Gefahr durch Lichtverschmutzung Künstliches Licht lockt wandernde Fledermäuse an
Einige Fledermausarten – darunter auch die Rauhautfledermaus – ziehen wie Zugvögel zwischen ihren Winter- und Sommerquartieren hin und her. Dabei lockt sie laut einer Studie auch künstliches Licht an. Das kann gefährlich für sie werden.

Anders als bei vielen Vögeln registriert der Mensch den Zug der Fledermäuse kaum. Einige Arten, darunter auch der Abendsegler, legen große Strecken zwischen Winter- und Sommerquartier zurück. Insgesamt zählen den Angaben zufolge fünf der 25 in Deutschland vorkommenden Arten zu den sogenannten Fernziehern. Doch künstliche Beleuchtung kann sie dabei stören.
Rauhautfledermäuse an der lettischen Ostküste
Ein Versuch an einer stark überflogenen Stelle der Migrationsroute habe gezeigt, dass die streng geschützten Tiere von grünem Laserlicht angezogen werden. So das Ergebnis einer im Mai 2017 in der Fachzeitschrift "Plos One" veröffentlichten Studie von Forschern um den Verhaltensbiologen Christian Voigt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin (IZW). Die Wissenschaftler haben das Verhalten von Mücken- und Rauhautfledermäusen an der lettischen Ostseeküste untersucht. Deren Aktivität nahm um 50 Prozent zu, wenn ein Laser eingeschaltet und damit eine weiße Fläche beleuchtet wurde.
Fledermausrufe ausgewertet
Um Rückschlüsse auf die Aktivität der nachtaktiven Jäger zu ziehen, werteten die Forscher die Echorufe der Tiere aus. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Fledermäuse nicht von Insekten angezogen werden, die sich um Lichtquellen wie Laternen und Lampen scharen. Denn Fledermäuse geben spezielle Rufe von sich, wenn sie Insekten jagen. Doch von diesen Rufen wurden nur wenige gezählt. Nun gehen die Wissenschaftler davon aus, dass das Licht selbst attraktiv auf die Fledermäuse wirkte.
Um die Insekten nicht noch extra anzulocken, wählten die Forscher übrigens grünes Laserlicht, da Grün als unattraktive Lichtfarbe für Insekten gilt.
Lichtverschmutzung als Problem
Die Forscher vermuten, dass die nächtliche Beleuchtung in vielen Ländern die Flattertiere und ihren Flug beeinflusst. Ähnlich wie bei einigen Zugvögeln, von denen bekannt ist, dass Licht sich auf ihre Orientierung auswirkt. Nach IZW-Angaben sitzt in deren Netzhaut ein spezielles für Kunstlicht empfängliches Pigment. Warum allerdings Fledermäuse von der Lichtquelle angezogen wurden, ist noch unklar.
Umwege kosten Energie
Die Studienautoren sehen die Gefahr, dass Fledermäuse von beleuchteten Offshore-Plattformen aufs offene Meer gelockt werden könnten. Zudem werde der Nachthimmel immer mehr durch Leuchtreklame, Laternen und andere künstliche Lichtquellen aufgehellt. Gerade in Osteuropa sei eine Zunahme an Lichtverschmutzung zu beobachten, so Voigt. Das Abweichen von der optimalen Zugstrecke koste die Tiere stets Energie. "Bei jeder einzelnen Straßenlaterne ist zu überlegen, ob sie tatsächlich notwendig ist oder nicht", erklärte Voigt.
Warum fliegen Fledermäuse so weit?
Noch nicht geklärt ist, warum einige Fledermäuse so weit wandern. Der Abendsegler beispielsweise überwintert in Bayern, zieht aber im Laufe des Mai nach Nord-Osten. In Brandenburg bringen die Abendseglerweibchen ihre Jungen zur Welt. Sobald diese richtig fliegen können, machen sie sich wieder auf den Rückweg. Ab August sind sie wieder in Bayern.