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Kometen Prächtige Schweifsterne, schmutzige Eisklumpen

Am eisigen Rand des Sonnensystems, weit von der Erde entfernt, wandern die Kometen: Himmelskörper aus Eis und Gestein. Sie sind uralte Klumpen aus dem Staub, der einst um die junge Sonne wirbelte. Zu ihr kehren sie immer wieder zurück - und zu uns.

Stand: 28.06.2022

Am "gefrorenen" Rand unseres Sonnensystems, in der Oortschen Wolke und im Kuiper-Gürtel hinter dem Neptun, befinden sich Millionen Materiebrocken unterschiedlicher Größe. Darunter auch die Kometen, rund 4,5 Milliarden Jahre alt - etwa so alt wie unser ganzes Sonnensystem.

Rückkehr nach tausend Jahren

Extreme Umlaufbahn eines Kometen

Kometen haben regelmäßige, aber exzentrische Bahnen um die Sonne. Oft kommen sie von außerhalb Plutos, ziehen knapp um die Sonne und werden wieder an den Rand des Sonnensystems geschleudert, um vielleicht erst in mehreren tausend Jahren wieder zu kommen.

Manche Kometen kommen nur selten

Forscher vermuten, dass am Sonnensystem vorbeiziehende Sterne mit ihrer Anziehungskraft Kometen aus ihrer ursprünglichen Bahn werfen, so dass sie auf die Sonne zusteuern. Andere Kometen kommen alle sieben, acht Jahre einmal bei der Sonne vorbei.

Kometen sind nicht selten, aber nur selten zu sehen

Es sind so viele Kometen im Sonnensystem unterwegs, dass Kometenjäger, die mit Teleskopen ausgestattet sind, permanent Schweifsterne beobachten können. Doch nur selten kommt ein Komet nahe genug und wird ausreichend hell, um ihn auch ohne Hilfsmittel zu sehen. Das kommt nur alle paar Jahre einmal vor. Im Sommer 2020 etwa war der Komet Neowise ein schön sichtbarer Komet, der sich auch gut fotografieren ließ:

Beim Schweife des Kometen

So entsteht der Schweif

Eines ist bei allen Kometen gleich: Wenn sich die "schmutzigen Schneebälle" der Sonne nähern, verdampfen die gefrorenen Gasanteile und reißen dabei kleinere Materiepartikel des Kometenkerns mit sich.

Langhaarige Gesellen

Dem Schweif verdanken die Kometen ihren Namen: "kome" (griech. für "Haar"), langhaarige Sterne.

Auf der sonnenabgewandten Seite des Kometen entsteht ein Schweif, der immer länger wird, je näher der Komet der Sonne kommt. Entfernt sich der Komet wieder von der Sonne, verschwindet auch sein Schweif.

Kometenbilder unserer User

Viel Licht durch (fast) Nichts

Steter Strom lässt den Kometenschweif wachsen

Der Schweif wird viele Millionen Kilometer lang, ist aber fast substanzlos. 1910 passierte die Erde direkt durch den Schweif des Halley'schen Kometen - ohne jegliche Auswirkung. Denn der Schweif besteht vor allem aus Gasen. Nur winzige Staubpartikel werden vom Nukleus mitgerissen, meist nicht größer als die Partikel im Zigarettenrauch. Doch die Masse macht's:

Der Halley'sche Komet verliert pro Sekunde rund drei Tonnen Material aus sieben sogenannten Jets. Daher auch seine merkwürdig trudelnde Bewegung, die aber in sich über Jahrmillionen gleich bleibt.

Kometen haben sogar zwei Schweife

Nicht ein, sondern zwei Schweife eines Kometen

Es entstehen sogar zwei Schweife: ein weißlicher Staubschweif und ein bläulicher Ionenschweif. Der viel längere Ionen- oder Plasma-Schweif zieht nicht hinter dem Kometen her, sondern weist immer von der Sonne weg, da die leichten Ionen vom Sonnenwind "davongeblasen" werden.

Zwei Schweife des Kometen Lulin

Der Schweif kann also auch seitlich vom Kometen wegweisen oder ihm gar vorausfliegen, wenn er selbst sich gerade von der Sonne entfernt. Der kürzere, leicht gekrümmte Staubschweif, der sich bei manchen Kometen bemerkbar macht, zieht dem Kometen dagegen hinterher, seine Masse ist träger.

Schmutzspur eines Kometen funkelt als Sternschnuppen-Regen

Der Schweif wird, anders als sein Name andeutet, nicht vom Kometen mitgezogen. Es ist ausgestoßenes Material, das im All bleibt - eine Dreckspur. Wie anderer Staub im Sonnensystem kreist auch der Kometenstaub weiterhin um die Sonne. Manche dieser alten Kometenspuren kreuzt die Erde regelmäßig. Dann sorgt der ehemalige Schweif des Kometen für ein strahlenes Funkeln: Sternschnuppen blitzen auf, oft in großen, berühmten Meteorschauern wie den Perseiden im August.

Der Kern der Sache

Strahlende Koma von Komet Ison

Der Kern oder Nukleus eines Kometen ist mit etwa zehn bis zwanzig Kilometern Durchmesser meist recht klein. Ihn umhüllt eine diffuse Wolke aus Staub und Gas: die sogenannte Koma, die schon mehrere hundert Kilometer entfernt vom Kern beginnt. Sie verhüllt den Nukleus so vollständig, dass er lange auch für Forscheraugen unsichtbar blieb.

Warum der Komet grün sein kann, sein Staubschweif aber nicht

Komet Lovejoy mit grünlicher Kometenkoma

Häufig leuchtet die Koma um den Kometenkern grünlich. Warum? Für die grünliche Farbe verantwortlich ist Dikarbon, eine Verbindung aus zwei Kohlenstoffatomen. Es wird in der Kometenkoma frisch gebildet, wenn organische Moleküle unter der Sonneneinstrahlung zerfallen. Laborversuche haben ergeben, dass der Dikohlenstoff seinerseits ebenfalls von der energiereichen UV-Strahlung der Sonne zersetzt wird - und zwar so schnell, als dass diese Moleküle gar nicht die Zeit haben, den Staubschweif zu erreichen, bevor sie schon wieder zerfallen.

Heiß: der kleine, schwarze Kern

Ein kleiner, harter Kometen-Kern

Erstmals schaffte eine Sonde im Jahr 2001 einen Blick unter die Koma: Am 22. September 2001 hatte "Deep Space 1" ein Rendezvous mit dem Kometen Borrelly. Aus "nur" 2.000 Kilometer Entfernung entstanden die ersten Bilder von der Oberfläche eines Kometenkerns. Die überraschende Erkenntnis: Der Kometenkern ist tiefschwarz, obwohl das Innere des Nukleus vor allem aus gefrorenen Gasen, also Eis, besteht. Doch die Oberfläche des Kometenkerns ist heiß und trocken und von einer harten Kruste aus verschmolzenem Staub überzogen.

Mission Rosetta: Erstmals auf einem Kometen gelandet

2014 gelang es der Raumfahrt erstmals, auf einem Kometenkern zu landen: Die Kometensonde Rosetta setzte das kleine Landegerät Philae auf dem Kometen Tschuri (67P/Tschurjumow-Gerasimenko) auf, um den Kometenkern zu untersuchen. Das ist ein besonderes Kunststück, denn so kleine Himmelskörper haben wenig Anziehungskraft, was eine Landung extrem schwierig macht.

Vom Schweif zum Klumpen

Asteroid

Bei jeder Umrundung der Sonne bildet ein Komet erneut einen Schweif aus. Je öfter er die Sonne umrundet, umso mehr Material verliert er im Laufe der Zeit. Irgendwann bleibt nur noch ein zusammengeschmolzener Materieklumpen übrig - ein Asteroid.

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