Morgens und abends steigen sie weit auf und verweilen im Gleitflug in der Höhe. Vermutlich schläft bei ihnen in der Nacht nur eine Hirnhälfte, die andere steuert derweil den Flug.

Pünktliche Pedanten

Mauersegler brüten gern in den Ritzen zwischen Ziegelsteinen.

Mit beeindruckender Pünktlichkeit kehren die Mauersegler alljährlich aus Afrika zurück. In München tauchen sie beispielsweise zwischen dem 29. April und dem 1. Mai wieder auf. Wie im Blindflug fliegen sie zum Brutplatz des vergangenen Jahres. Doch wenn ein Brutplatz versetzt wird, genügen schon wenige Zentimeter, und der Mauersegler findet diesen nicht wieder. Veränderungen an der Hausfassade eines Altbaus können die Vögel daher in tiefe Verwirrung stürzen.

Mauersegler auf der Roten Liste

Früher brüteten Mauersegler an Felswänden. Die gibt es in Europa aber kaum noch. Daher wählen sie ihre Nistplätze heute an Gebäudemauern, unter Dächern, Regenrinnen und Balkonen. Doch die Vögel finden immer seltener geeignete Brutplätze bei uns. Seit 2016 stehen die Mauersegler daher in Bayern auf der Roten Liste gefährderter Tierarten. Auch der zunehmende Insektenschwund macht den Mauerseglern zu schaffen.

Tagelange Futtersuche

Hat sich Nachwuchs eingestellt, ist den Eltern für gutes Futter kein Weg zu weit. Manchmal fliegen sie dafür zig Kilometer weit. Dann lassen sie ihre Jungen sogar zwei oder auch drei Nächte allein. Ohne Fressen fallen diese in eine Art Starre, ähnlich einem kleinen Winterschlaf. Wenn die Eltern zurückkehren, haben sie den Schnabel randvoll mit den während des Fluges gesammelten Insekten. Für die Jungvögel ist das ein wahre Proteinbombe. Ist die Witterung allerdings zu schlecht, brauchen Mauersegler unsere Hilfe bei der Fütterung.

Meister der Lüfte

Mauersegler sind gesellig. Als Schwarm veranstalten sie in der Luft regelrechte Flugschauen mit komplexen Flugmanövern. Vermutlich dient das der sozialen Festigung der Gruppe. Möglicherweise ist der Flug aber auch eine Art Wettbewerb. Vielleicht macht es den Vögeln aber einfach nur Spaß, mit weit über hundert Kilometern pro Stunde gemeinsam schreiend durch die Lüfte zu sausen.


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