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Freitag, der 13. (K)ein Tag wie jeder andere

In der Antike war Freitag, der 13., noch ein guter Tag und der Liebesgöttin Aphrodite geweiht. Mit dem Christentum ging's bergab: Der Glückstag wurde zum Unglückstag. Wie kam's? Und warum man keine Angst vor Freitag, dem 13., haben muss.

Stand: 12.01.2023

Freitag, der 13., verliert kulturell an Bedeutung

Fällt der 13. Tag eines Monats auf einen Freitag, spricht der Volksmund von einem Unglückstag. Also lieber gar nicht vor die Tür gehen? Für Kulturwissenschaftler, wie Gunther Hirschfelder, Professor für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg, gerät dieser Volksglaube zunehmend in Vergessenheit. Grund dafür könnte eine Mischung aus Säkularisierung, Digitalisierung und einer Gegenwart sein, die mit Pandemien und dem Krieg in Europa sehr reale Schrecken besitzt.

Hirschfelder forscht seit Jahrzehnten über Phänomene wie Freitag, den 13. Seine Studenten führten im Jahr 2000 Tiefeninterviews durch. Rund ein Drittel der zufällig ausgewählten Befragten bestätigte damals, dass dieser Tag eine Bedeutung für sie habe. Dass dieses Ergebnis heute ähnlich ausfallen würde, hält der Professor für unwahrscheinlich. Es glaubten nicht mehr so viele Menschen wie früher an übergeordnete Mächte.

"Freitag, der 13., lebte davon, dass wir in der betulichen Zeit der alten Bundesrepublik oder auch in der DDR ins Büro gingen und erzählten, dass wir mit vereister Autoscheibe jemandem auf die Stoßstange gefahren sind."

Gunther Hirschfelder, Professor für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg

Damit habe Kommunikation angestoßen werden sollen. "Ähnlich wie bei einer Witzkultur." In der digitalen Welt aber, in der sich weniger Menschen persönlich in Büros träfen, habe sich solch eine niedrigschwellige Kommunikation fast überlebt. Sie lasse sich auch nicht posten. "Und für einen Facebook-Skandal reicht keine runtergefallene Sprudelflasche", so Hirschfelder.

Anzahl der Krankschreibungen an einem Freitag, den 13.

Bleiben Menschen aus Angst vor Freitag, dem 13., wirklich im Bett und melden sich krank? Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) gibt an: In den Jahren 2006 bis 2008 gab es drei- bis fünfmal mehr Krankschreibungen als an anderen Freitagen.

Heute ergibt sich für den vermeintlichen Unglückstag ein ambivalentes Bild: Die KKH mit rund 1,6 Millionen Versicherten hat ihre Daten aus den Jahren 2019 bis 2022 gescannt. Im ersten Coronajahr 2020 belegten die beiden Freitage, die auf einen 13. fielen, unter allen Freitagen in diesem Jahr einen auffälligen Spitzenplatz bei der Zahl der Krankmeldungen. In den Jahren 2021 und 2022, in denen jeweils ein Freitag auf den 13. eines Monats fiel, lagen sie mit den Plätzen 29 und 27 recht weit hinten. Im Jahr 2019 - mit zwei 13er-Freitagen - ergab sich Platz 9.

Freitage fallen häufiger auf einen Dreizehnten

Die schlechte Nachricht vorab: Freitag, den 13., gibt es relativ häufig: Ein- bis dreimal pro Jahr ereilt uns dieser Termin. Denn Freitage fallen häufiger auf einen 13. als andere Wochentage. Das zumindest errechnete der amerikanische Mathematiker Joseph Oscar Irwin. Da sich der Kalender alle 400 Jahre wiederholt, hatte er 4.800 Monate als Berechnungsgrundlage. Und in jedem gibt es einen 13. Die Verteilung auf die Wochentage war nicht gleich: Je 684-mal fällt der 13. auf einen Donnerstag oder Samstag, in 685 Fällen ist der 13. ein Montag oder Dienstag, 687-mal ein Mittwoch oder Sonntag und 688-mal eben ein Freitag. Ein minimaler Vorsprung.

An Freitagen passieren generell mehr Unfälle - aber nicht am 13.

Am Freitag passieren die meisten Unfälle. Aber nicht an einem Freitag, 13.

Die Analysen der Zurich-Versicherung in Deutschland lassen auf einen harmlosen Freitag, den 13., schließen. Seit dem Jahr 2009 wertet das Unternehmen die eigene Schadens-Statistik zum "schwarzen Freitag" aus. Das Ergebnis: Die Haus-Statistik zeigt, dass "im langjährigen Mittel die Zahl der an einem Freitag, den 13. gemeldeten Fälle auf ähnlichem Niveau wie an allen anderen Tagen liegt", sagt Bernd O. Engelien, Sprecher der Zurich Gruppe Deutschland.

Am Freitag, dem 13. Mai 2022, wurden sogar sechs Prozent weniger Schäden gemessen als durchschnittlich an einem Freitag im Jahr 2022.
Auch wenn statistisch an einem Freitag, den 13., nicht mehr Schäden passieren als an anderen Freitagen, kommt es immer wieder zu Unglücken: Am Freitag, den 13. Januar 2012, sank zum Beispiel das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio. Und am Freitag, den 13. Januar 2017, sorgte Sturmtief "Egon" in Europa für ein untypisches Schadenhoch. Diese Ereignisse werden jedoch nur als "Ausreißer" gesehen.

Kommende schwarze Freitage:

Freitag, 13.01.2023
Freitag, 13.10.2023
Freitag, 13.09.2024
Freitag, 13.12.2024

Was sich jedoch aus der Statistik ablesen lässt, ist, dass Freitage die unfallreichsten Tage der Woche sind. Seit 2011 wurden an allen Freitagen, (die nicht auf einen 13. fallen), im Schnitt 10,1 Prozent mehr Schäden gemeldet als an allen anderen Wochentagen.

Krankhafte Furcht vor dem Unglücks-Freitag und der Zahl 13

Paraskavedekatriaphobie

Diesen Namen trägt die Angst vor einem Freitag, den 13. Abgeleitet wird die Bezeichnung von den griechischen Worten "Paraskave" = Freitag, "Dekatria" = 13. Laut Christina Jochim, stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung in Berlin, sei das jedoch keine anerkannte psychische Erkrankung im internationalen Klassifikationssystem. Freitag, der 13., falle eher in die Kategorie magisches Denken.

Triskaidekaphobie

So wird die generelle Furcht vor der Zahl 13 genannt. Der Regensburger Volkskundler Gunther Hirschfelder begründet sie damit, dass die Zahl knapp aus dem uns vertrauten Zwölfersystem herausfällt: So gibt es zwölf Monate, zwölf Tierkreiszeichen und zwölf Jünger Christi.

Freitag, der 13. - echte Panik oder Nervenkitzel?

Heute spielt der Tag auch nach Ansicht von Christina Jochim im allgemeinen Bewusstsein eine kleinere Rolle als früher: "Wenn die Angst vor Freitag, dem 13., seltener thematisiert wird, gibt es auch weniger Grund, Angst zu haben." Und Psychologe Peter Beckwermert beruhigt: "Echte Angst vor einem Freitag, den 13., hat kaum jemand. Eher fühlen Menschen, die diesen Tag für einen Pechtag halten, ein gewisses Unbehagen. In der Regel ist die Aufmerksamkeit, die dieser Tag erhält, ein Kulturphänomen, das der Unterhaltung dient."

Dreizehnter ist Angst-Tag seit 1950er-Jahren

Die Idee, dass ein Freitag, der 13., ein Unglückstag ist, ist zudem noch ziemlich neu. Erst in den 1950er-Jahren taucht sie hier in Deutschland auf. Zwar ist die Zahl 13 schon sehr lange ungern gesehen. Sie störte schon in alten Hochkulturen die harmonische 12. Im Volksmund wird die 13 auch "Dutzend des Teufels" genannt. Und auch der 13. Gast beim letzten Abendmahl, der Verräter Judas, hat ihr Image nicht verbessert. Der Freitag hingegen war in der Antike ein positiv besetzter Tag - der Liebesgöttin Aphrodite geweiht. Doch das Christentum war dem Freitag nicht hold: Adam und Eva sollen am fünften Tag - dem Freitag - vom verbotenen Apfel gegessen haben. Und dass Jesus an einem Freitag gekreuzigt wurde, machte den Freitag zu einem Tag der Trauer und des Fastens.

Der Horror: Fliegen in Reihe 13

Die Angst vor der 13 hat längst ihren Platz in unserem Alltag: Viele Hotels haben keine Zimmernummer 13, einige Fluggesellschaften wie die Lufthansa verzichten in ihren Maschinen auf eine Sitzreihe mit der Nummer 13. Wirklich konsequent ist die Lufthansa dann aber doch nicht: Täglich gibt es unter anderem den Flug LH 013 von Hamburg nach Frankfurt.

Freitag, der 13. - ein importierter Aberglaube

Freitag, 13.: ein reiner Kunsttermin.

Doch lange Zeit waren der Freitag und die Zahl 13 in keinerlei Aberglaube miteinander verbunden. Der Kulturwissenschaftler Gunter Hirschfelder untersuchte, wann die beiden Unglücksraben zusammenkamen: 1869 brachte erstmals ein US-amerikanischer Journalist Kursschwankungen an der Börse mit einem Freitag, den 13., in Verbindung. Und in den 1950er-Jahren tauchte der Unglückstag als solcher erstmals in der deutschen Presse auf. Er ist also importiert, ähnlich wie der Valentinstag oder Halloween. Und warum streichen wir solche Daten gerne in unseren Kalendern rot an? Für Hirschfelder ganz einfach: Wir suchen uns neue Kunst-Termine, weil traditionelle Strukturierungen wie Aussaat, Ernte oder das Kirchenjahr heute kaum noch eine Rolle spielen.

Lichtblick: Glückszahl 13 im Judentum

Im Judentum verheißt die 13 übrigens Glück. Nach den jüdischen Phasen des Lebens ist 13 das Alter der Reife oder Verantwortung. Das Buch Exodus schreibt Gott 13 Eigenschaften zu.

Unglückstage im Ausland: "17" und "4"

Andere Nationen haben andere Unglückszahlen. In Italien und Brasilien ist es beispielsweise die 17. Denn schreibt man die Zahl in römischen Ziffern XVII, kann man sie zum lateinischen Wort VIXI umstellen. Das bedeutet: Ich bin tot. So wurde in Italien nie ein Renault 17 verkauft, stattdessen firmierte das Modell dort als Renault 117. Oder wir übernehmen die Furcht der Japaner und Chinesen vor der Vier. In beiden Sprachen erinnert der Wortlaut der Vier an Tod, im Japanischen auch an ein Leichenhemd - kein gutes Omen.

In Spanien und Lateinamerika ist übrigens nicht Freitag, der 13. ein Unglückstag, sondern Dienstag, der 13. Denn der Freitag, im Spanischen "viernes", eignet sich als Tag der Liebesgöttin Venus nicht zum Unglückstag. Dienstag dagegen heißt im Spanischen "martes" und ist dem Kriegsgott Mars gewidmet. Entsprechend das spanische Sprichwort: "An einem Dienstag, den 13., heirate nicht und schiffe dich nicht ein."

"Schwarzer Freitag" war ein Donnerstag

Es war ein schwarzer Tag für die US-Wirtschaft und Auslöser der Weltwirtschaftskrise, ein Freitag, der 13., war er aber nicht. Im Zusammenhang mit dem Crash der New Yorker Börse ist die Rede vom "Schwarzen Freitag". Der Tag fällt aber auf den 25. Oktober 1929. Seinen Anfang genommen hatte der Börsencrash in New York zudem genau genommen schon am 24. Oktober 1929, einem "Schwarzen Donnerstag" also. Bekannt geworden ist trotzdem der "Schwarze Freitag" - auch wegen der Zeitverschiebung und Auswirkungen auf Europa.


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